Der Kampf der Totengräber

SN v. 20.6.2016: Der “Kulturschatz” wird gerettet…

Ich denke mal, dass ganz im Hintergrund das “Hohenzollern” zu sehen ist, oder?

Lutz Clausen: …das mit dem “Hohenzollern” ist richtig – und an dem weißen Haus – vorne links – geht es zum ehemaligen Knochenpark – an der Schmiede von Schröder vorbei.

In dem Haus war das Lebensmittelgeschäft von O. Kleiner.

Torsten Hansen: Stimmt, und 2 Häuser davor auf der linken Seite die Drogerie, in der des Administrators Tante tätig war …

In den Kommentaren ist von dem neuen Domfriedhof an der Schubystraße die Rede (dem “Knochenpark”)

Der Friedhof war in der Bevölkerung unbeliebt, weil der Boden feucht war:

“…und als die Träger zuletzt wie üblich, Erde in das Grab schaufelten, war es, als wenn sie Erde in die Schlei würfen. Die Indignation war allgemein.”

Und dann gab es Krach zwischen den Totengräbern des Stadtfelder Friedhofs (der Witwe des Totengräbers Sievers) und des neuen Domfriedhofs (Rieck, dessen Einnahmen immer geringer wurden):

Der “Konkurrenzkampf” zwischen beiden Totengräbern wird offenbar ganz verbissen und mit allen Mitteln geführt…

…die Leichen werden auf dem überfüllten Stadtfeld im wahrsten Sinne des Wortes unter “Leichen und Modder gebettet…”

(Weitere Details kann man bei Gertrud Vierck-Nordmann in den Beiträgen zu Schleswiger Stadtgeschichte, Heft 36, 1991 nachlesen.)

Hier – frisch vom Bildarchiv Marburg reingekommen :D – sind wir jetzt dabei, wie Bauinspektor Meyer im Jahr 1825 den “neuen” Friedhof an der Schubystraße plant.

A.D. 1811 hat Landmesser J. Eckhusen aus schon geplant…

Der Friedhof wurde 1866 (68?) aufgegeben, später wurde ein Park daraus (“Knochenpark”)


Es sind ein paar Jahre vergangen – und schwupps – hier haben wir den “Knochenpark” (1926, in der Mitte).


1933 kommt dann noch der Liliencronweg dazu.

Mein Hintergedanke :oops: ist jetzt, die Taubstummenanstalt mit ins Spiel zu bringen, weil die ja nun ganz in der Nähe ist – und weil ich vier Fotos vom Bildarchiv Marburg gefunden habe:



Lt. Bildunterschriften ist das Ganze 1973 abgerissen worden – und neues, moderneres, größeres hat sich auf dem Areal ausgebreitet – und die Knochen mussten weichen. Steht das Direktorenwohnhaus eigentlich noch?

Zum Schluss nochmal das Areal aus der Luft (1924)…

…und ein Aquarell aus “Die Entwicklungs-Geschichte der Stadt Schleswig” von Heinrich Philippsen (1927).

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22 Gedanken zu „Der Kampf der Totengräber“

  1. …..das mit dem “Hohenzollern” ist richtig – und an dem weißen Haus – vorne links – geht es zum ehemaligen Knochenpark – an der Schmiede von Schröder vorbei.
    In dem Haus war das Lebensmittelgeschäft von O. Kleiner.

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  2. ……stimmt Torsten-Du meinst Die “Löwen Drogerie” von Carstensen – neben Fisch Möller (die schlanke Dame) -gegenüber vom “Wilden Mann”.
    So,nun hätten wir`s

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  3. vom Ursprung her handelt es sich um das Gelände, dass Vorgänger des Domfriedhofes am Mühlenredder war. In der Bevölkerung bekam diese Begräbnisstätte von daher den Namen “Knochenpark”.

    Von ihm als Begräbnisplatz zeugen nur noch drei Grabsteine auf der Westseite. Ich meine u.a. von “von Moltke”.

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  4. Stehen die Gräber überhaupt noch, das ist doch alles von den Gehörlosen bebaut worden, oder ?
    Im Knochenpark lag/liegt auch der Kindergarten, wo ich mich (5 Jahre alt) unsterblich in die eine Kindergärtnerin verliebt habe.

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  5. Ja Torsten –
    ob sich dort im Bereich der Grabsteine auch die betreffenden Gräber befinden, vermag ich nicht zu sagen. Den Kindergarten allerdings gibt es noch. Bin dort selber gewesen.
    Die Milch für den Kindergarten lieferte meine Oma (Silkenath) die in der Schubystraße vis a vis Schlachter Schäfer ihren Laden hatte.
    Ja – und die Kindergärtnerin – das war bestimmt “Tante Luise” aber die müßte heute mindestens 110 Jahre alt sein.
    Oder Ulla Gürtler – heute Ulla Kröger.

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      • …tja Peter-und das stimmt eben nicht.
        Nach meiner Großmutter I.Silkenath kam im Bereich Lebensmittel nichts mehr.
        Frau Hoppe war ihre Angestellte und deren Tochter hat niemals bei ihr gearbeitet.
        Sie war verheiratet mit Hein Ilper,der kürzlich verstorben ist.
        Nach meiner Großmutter kam die Glaserei Reimer.

