Lothar Malskat

Das “Klassentreffen” wäre schlecht beraten, sich mit der Tagespolitik zu beschäftigen.

Das machen die Medien, die Blogger, die sozialen Netzwerke, Twitter, die Stammtische usw. usw.

Natürlich interessieren sich die LeserInnen, KommentatorInnen und auch der Admin des “Klassentreffens” für das tägliche Geschehen.

Sehr aktuell ist im Moment, wie sich wohl ein promovierter

(Aktueller Stand: “Ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf die Führung des Titels verzichten.”)

blaublütiger Angehöriger des Hoch-Establishments aus dem Plagiatsverwurf heraus winden wird. Er hat ja viele Fans, wie man hört. Bei mir allerdings werden die Brechreize noch stärker werden, wenn er weiterhin seine weihevollen Worte in die Mikrofone sprechen sollte. Sorry, mein Vater war Arbeiter.

Was fällt mir eigentlich ein, wenn ich an Schleswig denke und an Stichwörter wie “Betrug” oder “Hochstapelei”? Richtig: Lothar Malskat!

Zu den beiden Bildern:

ABOVE LEFT: The anachronistic turkey that Malskatt incorporated into his supposedly “Medieval” frescoes. The bird hadn’t been introduced into Europe until much later in history.

ABOVE RIGHT: Head from the Schleswig Cathedral frescoes by Lothar Malskat modelled on his sister, Frieda. Nobody questioned her rather modern hat.
(Quelle: hier)

Mal seh’n, ob wir hier etwas zu der “Truthahn-Affäre im Dom” zusammentragen können, Hilfe erwünscht!

Quelle (kein Plagiat): :mrgreen:
Im Schleswiger Dom waren zunächst Risse zu vermörteln und Wandflächen zu reinigen, dann hieß es die 1888 von August Olbers übermalten frühgotischen Bildwerke freizulegen. Das Ergebnis: kaum identifizierbare Farbspuren auf grauem Mörtel und die Angst, wegen “Vernichtung nationalen Kulturgutes” belangt zu werden. Auf Feys Anweisung konturierte Malskat eine mittelalterliche Figur mit Rötelfarbe neu. Fey zeigte sich, nach Malskats Zeugnis, begeistert und schabte mit einem Ziegel darauf herum, bis sie ihm “antik” genug erschien: “Merken Sie sich einfach, dass Sie diese Malerei nicht gemalt haben!”

So “entdeckte” der 25-Jährige denn weiter gotische Friese mit Tiermotiven und Heiligenköpfen, im Seitenschiff auch einen monumentalen “Salvator Mundi”.

Dass die Heiligen gewisse Ähnlichkeiten mit Freunden und Verwandten Malskats, auch mit einer bekannten Filmschauspielerin aufwiesen, bemerkte offensichtlich niemand – ihr “nordischer Typus” entzückte kirchliche Auftraggeber und Kunsthistoriker.

Zwei Seiten aus der Nazi-Broschüre von 1939 der Ahnenerbe-Stiftung (rechts) geben eine Vorstellung, welchen Schwulst die Speichellecker damals abgesondert haben, um dem Führer zu gefallen. Ob die beiden Abbildungen allerdings von Malskat sind, weiß ich nicht – oder erkennt
jemand Johannes Heesters als jungen Mann? :))

PS: Eigentlich ist mir der Malskat irgendwie sympatisch…
PPS: Fast zwanghaft fällt mir beim Betrachten der Erklärung des Ministers das Wort “Ehrenwort” ein…

Norbert: Lothar Malskat, 58, “genialer Nachahmer” (“Christ und Welt”), restauriert — nach 20 Jahren — wieder in Lübeck. In einem “Amoklauf für die Wahrheit” hatte sich der Maler 1952 bezichtigt, im Auftrag des Berliner Restaurators Dietrich Fey gotische Wandmalereien in Lübecks St. Marien-Kirche und im Schleswiger Dom selbst entworfen und gemalt zu haben. Im Prozeß um die schein-heiligen Heiligen-Bilder, zunächst von Experten als “unerreichte mittelalterliche Meisterwerke gewaltiger Zeugniskraft” gepriesen, erhielt Malskat 18, Fey 20 Monate Freiheitsstrafe — die Hintergründe der Affäre wurden indes nie richtig geklärt. Erst nachdem ihm die Trave-Stadt jetzt in Wulfsdorf ein Haus zu günstigen Konditionen zugeschanzt hatte, befand der Künstler, er könne “dafür ja was tun”. Im Haus der Schiffergesellschaft reinigte Malskat ein Kolossal-Gemälde und bearbeitete es kostenlos mit Spachtelmasse — letztes Wochenende war er fertig. Nun hofft Malskat, “meine Chor-Maria in St. Marien zu Ende malen” zu dürfen (Spiegel 1972).
In der Schiffergesellschaft hat er das kostenlos gemacht. Aber dafür hat er ja das Haus preiswert bekommen. Er ist also nicht als “armer Hund” gestorben. Die Lübecker mochten ihn!


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1 Gedanke zu „Lothar Malskat“

  1. Lothar Malskat, 58, “genialer Nachahmer” (“Christ und Welt”), restauriert — nach 20 Jahren — wieder in Lübeck. In einem “Amoklauf für die Wahrheit” hatte sich der Maler 1952 bezichtigt, im Auftrag des Berliner Restaurators Dietrich Fey gotische Wandmalereien in Lübecks St. Marien-Kirche und im Schleswiger Dom selbst entworfen und gemalt zu haben. Im Prozeß um die schein-heiligen Heiligen-Bilder, zunächst von Experten als “unerreichte mittelalterliche Meisterwerke gewaltiger Zeugniskraft” gepriesen, erhielt Malskat 18, Fey 20 Monate Freiheitsstrafe — die Hintergründe der Affäre wurden indes nie richtig geklärt. Erst nachdem ihm die Trave-Stadt jetzt in Wulfsdorf ein Haus zu günstigen Konditionen zugeschanzt hatte, befand der Künstler, er könne “dafür ja was tun”. Im Haus der Schiffergesellschaft reinigte Malskat ein Kolossal-Gemälde und bearbeitete es kostenlos mit Spachtelmasse — letztes Wochenende war er fertig. Nun hofft Malskat, “meine Chor-Maria in St. Marien zu Ende malen” zu dürfen (Spiegel 1972)
    In der Schiffergesellschaft hat er das kostenlos gemacht. Aber dafür hat er ja das Haus preiswert bekommen Er ist also nicht als “armer Hund” gestorben. Die Lübecker mochten ihn!

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