König Abel

Das Wickeltal entwickelt sich

Am Rande der Ortschaft, direkt am Pöhler Gehege, liegt das »Waldschlösschen Schleswig«. 1906 wurde das 4-Sterne-Hotel von einem Apotheker als Ausflugslokal errichtet, seit 1955 ist es im Besitz der Familie Behmer.

Und weil doch der Grabstein von König Abel im Wickeltal steht, hier Abels Geschichte:

Die Legende vom Mord auf der Möweninsel

Es war einmal ein König, der hieß Waldemar und hatte drei Söhne: Christoph, Abel und Erich. König Waldemar von Dänemark war gleichzeitig Herzog von Schleswig und Holstein. Als der König starb, wurde sein Reich unter seinen Söhnen gerecht verteilt. Erich aber bekam auch die Königswürde. Christoph und Abel waren voller Hass und Neid. Eines Nachts lockte Abel seinen Bruder Erich in seine Burg auf der Insel und ermordete ihn heimtückisch.

Am nächsten Morgen fuhren die Fischer hinaus zum Angeln. Sie fanden den Toten in der Schlei und erschraken: Eine Hand des Ermordeten ragte in den Himmel und klagte den Brudermörder an. Die Fischer ruderten so schnell sie konnten zurück an Land und erzählten überall von dem Mord, der in der Nacht geschehen war.

Abel wurde festgenommen und kam vor Gericht. Er stritt alles ab und wurde wieder freigelassen und sogar zum König gekrönt. Aber die Tat war nicht gesühnt, und er bekam seine gerechte Strafe einige Zeit später: König Abel fiel in einer Schlacht gegen die Nordfriesen. Seine Soldaten wurden in Möwen verwandelt. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute auf der Möweninsel.

Emanuel Geibel beschreibt den Tod von König Abel in diesem, von Norbert Neidebock eingesandten Gedicht etwas anders:

König Abels Ende
Von Emanuel Geibel (1815 – 1884)

König Abel hatt’ einen schweren Traum,
Nicht länger läßt’s ihn schlafen,
Er springt vom Bett und tritt hinaus
Zum Söller überm Hafen. Es scheint der Mond, es rauscht die Schlei mit dumpfem Wellenschlage;
Der König starrt hinab, er denkt
Der Schuld vergangner Tage.

Und wie es Eins vom Dome schlägt,
Kommt unten auf den Wogen
Gespenstisch aus dem Nebelduft
Ein stummer Kahn gezogen.

Er schwebt heran im weißen Licht,
Unhörbar geht das Ruder –
»Hilf Gott! Der dort am Steuer sitzt,
Das ist mein toter Bruder!

Langsam an seinem Halse quillt
Das Blut aus breiter Wunde,
In seinem Haar noch klebt das Schilf,
Der Schlamm vom Stromesgrunde.

Er stiert mich an mit glas’gem Blick,
Mein Blut gerinnt vor Grauen;
Er hebt den Arm und winkt und winkt –
Weh mir, ich kann’s nicht schauen!«

Herr Abel stürzt zurück ins Schloß:
»Laßt mir den Bischof wecken!«
Er keucht’s und birgt sein fiebernd Haupt
In seines Lagers Decken.

»Fluch dir, Fluch dir, unselig Gold,
Du Königskron’ im Norden!
Wohl heiß ich Abel, doch um dich
Zum Kain bin ich worden.

Fluch, Purpur, dir! Du gleißtest mir
So zaubrisch vor den Sinnen;
Nun sengst du mich wie Feuersglut,
In Qual muß ich von hinnen.«

Was pocht und hämmert in der Wand?
Das kommt vom Totenwurme.
Was klirrt und klingt? Das Fenster springt
Weitklaffend auf im Sturme.

Und sieh, zwei schwarze Raben ziehn
Herein mit heiserem Schreien,
Sie flattern kreischend um das Bett
Und fliegen hinaus zu dreien.

