Ostermontagspost

Admin: Update am 21.1.2023 – wie die Zeit vergeht – bitte “scrollen”!

Alter Eintrag:
Moin, Herr Tams, an diesem sommerlichen Ostermontag!

Der Hornbrunnen umfaßt meine Kindheit, bloß ist in der Erinnerung so wie bei Herrn Voß alles deutlich größer…

Das fängt beim Park an, jetzt nur noch wenige Bäume und schon die Mansteinstrasse: Am Platz des Klettergerüstes konnte man damals in einen Kirschbaum klettern, bis einer von uns mit Ast runterkam und dann gebrochenem Arm. Zuhause gabs nochn Jackvull
bobenopto, “kunns nich beeder oppassen?”. Ganz links aufm Bild die Garage vom dänischen Pastorat. Bei dem Gesamtbau wurde wohl auch der Schuttabladeplatz unzugänglich: Aus Auto-Akku-Separatoren bastelten wir Käfige für Maikäfer. Material für leichtsinnige Knaller (Karbid) fand sich dort auch…

Nach Ihren Fotos weiß ich, im Haus von Maler Hempel wohnte Rolf Montag, nach dem ich a.a.O. mal gefragt hatte. Daneben war ein Garten. Der Besitzer kam mit einem Auto, einem schwarzen Adler! Versuchsweise wurde der Auspuff mit Laub verstopft…

Natürlich entwickelte sich im Hornbrunnen auch mein erster Berufswunsch: Lumpensammler. Wir hatten zwar so wie dieser einen Bollerwagen, den wir zum Holzsammeln bis zum Pöhler Gehege zogen, aber er mußte seinen nicht selber ziehen: Im Gespann zogen für ihn zwei Schäferhunde…

Die beiden Fotos müssen 1944 gemacht worden sein (1945 hatte der “Tommy” die Kamera kassiert): Hornbrunnen 18 mit üppigem Weinstock – gelegentlich ernteten wir sogar genießbare Beeren –
und eine Geburtstagsfeier am 19.6.1944 mit selbstgemachter Erdbeersahnetorte – das hieß dann “wie in Friedenszeiten”. Das Mädchen links, das seinen Kuchenlöffel so begeistert abschleckert, ist die Schwester von Heinz Bartheidel vom Erdbeerenberg. Das Mädchen rechts ist Eike Sönnichsen. Sie war “schon groß” und brachte dem Schreiber Ordnung bei. Wenn Spielende angesagt war, ging sie mit gutem Beispiel und Aufräumen voran. So wurde sie wohl auch Lehrerin und ging ins nachbarliche Königreich.

Nachgemeldet:

…op de linke Siet, dat is Ute B… In mien Erinnern weer se lüttbeeten wat öller as ehr Broder Heinzi. See haar mi froocht: “Hannsi, lädst Du uns zu Deinem Geburtstag ein? Wir bringen Dir auch was mit!”

Nochmal nachgemeldet:

…just fiel mir der Original-Beleg für die “in Verwahrung genommene” Kamera in die Finger – vielleicht hat mit ihr der englische Offizier dann seine Kameraden ablichten wollen. Auf dem Platz bei den Garagen des Bahnhof-Hotels Ecke Bahnhofstrasse /
Hornbrunnen hatten sie sich aufgestellt. Nach dem Druck auf den Auslöser öffnete er die Kamera, ein Bild hat er aber wohl nicht entdeckt…
Wenn man das Datum sieht, wurde offenbar zügig konfisziert und die Drohungen bei Nichtablieferung waren massiv.

Gibt es noch die Schwengelpumpe in der Senke zwischen den Häusern am Ende, wo Hornbrunnen und Mansteinstrasse aufeinandertreffen? Von da hat der Hornbrunnen der Sage nach ja seinen Namen und Herzogs vom Schloß Gottorf bezogen von dort Dero Teewasser.
Best Wisches! Hanns Mieschendahl

Admin: Ich habe bisher vergeblich nach einem Foto des Hornbrunnens gesucht. Stattdessen hier etwas aus “Alt-Schleswig” (1923) von Heinrich Philippsen:

Was die Lull-Kapelle für den Lollfuß war, war für den Friedrichsberg der Hornbrunnen, der die ersten Anfänge des “Kratzenberg” hat vermutlich entstehen sehen und als lustig sprudelnder Waldquell vielleicht schon in vorgeschichtlicher Zeit seine heilbringende Wirkung äußerte. Die Sage umspinnt ihn und führt das Auffinden der Quelle auf einen weißen Hirsch mit goldenem Geweih zurück, der, als er gejagt wurde, sein Geweih an der Stelle abstreifte, wo die Quelle emporquoll, die deshalb den Namen “Hornbrunnen” oder “Hirschhornbrunnen” erhalten habe… …Tatsächlich war der Hornbrunnen während der Regierungszeit der Gottorfer Herzöge eine “hochfürstliche” Quelle, aus der für die herzogliche Tafel “das Theewasser geschöpft” und die, wenn sie vorübergehend “zugestopfet” oder “ganz leck” war, und auf Kosten der Herrschaft wieder in Stand gesetzt wurde. Trotzdem ist sie im Laufe der Zeit aus der Mode gekommen und heute in eine gewöhnliche Pumpe umgewandelt, die ihre reiche Vergangenheit nicht ahnen läßt…

