Admin: Dieser Eintrag ist ursprünglich aus dem Jahr 2008. Bei “Durchsicht” der Einträge ist mir noch ein Kommentar von Susanne Mehs aufgefallen, den ich in den Eintrag übernommen habe…
Dr. Andreas Rühling (Kiel): Sehr geehrter Herr Tams, bin dabei, die Geschichte meines Vaters aufzuarbeiten. Er war mit Küntscher in Russland, 30. Infanterie Division, Sanitätskompanie 30. Die Aufnahme (oben) hat mein Vater im Oktober 1941, in Kality am Polomet Fluss (nicht an der Pola) gemacht.
Wolfgang Kather wurde durch das unten abgebildete Gebäude mal wieder (und hoffentlich nicht das letzte mal) angeregt und hat aus seinen unerschöpflichen Gehirnwindungen Schleswiger Erinnerungen zu Tage gefördert.Wenn man auf das Auto klickt, wird man auf den Lebenslauf von Prof. Küntscher stoßen, der den alten Schleswigern für “immer” im Gedächtnis bleiben wird. Die Geschichte mit dem Sportwagen, den er bar aus der Tasche bezahlen wollte, ist jedem älteren Schleswiger bekannt.
HM: Habe an seinem Wagen geschraubt (Austin Healey 3000 blau metallic ohne Verdeck, ich war noch Lehrling Auto Centrum Flensburg Wilhemstrasse)
Charly Mügge: …DR KÜNTSCHER FUHR IN SEINEM JAGUAR IMMER OHNE MÜTZE. ALLES ANDERE KANN ICH NUR BESTÄTIGEN…
Dazu gehört auch noch, wie mein Vater immer erzählte, dass der Professor im Winter das Eis aufzuhacken pflegte, um baden zu gehen.
Das, was Wolfgang in seinem Kommentar zum Gebäude am Hesterberg der Welt bekannt gibt, hat natürlich noch eine besondere, persönliche Qualität. Ich zitiere auszugsweise:
…Nach den Erzählungen meines Vaters begrüßte Prof. Küntscher die englischen Besatzer mit Halleluja, woraufhin er erst einmal in einen Schweinestall eingesperrt wurde….
…Der Hausmeister dieser Anlage, der auch den Krankenwagen fuhr und die Versuchshunde des Prof Küntscher betreute, deren Stimmbänder durchtrennt waren, damit sie im Zwinger nicht so einen Krach machten, war ein gewisser Mertsch, mit dessen Sohn ich in der ersten Klasse bei Peter Ganz zusammen war…
Dazu Prof. Küntscher in seinem eigenen Lebenslauf:
…Der weitere Verfolg dieser Arbeiten führte unmittelbar zur Erfindung der Marknagelung, die ich zunächst am Hunde ausprobierte und im Oktober 1939 auch erstmalig am Menschen ausführte…
Auszüge aus einem SN-Artikel vom 25. Juli 2011 – “Flensburg: Darf ein Nazi-Arzt einer Straße den Namen geben?” von Bernd Philipsen:
An diesem Denkmal der Medizingeschichte sind hässliche Flecken entdeckt worden – braune Flecken.
…
In dem einen Fall handelt es sich um die Denunziation eines jüdischen Mediziners durch den SA-Arzt Küntscher, der in antisemitischer Weise beim Kieler Führer des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes einen Kollegen anschwärzte…
…
…belegt wird in dem Ärzteblatt ferner, wie Küntscher den Direktor der Kieler Augenklinik unter Druck gesetzt hatte, einen „alten Kämpfer“ der nationalsozialistischen Bewegung als Assistenten einzustellen.
Admin: Ich meine, dass diese in der Zeitung veröffentlichten Informationen hier nicht weggelassen werden dürfen.
Admin: Nachtrag…
Susanne Mehs: Hallo
hab den Flensburger Artikel leider erst heute entdeckt und google grad nach den Auswirkungen
Anbei erstmal der Link zu dem Artikel, auf den sich die Zeitung stürzte.