Der Bischof kommt, er schlägt ein Kreuz,
Die Raben sieht er fliegen,
Er sieht den König starr und tot
Auf seinem Purpur liegen.

(Ich gebe zu, dass die Möweninsel auf diesem Foto nicht sehr deutlich zu sehen ist, dafür aber ist die Aussicht von der Lollfußtreppe sehr schön)

Rainer Pose: Hallo Gerd! Mir geht im Moment eines nicht aus dem Kopf, eine Geschichte aus der Grundschulzeit: Alle hundert Jahre wächst eine Blume (gelb?), wenn man die pflückt, entsteht Haithabu wieder neu, man kann das Leben der damaligen Zeit betrachten. Sagt Dir das etwas? Gruß aus dem heißen Köln

Hier ist etwas:
Hallo, auch in meiner Grundschulzeit habe ich die Sage von der Gelben Blume gelesen.

Die Gelbe Blume – Eine Sage aus Schleswig
König Abels Schloss in Schleswig, wo der Verrat an seinem Bruder Erik geschah, ist spurlos verschwunden. Aber im Grunde unter dem grünen Rasen findet man auf der Möweninsel vor Schleswig noch alte Kellermauern. Dort liegen die Schätze des Königs. Nachts erblickt man dort oft Lichter und Flämmchen. Schatzgräber haben oft ihr Glück versucht, aber noch keiner ist an die großen Schätze herangekommen.

Eines Nachts ging ein Mann einsam am Schleiufer entlang, und wie er aufblickte, gewahrte er auf der Möweninsel ein helles Leuchten. Neugierig und erstaunt über das Wunder folgte er dem Schein. Er merkte gar nicht, dass er über das Wasser ging. Die blanke Oberfläche trug ihn, als ginge er übers Eis.

Das Leuchten wurde immer heller und heller und endlich stand er vor einem nie gesehenen großen Schloss. Im Schlosshof aber erblickte er eine wunderbare gelbe Blume, die hell aufleuchtete und alles mit einem feenhaften Glanz überzog. Der Mann brach sie und ging damit zum Schlosse. Die mächtigen Türen waren fest verschlossen. Wie aber der Mann die Blume dagegen hielt, so sprangen die Türen auf. Er ging durch alle Gemächer, und eines war prächtiger als das andere. Im letzten Saal fand er eine reich gedeckte Tafel. Er setzte sich nieder, aß und trank nach Herzenslust und als er fertig war, stand er auf und wollte wieder gehen.

„Vergiss das Beste nicht!“ Der Mann sah sich um, doch er konnte niemanden erblicken. Unter all den Kostbarkeiten, die ringsumher standen, fand er nichts schöner, als einen großen silbernen Becher von gar edler Arbeit. „Vergiss das Beste nicht!“ Der Mann griff nach dem Becher und wollte gehen.

„Vergiss das Beste nicht!“ Verwundert schaute er sich noch einmal im großen Saale um, doch konnte er nichts Schöneres erblicken, behielt den Becher in der Hand und ging damit wieder über das Wasser zurück in die Stadt. Am Ufer angekommen, wandte er sich noch einmal um, das Schloss mit all seiner Herrlichkeit war wie vom Erdboden verschwunden. Niemals, niemals hat er es wieder erblickt. Erst in hundert Jahren blüht in einer einzigen Nacht die gelbe Blume wieder.

Wer das Glück hat, sie zu sehen und zu pflücken kann das Schloss betreten. Der Mann aber behielt den Becher, später ist er in die Gottorfer Kunstkammer gekommen, wo er als Prunkstück gezeigt wurde. Heutzutage sind derlei Dinge in Kopenhagen zu bewundern.

Bearbeitung Susanne Schoppmeier
Mit freundlichen Grüßen Heidi Ketelsen

Rüdiger Schmedemann: Die Geschichte der „Gelben Blume“ bezieht sich nach meiner Erinnerung auf die Möweninsel. Dort ersteht für eine Nacht die dort ursprünglich befindliche Burg (deren Name ist mir gerade entfallen). Derjenige der die Blume findet kann trockenen Fußes über die Schlei gehen und mit der Blume das Tor der Burg öffnen … oder ist das eine abgewandelte Fassung???

