Mitnichten!
Der Blick geht vom Holmer Noor (im Vordergrund) zur Nordseite des Klosters.
Oben ist ein Kartenausschnitt aus dem Jahr 1905. Wir erkennen auf der Karte die Bezeichnungen “Norder-Lücke” und “Oster-Lücke“. Die Oster-Lücke hat wohl nichts mit Ostern zu tun, sondern befindet sich östlich vom Kloster! Woll?
Ein Geheimnis
Man wird diese kleine Geschichte nicht in den alten Zeitungen und den staubigen Archiven kirchlicher und weltlicher Art finden. Und doch hat sie sich zugetragen.
Das St.-Johanniskloster hatte mal ein Priörin – nennen wir sie Margarethe. Sie war nicht alt, wie man denken könnte. Nein, sie war ein adeliges Fräulein, das ihre Eltern in das Kloster gegeben hatten, weil sie keinen passenden Mann abbekommmen hatte. Das war damals so üblich. Das Fräulein hatte duchaus ihre Reize, die die Jugend auszeichnen. Man sagt, dass der Probst des nahen Domes öfter mal vorbei kam. Sagt man. Jedenfalls verstarb die amtierende Priörin des Klosters – und das junge Fräulein – Margarethe – wurde Priörin. Die wohlwollende Fürsprache des Probstes soll eine gewichtige Rolle gespielt haben…
Die Priörin war damit Inhaberin eines Schlüsselbundes mit vielen alten und teilweise rostigen Schlüsseln.
Eine mondbeschienene und windige Nacht konnte Margarethe nicht schlafen. Und statt zu beten oder sich zu kasteien, wanderte sie auf der Freiheit umher. Die Freiheit war damals öd und leer. Kein Einwohner des Holms oder der Stadt hätte sich nachts auf dieses Feld gewagt. Man sagte, dass die Seelen der Gehenkten sich nachts dort herumtrieben. Aber ein junger, nicht reichlich mit geistigen Gaben ausgestatteter Mann, hatte sich dort in einer improvisierten Behausung niedergelassen. Er war wohl zu dumm, um irgendwo als Knecht zu arbeiten.
Kurz und gut, die Priörin stöberte ihn auf und befahl ihm, mitzukommen. Die Priörin schloss eine alte Falltür direkt unter ihrem Bett auf und führte den jungen Mann über eine Holztreppe in den darunter liegenden Raum. Ein Bett war schon da. Eine Matratze, eine Kerze und einige Decken waren schnell besorgt und die Priörin konnte sich zurückziehen. Alle waren zufrieden.
Der junge Mann wurde gut mit Essen und Trinken versorgt und war zufrieden mit seinem Leben.
Nur Margarethe wurde unruhig. Sie hielt es für ihre Christenpflicht, den jungen Mann nachts zu besuchen und mit ihm erbauliche Gespräche zu führen. Niemand war Zeuge dieser nächtlichen Besuche. Morgens hatte sich die Unruhe der Priörin gelegt.
Aber der junge Mann, wenngleich sehr anspruchslos, flüchtete eines Nachts von seiner Bettstatt um einmal an die frische Luft zu kommen. Er ertrank im Holmer Noor. Seine Leiche wurde verscharrt. Die Umstände seines Todes wurden nie aufgeklärt.
Die Priörin wurde irgendwann alt und verlegte sich mehr und mehr auf das Beten…
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