Küntscher war
ein Haudegen,
ein Lebemann,
ein eitler Fatzke (in manchen Situationen, etwa wenn er sich nach oben besser darstellen wollte),
ein Nazi,
ein berechnender Karrierist,
ein Denunziant (je nachdem was sich anbot, der eine war halt Jude, der andere “nur” ein Saboteur oder einfach ein Idiot)
und Streithahn, der seine Scharmützel um Nichtigkeiten gerne über den Dienstweg ausfocht
(wobei diese 4 Positionen zusammengehören, ohne aktiver Nazi zu sein, wäre ihm das andere nicht möglich gewesen)
Er war ein eher mittelmäßiger Wissenschaftler (den Marknagel hat er auch nicht konkret erfunden, sondern verschiedene ähnliche Ideen zum Optimum kombiniert und konnte dank NS-Seilschaften und Wehrmacht die Methode ausbauen und dank verlorenem Krieg weltweit bekannt machen), der es aber verstand Technik/Mechanik und Medizin zu vereinen.
Ohne Nazis wäre er also hier auch nicht weit gekommen.
Auch fällt es auf, dass er im Grunde nach dem Krieg nur Staaten bereiste, wo man Deutschen, auch Alt-Nazis, gegenüber nicht abgeneigt war, da schon während des Krieges politische Verbindungen bestanden (Francos Spanien, Argentinien u. andere Südamerikanische Staaten, Japan, Finnland,… )
Er war aber auch
ein Spaßbold,
einer der sich für Kollegen und Kolleginnen (incl. Schwestern, Haustechniker etc.) einsetzte (solange sie ihm nicht karrieretechnisch im Wege standen, mit jüdischen Schwestern sowie Maatz mit seinen evtl. Küntscher gar nicht bekannten und Pohl mit seinen angeblichen Freimaurerbeziehungen blieben unangetastet, obwohl sie gefährlich lebten),
einer der sich zumindest nach unten ohne Standesdünkel zeigte,
einer der nach dem Krieg eher understatement zeigte (dazugelelrnt?),
ein Tüftler,
ein Künstler,
ein Tierliebhaber (die Hunde wurden in einer ordnungsgemäßen OP zum Schweigen gebracht, zu der Zeit nicht selbstverständlich, andere hätten lediglich ein bisschen Narkose gegeben und vor Ort schnipp gemacht),
ein guter Arzt,
Ein eher unterschätzter Biomechaniker,
ein extrem begabter chirurgischer Handwerker,
DER Spezi für Knochenbrüche zu seiner Zeit weltweit gesucht (die USA hätten ihn gerne wie einige andere NS-Wissenschaftler vereinnahmt, ähnlich wie bei der Aktion Papierclip, er blieb in seinem “Provinzkrankenhaus” egal was man ihm in USA bot),
in seinen jungen Jahren ein ganz fescher…..
mit gebrochenem Herzen (weshalb er danach nie heiratete)
Die beiden letzten Punkte sprechen auch dafür dass er ein Mann mit Prinzipien war, das kann man positiv wie auch negativ sehen.
Ja, ich bin hin und hergerissen, finde aber die positiven Eigenschaften überwiegen. Dennoch müssen die negativen Dinge auch angesprochen werden, wenn man ein historisch-korrektes Bild von ihm gewinnen möchte, und nicht nur ein nostalgisches.
Als Historikerin finde ich diese Bloß-keine-Nazi-Strassennamen-Manie ebenso zwiespältig.
Jeder der zu der Zeit oder kurz nach dem Krieg irgendetwas herausragendes geleistet hat, hat auch irgendwo Dreck am Stecken oder war zumindest in etwas hervorgehobenerer Position in der Partei oder hat sonstwie vom System profitiert. Selbst die Eliten aus den 1960er und 70er Jahren, die dann weit genug waren, um etwas zu bewegen, kamen ja nicht aus dem Nichts.
Wie sollen sich spätere Generationen an die Nazistrukturen und wie es dazu kam erinnern und daraus lernen, wenn jeder Name aus dieser Zeit unerwünscht ist und ausradiert wird.
Schöne Grüße aus Kiel vor allem an Herrn Kather.
2.910 Ansichten
Prof. Küntscher muß ein harter Knochen gewesen sei: Auf dem Holm erzählte man, daß er im Winter seinen Jaguar XK 120 vor dem Kohlenschuppen am Hafen parkte, sich auszog, sich eine Axt schnappte und ein Loch ins Eis hackte. Nach einmaligem Untertauchen zog er sich wieder an und fuhr davon (Natürlich ohne Mütze!).