Ausgrabungen auf der Möweninsel



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9 Gedanken zu „König Abel“

  1. Wenn man die Lollfußtreppe herunter kam war in dem Haus links die Praxis von dem 06-Vorsitzenden Dr. Alslev, der, so glaube ich mich zu erinnern, in den 50er Jahren starb und nachdem dann der 06-Platz am Schützenredder benannt wurde. Zu seiner beerdigung wurde sein Sarg durch Schleswig gefahren, der Lollfuß war gesperrt, und die Ligemannschaft von 06 eskortierte den Sarg im Fußballdress. (Ich kann mich noch gut an den Trauerzug erinnern, vor allen Dingen, daß Kade Wulf u.a. den Sarg begleitet hat.) Sein Nachfolger als Vorsitzender wurde … Abel, der Inhaber von Zigarren-Abel (im Lollfuß, von der Lollfußtreppe aus gesehen in Richtung Stadtweg auf der linken Seite, irgendwo in der Gegend vom Reformhaus Hobbmann ((dessen Sohn spielte Banjo in den Old Vikingtown … mit Gerd Mexer und Uwe Jankowski)) ), im Haus rechts von der Treppe, mit dem schönen Lampenkragarm an der Wand, war eine Spielhölle. Dort hörte ich in der Musikbox zum ersten mal den Banana-Boat-Song von ….(Name vergessen!). In dem Haus gegenüber, das Haus dessen Fassade verdeckt ist, war das Lokal zur Lollfußtreppe, jetzt fällt mir auch wieder die Biermarke ein, GERMANIA!

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  2. ´Zum Germania Bier aus Münster hat ein Freund zwei Tatsachen festgestellt:

    1. Das kann man keinem toten Esel ins Ohr schütten und
    2. Gemischt mit Olivenöl, läuft damit jeder Zweitakter.
    Ich kann das nicht beweisen, aber ich weiß, weil getrunken, Germania-Bier aus Münster verursachte Kopfschmerzen.

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  3. Lieber Rainer Pose, Du schreibst über das Germania-Bier wohl aus heutiger Sicht und hast scheinbar ganz vergessen, welche Biersorten Ende der 50er, Anfang der 60er in Schleswig getrunken wurden.
    Flensburger trank niemand weil es nicht schmeckte, ich könnte mir vorstellen, daß es nach einem anderen Rezept gebraut wurde als heute, bevorzugt waren Dortmunder Biere (SCHÜTTEL), dann gab es noch das “besonders wohlschmeckende” Eichebier, z.B. in der Deutschen Eiche und bei Jonny in der Stumpfen Ecke und es gab auch schon, zumindest eins, Lokale mit Holstenbier, daß auch einen besonderen Wohlgeschmack hatte.
    Da war das Germania-Bier damals eine Bereicherung und ei nGrund dafür, daß in der Lollfußtreppe immer was los war. Glücklicerweise wurde das Herrenhaus Bier aus Husum meines Wissens nirgends ausgeschenkt.

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  4. Lieber Wolfgang Kather, es lag mir nichts ferner, als den guten Biergeschmack der Schleswiger anzuzweifeln. Das Zitat über “Germania-Bier” stammt von einem Kommilitonen aus meiner Bielefelder Studienzeit, ca. 1967. Ich selbst war als Student einige Male in Münster und trank dieses Bier. Übertroffen wurde der Brummschädel nur noch durch Frankfurter “Äppelwoi”, die waren noch heftiger.
    Genau wie beim Wein, je kräftiger geschwefelt, desto intensiver der Brummschädel am nächsten Morgen.
    Gutes Andenken habe ich an die Gallberg Klause, dort gab es Tuborg in Flaschen, Stand 1968. Übrigens, Ditmarscher-Pils ist auch nicht schlecht, vor zwei Jahren genossen.
    Wenn man in Köln sich besonders beliebt machen will, fragt man in einer Kneipe:” Haben Sie Bier oder nur Kölsch”. Dann hat man hier die A-Karte gezogen.
    Das war es über Bier.