Hanns Mieschendahl:
Ein Foto vom Hornbrunnen, vorgekramt während Stöberns im Klassentreffen und dabei “Guttempler“:

Links der Kindergarten – daaamals mit Tante “Herr”mine, oben wohnte Kantor Ehlers – , rechts Hornbrunnen 18.

Das grössere anschliessende Haus Richtung Bahnhofstrasse (müsste dann Nr. 20 sein ist die Nr. 20, vor dem Eckhaus Kolonialwaren Helga Diedrichsen) war das Guttempler-Haus. Die schwarze Schrift auf grauem Spritzputz konnte man noch lange lesen.

Bei Fliegeralarm sassen wir dort an die Wand gepresst im dunklen Keller, der uns – das wussten wir – bei einem Treffer höchstens zum Verhängnis werden konnte. Die Nähe zum Bahnhof als möglichem Ziel war schon ungünstig.

Von antialkoholischen Aktivitäten weiss ich nichts (mehr).

In dem Haus wohnte Familie Wedler. Sie bekamen dann reichlich Einquartierung von Flüchtlingen aus östlicheren Gebieten, so auch Familie Grochla, die uns in … Erinnerung blieb…

Hanns Mieschendahl:

In Nr. 18 wohnten wir von Ende Mai 1942 bis zum Sommer 1955, in der Zeit entstand das s/w-Foto.

Mit meinem ersten Auto mit OLD-Kennzeichen war ich offenbar wieder im Hornbrunnen. Diesen Käfer hatte ich bis 1972. Und den Hornbrunnen befuhr man noch in beiden Richtungen.

Und beim Dia von 1996 hatte ich die Ecke vom Guttemplerhaus mit der Hausnr. 20 noch mit drauf!

Die äusseren Wandlungen der Häuser sieht man, was mag innen verändert sein? Wir bewohnten damals Hochparterre – unter den Fussbodenbrettern gab es nichts als ca. 0,5m Luft und dann modderiges Erdreich. Als in den 50ern Bretter hochgenommen wurden, wussten wir, warum die Wohnung so muffig war und Lüften nicht wirklich half. Der Eigentümer wollte dieses Haus auch gerne verkaufen.

Die Wasserleitung – in der ganzen Wohnung in der Küche ein Wasserhahn über emaillierter Spüle – als Bleirohr im Flur. Da habe ich dann auch selbst mal gesehen, wie das Bleirohr eine Beule bekam, die sich immer weiter aufblähte bis zum Platzen. Das geschah häufiger – wie früher das Reissen der Schuhbänder immer im unpassendsten Augenblick und nicht nur bei eigentlich keiner Zeit, sondern die Bänder waren natürlich schon mal gerissen und geknotet und nun zu kurz.

Dafür wurden neue Schuhe (wegen Knöchelstützung nie Halbschuhe, auch sommertags immer Stiefel) deutlich zu gross gekauft – zum Reinwachsen. Bis sie passten, brauchten sie bestimmt schon neue Sohlen, wobei mein Grossvater auch
sämtliche Schusterarbeiten in der Familie übernahm (Admin: hier ein Beispiel und noch eins :D ).

Dann kam die Zeit, wo die Schuhe eigentlich schon zu eng sassen. War dann gar nichts mehr zu machen und Sommer, wurden vorsichtig die Spitzen aufgeschnitten und die Zehen bekamen Lich un Luf: Das schaff Saf un Kraf…

Update am 21.1.2023: Hallo Herr Tams!

Friedrichsberg war meine Kindheit: Von 1942 bis 1955 wohnten wir in Hornbrunnen 18 (Eigentümer Kaufmann Steen / Erfde); unten.