Lieber Gerd Meyer, Du bist doch der Cornettist von der Old Viking town!!!!!!!!!!!, Ich habe schließlich mit den Automodellen des Prof Küntscher gespielt! Ich weiß schließlich auch warum er einen Jaguar und keinen Daimler gekauft hat, aber ein harter Knochen war er immer, was zu Beispiel auch dadurch bewiesen wurde, daß er seine Socken so anzog wie es kam, das war in der Regel nicht paarweise. Geschockt hat er auch ihm gewogene Leute als er eine Kuh im OP einer Knochennagelung unterzog.
Aber eigentlich dachte ich Küntscher ist bei uns durch, um so schöner wenn er wieder auftaucht!!!!!! , da ich ihn ja noch als vier, fünfjähriger persönlich kekannt habe.
Diese Mail hat das Klassentreffen kürzlich von einem “Uwe” bekommen:
(Ich habe da noch nicht angerufen…wie wäre es Wolfgang…)
Da ich nicht genagelt werden möchte verzichte ich darauf.
Ich weiß aber noch von meinem Vater, daß nach Kriegsende häufiger englische Ärzte in Schleswig(wahrscheinlich Army-Angehörige) waren um Küntscher zur Nagelung zu befragen und Ihre Kenntnisse zu erweitern. Wenn ich mich recht erinner war auch ein Arzt dabei der ein Buch über die Nagelung schrieb und von dem Küntscher hinterher sagte, daß er keine Ahnung davon hätte.
Was sagt uns das?
Verkaufe die Maschine in England
Ich vergaß zu erwähnen, daß Prof.
Küntscher seinen Jaguar auch im Winter
offen fuhr. Sonst wäre er ja auch nicht
ein ganz so harter Knochen gewesen!
Als 4 1/2 jähriger Bubi diagnostizierte der Arzt an meinem Körper Nabelbruch und Leistenbruch. Ein chirugischer Eingriff war von Nöten. Also nahm meine Mutter mich an die Hand und wir suchten den Dr. Küntscher in seiner Dienst”wohnung” (Residenzpflicht) in der Nachbarschaft auf. Nach unserem Anliegen befragt bat er uns in seine Stube und vereinbarte nach eingehender Untersuchung alsgleich einen OP-Termin zum übernächsten Tag; die seltsamen zeitraubenden Verwaltungsaufwände in der heutigen Zeit scheinen absurd.
Die OP lief ertragbar, die Wunden wurden nicht genäht sondern geklammert. Nur der Krankenhausaufenthalt machte mir zu schaffen. Ich lag mit einer “Horde” von 8 Kindern bis zu 16 Jahren in einem “Saal”.
Nach der der schmerzhaften Entfernung der Klammern durfte ich wieder nach Hause. Fast täglich fuhr der Prof, oft mit einer leinenen Sturmkappe behauptet, an unserem Haus vorbei.
So direkt wie Holger Petersen und die anderen Kommentatoren habe ich keine Erinnerung an Prof. Küntscher.
Ich kann mich aber daran erinnern, daß speziell die Damen in Schleswig glänzende Augen bekamen, wenn von ihm gesprochen wurde ….
Betr.: Damen
Ich kann mich gut an ihn erinnern, da wir ihn oft im Stadtweg auf unserm Schulweg nach Hause gesehen haben.
Damals interessierte uns natürlich mehr das Auto, als die hübschen und jungen Schwestern, die er fast immer neben sich sitzen hatte!
Honi soit qui mal y pense!
(Hoffentlich hävv ick dat richtich schreeven ?)
Ein Nachtrag…
Hallo
hab den Flensburger Artikel leider erst heute entdeckt und google grad nach den Auswirkungen
Anbei erstmal der Link zu dem Artikel, auf den sich die Zeitung stürzte.
Küntscher war
ein Haudegen,
ein Lebemann,
ein eitler Fatzke (in manchen Situationen, etwa wenn er sich nach oben besser darstellen wollte),
ein Nazi,
ein berechnender Karrierist,
ein Denunziant (je nachdem was sich anbot, der eine war halt Jude, der andere “nur” ein Saboteur oder einfach ein Idiot)
und Streithahn, der seine Scharmützel um Nichtigkeiten gerne über den Dienstweg ausfocht
(wobei diese 4 Positionen zusammengehören, ohne aktiver Nazi zu sein, wäre ihm das andere nicht möglich gewesen)
Er war ein eher mittelmäßiger Wissenschaftler (den Marknagel hat er auch nicht konkret erfunden, sondern verschiedene ähnliche Ideen zum Optimum kombiniert und konnte dank NS-Seilschaften und Wehrmacht die Methode ausbauen und dank verlorenem Krieg weltweit bekannt machen), der es aber verstand Technik/Mechanik und Medizin zu vereinen.