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  5. Ich habe dieses Gedicht gefunden.
    Wenn ich nicht irre, durften wir es auswendig lernen!

    König Abels Ende

    Von Emanuel Geibel (1815 – 1884)

    König Abel hatt´ einen schweren Traum,
    Nicht länger läßt´s ihn schlafen,
    Er springt vom Bett und tritt hinaus
    Zum Söller übern Hafen.

    Es scheint der Mond, es rauscht die Schlei
    Mit dumpfem Wellenschlage;
    Der König starrt hinab, er denkt
    Der Schuld vergangner Tage.

    Und wie es Eins vom Dome schlägt,
    Kommt unten auf den Wogen
    Gespenstisch aus dem Nebelduft
    Ein stummer Kahn gezogen.

    Er schwebt heran im weißen Licht,
    Unhörbar geht das Ruder –
    “Hilf Gott! Der dort am Steuer sitzt,
    Das ist mein todter Bruder!

    Langsam an seinem Halse quillt
    Das Blut aus breiter Wunde,
    In seinem Haar noch klebt das Schilf,
    Der Schlamm vom Stromesgrunde.

    Er stiert mich an mit glas´gem Blick,
    Mein Blut gerinnt vor Grauen;
    Er hebt den Arm und winkt, und winkt –
    Weh mir, ich kann´s nicht schauen!”

    Herr Abel stürzt zurück ins Schloß,
    “Laßt mir den Bischof wecken!”
    Er keucht´s und birgt sein fiebernd Haupt
    In seines Lagers Decken.

    “Fluch dir, Fluch dir unselig Gold,
    Du Königskron´ im Norden!
    Wohl heiß ich Abel, doch um dich
    Zum Kain bin ich worden.

    Fluch Purpur dir! Du gleißest mir
    So zaubrisch vor den Sinnen;
    Nun sengst du mich wie Feuersglut,
    In Qual muß ich von hinnen.”

    Was pocht und hämmert in der Wand?
    Das kommt vom Todtenwurme.
    Was klirrt und klingt? Das Fenster springt
    Weitklaffend auf im Sturme.

    Und sieh, zwei schwarze Raben ziehn
    Herein mit heiserem Schreien,
    Sie flattern kreischend um das Bett
    Und fliegen hinaus zu dreien.

    Der Bischof kommt, er schlägt das Kreuz,
    Die Raben sieht er fliegen,
    Er sieht den König starr und todt
    Auf seinem Purpur liegen.

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  6. Nein, das mußten wir nicht auswendig lernen, da gab es andere Balladen
    mit denen wir gequält wurden, aber seinen (Grab/Gedenk)Stein im Wickeltal haben wir uns angesehen. Kann das sein oder wurde uns eine Mär erzählt?
    Ich meine Christian Christiansen hätte immer besonders darauf hingewiesen.

    Gruß aus Köln, einen Tag nach der Inthronisation des Dreigestirns,

    Rainer Pose

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  7. Zu Abel und dem “Grab” im Wickeltal:
    1. Lange Zeit wurden im Dom links vom Altar ein rötliches Mützenfragment und eine Stangenfessel gezeigt; beides von Abels Leiche.
    2. Aus Angst vor Wiedergängertum wurde der Mörder im Wickeltal gepfählt
    3. Die verfluchten Mordhelfer des Königs wurden in Lachmöwen verwandelt.

    Eigenartig ist, daß früher jedes Frühjahr die “Kundschafter”, also die ersten ankommenden Lachmöwen einige Kreise senkrecht über dem Wickeltal bzw. Abels “Grab” zogen – wohl eine Anomalie des Erdmagnetismus.
    H.Münzmaier

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