Oben Fam. Sönnichsen. Dort, wo auf Ihrem Foto die Garage steht, hatten wir (vor dem Walnussbaum) nur Gemüsebeete. Davor am ganzen Grundstück zum Bürgersteig eine Dornenhecke: 1937 wäre dann eher 1973? Im Keller des Logenhauses warteten wir
während des Krieges auf Entwarnung durch die Sirene auf dem Bahnhof. Auf dem Foto links ein Stück der Hainbuchenhecke des Gartens und Fenster der Wohnung von Frau Helenz, geb. Ramcke: “Mein Bruder, der Herr General” erwähnte sie gerne… Die Ecke dieses Hauses Hornbrunnen – Bahnhofstr.: Helga Diedrichsens Kolonialwarenladen. Rechts neben dem Logenhaus andere rückseitige Fenster von Bahnhofstr.-Wohnungen: Da oben wohnte Frau Schäffler (BLS-Chefin) mit ihrer Mutter.
Moin! Moin! – DC4LA

DC4LA: Unser anhaltender freundlicher Kontakt zu Schäfflers ergab sich, als meine Mutter im Herbst 1942 bei Lill+Kähler zu gerne einen Einkochkessel für die Früchte der Kleingartenparzelle in der Anlage am Kolonnenweg erstanden hätte: Den letzten Kessel hatten sie leider verkauft, Hoffnung auf Nachlieferung gab`s im Krieg natürlich nicht. Lill+Kähler wussten aber noch, dass sie den Kessel an Frau Schäffler verkauft hatten und schlugen meiner Mutter vor, doch mal bei Schäfflers wegen möglicherweise gemeinsamer Nutzung nachzufragen. Schäfflers teilten gerne. Und 1948 erfuhr Frau Schäffler, dass die Engländer im Rahmen der Readadjucation in Neumünster einen Kurs Lehrerausbildung starteten, und überredete meine Mutter erfolgreich zur Teilnahme. Ihre erste Stelle als Lehrerin trat meine Mutter dann in Meddewade an: Mit Mittagstisch bei den Bauern und Torfdeputat, und weil weiblich: 1 Wochenstunde mehr Unterricht und dafür 10% weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Begründung damals: Frauen sind häufiger krank… Das Lehrerinnengehalt selbst reichte gerade für die Familienwohnungsmiete im Hornbrunnen, ihr Dachzimmerchen in Meddewade und 2 Fahrten zur Familie nach Schleswig.
Lill+Kähler gegenüber in der Friedrichstrasse Foto Münch mit seinem guten Fotolabor und auch Drogerie Männel: Deren Schaufenster – jahrelang leer – füllte sich überraschend und schlagartig richtig üppig mit dem Tage der Währungsreform! Sogar Zahnbürsten (teilbeborsteter Holzgriff) lagen da plötzlich. Zum Preise von DM 1 pro Stück bei DM 40 Kopfgeld doch schon ‘ne Ausgabe.

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4 Gedanken zu „Ostermontagspost“

  1. “Mien Kinnertied, wat weers du scheun…” – na ja, und die im Mai 1945 prompt und endgültig in Verwahrung genommene Kamera hat vielleicht noch dem Verwahrer schöne Erinnerungsfotos beschert: Die Heilige Veronika (die mit dem Schweisstuch) als Schutzpatronin der Photographen – da solls auch “ph” statt schnödem “f” sein – hat zuverlässig geholfen, bestimmt!

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  2. Unser anhaltender freundlicher Kontakt zu Schäfflers ergab sich, als meine Mutter im Herbst 1942 bei Lill+Kähler zu gerne einen Einkochkessel für die Früchte der Kleingartenparzelle in der Anlage am Kolonnenweg erstanden hätte: Den letzten Kessel hatten sie leider verkauft, Hoffnung auf Nachlieferung gab`s im Krieg natürlich nicht. Lill+Kähler wussten aber noch, dass sie den Kessel an Frau Schäffler verkauft hatten und schlugen meiner Mutter vor, doch mal bei Schäfflers wegen möglicherweise gemeinsamer Nutzung nachzufragen. Schäfflers teilten gerne.
    Und 1948 erfuhr Frau Schäffler, dass die Engländer im Rahmen der Readadjucation in Neumünster einen Kurs Lehrerausbildung starteten, und überredete meine Mutter erfolgreich zur Teilnahme. Ihre erste Stelle als Lehrerin trat meine Mutter dann in Meddewade an: Mit Mittagstisch bei den Bauern und Torfdeputat, und weil weiblich: 1 Wochenstunde mehr Unterricht und dafür 10% weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Begründung damals: Frauen sind häufiger krank… Das Lehrerinnengehalt selbst reichte gerade für die Familienwohnungsmiete im Hornbrunnen, ihr Dachzimmerchen in Meddewade und 2 Fahrten zur Familie nach Schleswig.
    Lilll+Kähler gegenüber in der Friedrichstrasse Foto Münch mit seinem guten Fotolabor und auch Drogerie Männel: Deren Schaufenster – jahrelang leer – füllte sich überraschend und schlagartig richtig üppig mit dem Tage der Währungsreform! Sogar Zahnbürsten (teilbeborsteter Holzgriff) lagen da plötzlich. Zum Preise von DM 1 pro Stück bei DM 40 Kopfgeld doch schon ne Ausgabe.

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