Friedrich Brandt war “ein Pionier der Photographie in Schleswig-Holstein”.
Drei Ausstellungen über sein Werk haben im
– Städtischen Museum in Flensburg (1989/90), im
– Städtischen Museum Schleswig (1990) und in der
– Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek (1990)
stattgefunden.
Hier, eingedampft, das was dem Katalog über seine Zeit in Schleswig zu entnehmen ist:
Christian Friedrich Brandt wurde am 1.7.1823 in der Michaelisstraße 67 im II. Quartier (Michaelisstraße 25), als Sohn eines Buchbinders geboren. Er wurde im Schleswiger Dom getauft. Er lernte wie sein Vater das Buchbinderhandwerk und ging um 1844 als Geselle auf Wanderschaft. Seinen Eltern ging es finanziell nicht gut. Das Haus in der Michaelisstraße wurde zwangsversteigert und die Familie zog drei Häuser weiter in beengtere Verhältnisse in die Michaelistraße 64 (Michaelisstraße 19). Friedrich kehrte 1848, nach dem Tod seines Vaters, von der Wanderschaft zurück und wurde neues Familienoberhaupt der Buchbinderei. Man war weiterhin knapp bei Kasse und musste sogar noch untervermieten.Brandt wurde als junger Meister 1849 Schleswiger Bürger und heiratete Margaretha Maria Arnecke, Tochter des Schleswiger Bäckermeisters Johan Georg Arnecke.
“Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich jetzt meine Wohnung von der Michaelisstraße nach dem Joostschen Hause am Hohentor verlegt habe. Zugleich empfehle ich eine Auswahl Pappeterien, Cartonage- und Ledergalanterie-Arbeiten, sowie alle gebundenen Schulbücher, feine und gewöhnliche Gesangbücher, Schreibmaterial, feine Briefbogen, Couverts u.s.w. Buchbinder F. Brandt.”
“Ein möbliertes Zimmer mit Schlafkabinet steht sofort in meiner Wohnung im Cantieny’schen Hause am Stadtwege zu vermiethen. F.Brandt.”
Ab 1852 siedelte er nach Flensburg um. In Schleswig hielt ihn nichts mehr – es konnte nur noch besser werden. Er ließ seine letzte Schleswiger Wohnung über den Möbelfabrikanten Heß vermieten.
“Meine Wohnung im Hause des Herrn Cantieny am Stadtwege steht zu vermiethen und kann gleich bezogen werden. – Man wende sich deshalb an Herrn Möbelfabrikanten Heß hieselbst. F. Brandt.”
Man weiß nicht genau, wann Brandt vom Buchbinder zum “Daguerreotypisten” und dann zum Photographen wurde und auch nicht, wo er die Fähigkeiten zum Lichtbildner erworben hatte – aber wahrscheinlich nicht in Schleswig.
…
Aus “Friedrich Brandt – Ein Pionier der Photographie in Schleswig-Holstein”Graf Adelbert Baudissin: “Ich glaube dem Leser einen Gefallen zu tun, wenn ich die Grauenszenen [Admin: von den Düppeler Schanzen] nicht weitläufig schildere, und ihm statt einer ausführlichen Beschreibung die am Tage nach dem Sturme aufgenommenen Photographien meines vortrefflichen Landsmannes, des Photographen Herrn Brandt in Flensburg, vorlege, welcher die Güte gehabt hat, sie mir zu diesem Zweck zu überlassen.”
Helgo Klatt (s.a. weiter unten) schreibt zu einem Ausschnitt aus dem obigen Foto:
Blick auf die inzwischen veränderten Häuser der Gottorfstraße, auf den baumreichen Damm und die Schlei mit der fiskalischen Anlegebrücke, im Hintergrund der Dom noch ohne Turm und am Rand die Michaelisallee, das 1879 errichtete Taubstummenexternat, die alte Michaeliskirche und die Gallberger Mühle.
Admin: in einem Punkt irrt Helgo Klatt. Wenn das Taubstummenexternat 1879 gebaut wurde, kann es auf dem Foto von Friedrich Brand von ca. 1865/68 noch nicht vorhanden sein!
Brandt wird wohl vom Dach des Bielkeschen Palais (abgebrannt 1868) aus fotografiert haben – nicht von der “Regierung” (fertig gestellt 1878).Hier etwas zur Mühle…
Blick auf Schleswig von Haddeby aus
Landesbibliothek Kiel (A36)
Vier Abbildungen mit Blick auf den Dom – mit Turm.
Auf dem Foto von Friedrich Brand sieht man noch die Gallberger Windmühle.
Landesbibliothek Kiel (A35)
Der Aussichtsturm auf dem Erdbeerenberg wurde erst 1891 freigegeben. Vorher haben die Fotografen wohl den höchsten Punkt gesucht – den “Erdbeerenberg” eben.