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  6. Nee, nee – die war vielleicht gerade mal 20-25 Jahre älter, kam irgendwie aus dem Raum Süderbrarup und fuhr einen Ford Taunus weiß/hellblau (der schnittige Typ mit Heckflossen) – ich habe sie aber nicht wegen des Autos so verehrt…

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  7. Hallo Norbert –
    wenn Kalli Fahs verwandschaftlich mit Gisela Fahs verbandelt ist, dann liegt das Haus (Schubystraße 22) wesentlich höher. Im Bereich der linken Seite – wo Dich der große Giebel anschaut – das müßte Fiete Klinker sein – und dort gegenüber liegt das Fahs`sche Haus.
    Rechts davon ist heute ein Zugang zum Kindergarten (dort wohnte Elimar Poggensee), der dann von dem Elektogeschäft von Radio Hamann wiederum rechts begrenzt wird (Schubystraße 16c).

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  8. Gisela ist seine Schwester!
    Es war nur eine Vermutung von mir, weil deren Haus etwas zurückliegt, wenn ich mich nicht total irre. :oops:
    Aber mittlerweile sind es ca. 50 Jahre her, daß ich mal dort war.

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  9. Auszug aus:
    Joachim Skierka
    Schleswig in der Statthalterzeit
    1711-1836
    Seite 319

    1823 war der Stadtfeldfriedhof überfüllt, und man wich ab 1829 auf den “neuen” Domfriedhof an der Schubystraße aus.
    1832 war dieser endgültig fertiggestellt, mußte aber 1866 wieder geschlossen werden. Die später dort angelegte Parkanlage “Liliencronpark” nannte man im Volksmund “Knochenpark”.

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  10. 29. Oktober 1969: Grundsteinlegung für ein neues Internat mit Wirtschaftsgebäude und Aula auf dem Nachbargelände der Schule (Liliencron-Park). Die Schule erhält den Namen Staatliche Internatsschule für Hörgeschädigte.

    Aus dem Buch “Straßen in Schleswig” von Reimer Pohl:

    Der Liliencronweg führt ein bescheidenes Dasein hinter dem Martin-Luther-Krankenhaus. In früheren Zeiten führte er zum Liliencron-Park, als ehemaliger Friedhof etwas respektlos “Knochenpark” geheißen; heute wird das Areal weithin von der Staatlichen Internatsschule für Hörgeschädigte eingenommen…

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  11. Noch was betr. Friedhof gefällig? :yes:
    Auch aus Skierkas Buch:
    Das Stadtfeld auf dem “Pfennigberg” war Besitz der Stadt und wurde ab 1754 als Bleiche verheuert. 1618 gab Herzog Friedrich III. Anweisung, einen Friedhof anzulegen und einen hölzernen Glockenturm zu errichten. Dieser Turm steht heute noch. Ursprünglich wurden auf diesem Friedhof Arme, Ortsfremde, Selbstmörder und Hingerichtete begraben. U. Petersen schreibt, auf der Stadtfeldkoppel seien die “Delinquenten und malefiz personen vormals enthauptet worden. zeitweise scheint man die Verstorbenen bei Abend- und Nachtzeit beigesetzt zu haben, damit man die Accidentien für Kirche und Schule sparte. Die Stadtobrigkeit erließ dieserhalb im 18. Jh. ein strenges Verbot. 50 Rthlr. Brüche wurden als Strafe angedroht.
    Im 18. und 19 Jh. kauften sich auf dem Stadtfeldfriedhof Bürger, Offiziere und hohe Beamte ein. So die Bürgermeister Bruyn und Dumreicher. Der angesehene Stukkateur Antonio Tadey soll 1827 dort begraben worden sein. Auch die Grabstelle des Arztes Suadicani sen. befindet sich dort.

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  12. ….jedoch, nach wem wurde der “Liliencronenpark” benannt?
    Nach Rochus von Liliencron – dem Klosterprobsten von St. Johannis – oder nach seinem Neffen Detlev, der als bekannter Dichter auch Wurzeln im Lande Schleswig-Holstein hatte.

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  13. Sicher der Dichter Detlev von L., die ganze Gegend wimmelt ja von Schriftstellern: Timm-Kröger-Weg, Fehrsstrasse, Matthias-Claudius-Weg, Theodor-Storm-Str., Klaus-Groth-Str., die einen heimatlichen Bezug hatten.
    Bezeichnend, daß sie dennoch dem Militär untergeordnet wurden, nämlich meist in die Moltkestraße mündeten…

    Gerd Tams: Torsten hat recht! Detlev ist der Namensgeber.

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  14. Wenn wir schon mal dabei sind:

    …Benannt ist sie [die Moltkestraße] nach dem Generalfeldmarschall Hellmuth von Moltke, dessen Eltern längere Zeit in der Langen Straße in Schleswig wohnten. Seine Mutter hat ihre Grabstätte auf dem ehemaligen Friedhof an der Schubystraße, dem Liliencron-Park, in der Bevölkerung früher “Knochenpark” genannt…

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  15. zu Lutz Clausen am 19.01.09:

    Ich bin als Kind zum Milchholen bei Frau Silkenath gewesen. Ich weiß mich zu erinnern, dass sie den Laden im Treppenhaus des heutigen Hauses von Masseur Thomsen, Schubystr. 16a hatte. Zu der Zeit mußte man nicht nur Geld, sondern auch Lebensmittelkarten mitbringen. Später verlegte sie ihren Laden auf die gegenüberliegende Seite.

    Anke Kröger

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  16. Hallo Anke-
    das stimmt-und später verlegte sie ihr Geschäft in die Schubystraße 35,gegenüber von Schlachter Schäfer-also so zwischen Gemüsemeyer und Zigarrengreve.

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