Ohne Nazis wäre er also hier auch nicht weit gekommen.
Auch fällt es auf, dass er im Grunde nach dem Krieg nur Staaten bereiste, wo man Deutschen, auch Alt-Nazis, gegenüber nicht abgeneigt war, da schon während des Krieges politische Verbindungen bestanden (Francos Spanien, Argentinien u. andere Südamerikanische Staaten, Japan, Finnland,… )
Er war aber auch
ein Spaßbold,
einer der sich für Kollegen und Kolleginnen (incl. Schwestern, Haustechniker etc.) einsetzte (solange sie ihm nicht karrieretechnisch im Wege standen, mit jüdischen Schwestern sowie Maatz mit seinen evtl. Küntscher gar nicht bekannten und Pohl mit seinen angeblichen Freimaurerbeziehungen blieben unangetastet, obwohl sie gefährlich lebten),
einer der sich zumindest nach unten ohne Standesdünkel zeigte,
einer der nach dem Krieg eher understatement zeigte (dazugelelrnt?),
ein Tüftler,
ein Künstler,
ein Tierliebhaber (die Hunde wurden in einer ordnungsgemäßen OP zum Schweigen gebracht, zu der Zeit nicht selbstverständlich, andere hätten lediglich ein bisschen Narkose gegeben und vor Ort schnipp gemacht),
ein guter Arzt,
Ein eher unterschätzter Biomechaniker,
ein extrem begabter chirurgischer Handwerker,
DER Spezi für Knochenbrüche zu seiner Zeit weltweit gesucht (die USA hätten ihn gerne wie einige andere NS-Wissenschaftler vereinnahmt, ähnlich wie bei der Aktion Papierclip, er blieb in seinem “Provinzkrankenhaus” egal was man ihm in USA bot),
in seinen jungen Jahren ein ganz fescher…..
mit gebrochenem Herzen (weshalb er danach nie heiratete)
Die beiden letzten Punkte sprechen auch dafür dass er ein Mann mit Prinzipien war, das kann man positiv wie auch negativ sehen.
Ja, ich bin hin und hergerissen, finde aber die positiven Eigenschaften überwiegen. Dennoch müssen die negativen Dinge auch angesprochen werden, wenn man ein historisch-korrektes Bild von ihm gewinnen möchte, und nicht nur ein nostalgisches.
Als Historikerin finde ich diese Bloß-keine-Nazi-Strassennamen-Manie ebenso zwiespältig.
Jeder der zu der Zeit oder kurz nach dem Krieg irgendetwas herausragendes geleistet hat, hat auch irgendwo Dreck am Stecken oder war zumindest in etwas hervorgehobenerer Position in der Partei oder hat sonstwie vom System profitiert. Selbst die Eliten aus den 1960er und 70er Jahren, die dann weit genug waren, um etwas zu bewegen, kamen ja nicht aus dem Nichts.
Wie sollen sich spätere Generationen an die Nazistrukturen und wie es dazu kam erinnern und daraus lernen, wenn jeder Name aus dieser Zeit unerwünscht ist und ausradiert wird.
Schöne Grüße aus Kiel vor allem an Herrn Kather
Susanne Mehs
Dass dem Doktor sein Sportwagen wichtig war, wird gleich an mehreren Stellen deutlich. Aber wie lautet denn nun die “Geschichte mit dem Sportwagen, den er bar aus der Tasche bezahlen wollte”, die “jedem älteren Schleswiger bekannt” ist??
Meine Version lautet so: Dr. Küntscher betrat einen Autoladen und wollte ein Auto kaufen und bar bezahlen. Der Verkäufer wollte nicht, weil der potentielle Käufer auf ihn nicht seriös wirkte. Daraufhin kaufte K. seinen Wagen woanders.
Nun habe ich auch eine Frage: Warum kommentieren Sie anonym?
Danke!
Habe an seinen Wagen geschraubt ( Austin Healey 3000 blau metallic ohne Verdeck ich war noch Lehrling Auto Centrum Flensburg Wilhemstrasse )