Schleswig, Schloß Gottorf und Bielkes Palais
Landesbibliothek Kiel (A31)
Helgo Klatt in “Die Stadt Schleswig – Ein Spaziergang durch die Straßen der Stadt vor und um 1900”, 1966:
Zwei Vergleichsfotos – nunmehr mit dem “Roten Elefanten” – und ganz vielen nachgewachsenen Bäumen…Ein Blick von dem Annettenhöher Weg auf Schloß Gottorf und auf das noch erhaltene Bielkesche Palais (abgebrannt 1868) mit seinen Hintergebäuden. Die Schienen der ersten Verbindungsbahn von Klosterkrug liegen rechts vom Weg, das Stallgebäude des ältesten Bahnhofs tritt noch in unser Blickfeld.
Schleswig, Alter Bahnhof
Landesbibliothek Kiel (A 34)
Helgo Klatt kommt wieder zu Wort:
Zweimal mit Kanonendenkmal – bitteschönDer älteste Bahnhof Schleswigs aus dem Jahr 1858 wurde dem Schloß Gottorf “vorgelagert”. Ein Schienenstrang verband die Stadt mit dem Bahnhof Klosterkrug, der an der Strecke Rendsburg-Ohrstedt gelegen war. Nach 1869 nur noch Güterexpedition im Vordergebäude und im Hintergebäude das Hauptsteueramt, beseitigt Anfang der 80er Jahre. – Dieser Platz hat viele Veränderungen erlebt: Friedrichsberger Wochenmarkt, Bahnhofsgelände, Kanonendenkmal und heute Gottorfer Kreuz.
Bahnhof Klosterkrug bei Schleswig
Landesbibliothek Kiel (A26)
Helgo Klatt schreibt in Heft 2 der “Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte”, 1957:
Die Einwohner oder Besucher der Stadt Schleswig mußten noch einige Jahre den fast eine Meile langen Weg von Schleswig zum Klosterkruger Bahnhof (Admin: s. Abb. oben und Situationsplan l.) zu Fuß oder mit einem Fahrzeug zurücklegen, bis Schleswig … durch eine Anschlußstrecke von Schleswig nach Klosterkrug und durch einen eigenen Bahnhof an den “sogenannten” Nord-Süd-Verkehr angeschlossen wurde. … Wenige alte Schleswiger werden sich des ältesten Schleswiger Bahnhofs vor Schloß Gottorf noch erinnern. Auf Schloßgrund in unmittelbarer Nachbarschaft des Bjelkeschen Palais dort, wo sich der “kleine Damm” (heute Gottorfstraße) und der “große Damm” sich treffen, wurde der Schleswiger Bahnhof in den Jahren 1857 und 1858 erbaut und der Bahnbetrieb nach Klosterkrug am 2. Juni 1858 eröffnet…
Landesbibliothek Kiel (A37)
Helgo Klatt (aus dem “Spaziergang”):
Wo ist der von Helgo Klatt zitierte “Michaelisberg”?Ein Blick auf die Stadt vom Michaelisberg, im Vordergrund Häuser, die der im Jahr 1755 eingerichteten Fayencemanufaktur dienten, die bis 1814 in Betrieb war. Das sehr hohe Haus rechts im Hintergrund die Zwangsarbeitsanstalt.
Der Standort des Fotografen Friedrich Brandt scheint mir ungefähr der obere Punkt der späteren Lollfußtreppe (gebaut 1926) zu sein.
Der Blick von der Michaeliskirche (li.) kann es nicht sein…
Ein G. A. Tiedje schickt dem “Hofphotograph Brandt” am 26. Juni 1865 per Bahnhofs-Post-Expediton in Schleswig 5 Mark. F. Brandt quittiert noch am gleichen Tag den Erhalt des Geldes beim Postamt Flensburg.
2.593 Ansichten
Im Text des Katalogs werden als Brandts Adressen u.a. “Michaelisstraße 67 und 64” mit einem Hinweis auf “II. Quartier” angegeben. Steffi war so nett und hat im Schleswiger Gemeinschaftsarchiv die heutigen Adressen ermittelt:
II. Qartier Nr. 64 = Michaelisstraße 19
II. Qartier Nr. 67 = Michaelisstraße 25
Die Frau von Friedrich Brandt war Margarete Maria Arnecke aus Schleswig.
Danke Jürgen. Ich hatte den Text etwas gekürzt – aber jetzt ergänzt!
Der Buchumschlag zeigt die Große Straße in Flensburg. Vorne rechts ist das Rathaus aus dem 15. Jhd. zu sehen. Es wurde 1443 errichtet und 1883 abgebrochen. An dieser Stelle ist heute Mc.D….
Grüße aus Flensburg
Silke