Eine Frage

Hartmut Stäcker, Flensburg,

Sehr geehrter Herr Tams,
ich beschäftige mich von Zeit zu Zeit mit der Schleswiger Kreisbahn. Vielleicht können Sie mir sagen, warum Moldenit keinen Bahnhof hatte, sondern das viel kleinere Winning. In Ihrem Blog bin ich nicht fündig
geworden.
Mit freundlichen Grüßen

Admin: Vielleicht können wir die Frage beantworten, liebe Leserinnen und Leser…

Peter Kühl: Die Bahntrasse führte von Winning kommend an Moldenit vorbei in Rtg. Schaalby. Da es zur Bauzeit der Bahn das Gut Winning gab war der Flecken wohl bedeutender als Moldenit. Bei Google Maps ist die ehemalige Bahntrasse noch als Weg eingezeichnet (Admin: die Karte (links) ist
von 1968, die andere von 1904).

Jochen Meyer: Wie man auf der Karte von 1904 sehr schøn sieht, liegt der Haltepunkt auf den Lændereien des Gutes Winning, auf freiem Felde. Die Bahn wurde 1880/82 hier auf einer langen Strecke ueber die Koppel des Gutes gefuehrt. Den Haltepunkt Winning zu nennen, ist daher naheliegend. Eine andere Frage ist, warum die Moldeniter nicht auch einen eigenen Haltepunkt auf der Høhe der eigenen Ortschaft erhalten oder eingefordert haben. Ob der Haltepunkt Winning bereits seit Bestehen der Bahn mit Bahnsteig und Wartehuette ausgestattet war, weiss ich nicht. Es ist auch denkbar, das diese erst beim Umbau der Strecke mit Querschwellen anstelle von Langschwellen um 1900 gebaut wurden. 1905/06 erwarb mein Urgrossvater dann 10 ha des Winninger Gutslandes, Teile der Blanckenburger und Moldeniter Koppel. Er verkaufte seinerseits ein Grundstueck an einen Meieristen. Die Meierei bestand nur bis in die 1920er Jahre (?).

Selbst erbaute mein seinerzeit jungverheirateter Urgrossvater 1908 ein Geschæftshaus, um einen Kolonialwarenladen und eine Schankwirtschaft zu betreiben. Die nahegelegenen Gastwirtschaften erhoben allerdings Einspruch. Er erhielt daher nur eine Konzession für nicht-alkoholische Getränke; was aber nie zur
Eröffnung einer Gastwirtschaft geführt hat. Meine Urgrosseltern haben daher dort nur einen Kolonialwarenladen betrieben, wo sie auch Fahrkarten für die Bahn verkauft haben. Später erwuchs daraus eine Kohlen-, Futtermittel- und Kornhandlung. Deren Gebäude sind heute von der Oberfläche verschwunden und mit einer ganzen Reihe von Wohnhäusern auf kleinen Parzellen ersetzt worden.

In der gegenüberliegenden ehemaligen Meierei wurden zeitweise Möbel- und Holzwaren produziert. Zudem wurden neben der Wartehütte der Bahn bis ca. 1970 4 Wohnhäuser gebaut. Meiner Ansicht nach hat dieser Siedlungsteil sich niemals als Winning betrachtet. Man wohnte in Moldenit, mit dem der Ortsteil entlang der
alten Dorfstrasse im Laufe der Jahrzehnte mittels 3 – 4 Wohnhäusern zusammengewachsen ist. In meiner Familien hat man höchsten davon gesprochen, dass man in Blanckenburg wohnte, eher auf der Blanckenburger Koppel. Die Schleswag (Elektrizitätsgesellschaft) bezeichnete die Örtlichkeit auch als Moldenit-Mühle. Das habe ich aber niemals anderswo gehört oder gelesen, als an einem Schild an deren örtlichem Transformator.

Hartmut Stäcker: Ich danke Peter Kühl und Jochen Meyer für ihre Ausführungen und denke inzwischen auch, dass Winning als Haltestelle bedeutender war als Moldenit. Sicher nahmen Landarbeiter und Tagelöhner des Gutes die Bahn zur Arbeit. Jedoch ist es mir ein Rätsel, warum Winning nie ein Ladegleis hatte, um Felderträge nach Schleswig zu schaffen. Auch auf dem Kartenausschnitt von 1877 ist kein Ladegleis eingezeichnet.

Auch kein Ladegleis hatte der Haltepunkt Loit, von dem 1980 nicht mal mehr die Bahnsteigkante vorhanden war.
Karl Pusch: Moin, die Schleswig-Angler Eisenbahn (SAE) nahm ihren Betrieb 1883 auf. Zu dem Zeitpunkt gab
es noch keinen Bedarfshaltepunkt Winning. Der Bedarfshaltepunkt Winning wurde erst mit dem Sommerfahrplan – 1. Juni 1888 – als unbesetzter Haltepunkt in Betrieb genommen. In einigen Aufschreibungen wird auch der Haltepunkt mit Haltepunkt Moldenit oder Moldenit-Winning bezeichnet. Die amtliche Bezeichnung in den Fahrplänen lautete aber Winning. Die Meierei Moldenit soll es von 1906 bis 1927 gegeben haben. Warum Winning nie ein Ladegleis hatte, um Felderträge nach Schleswig zu schaffen? Weil es nicht benötigt wurde! Der Weg vom Gut oder von der Koppel nach Schleswig war nicht viel weiter als zum Haltepunkt Winning und man sparte sich das Umladen. Für Transporte über weitere Entfernungen und auch für eventuelle Tiertransporte war der Bahnhof Schaalby bestens eingerichtet und geeignet.

Hartmut Stäcker: Moin Herr Pusch, natürlich gibt es die Bahn erst seit 1883. Auf meiner Karte steht “1877, Kleine Nachträge 1919”. Also wird das Einzeichnen der Bahnstrecke zu den Kleinen Nachträgen gehört haben. Allerdings, der Weg vom Gut oder von der Koppel nach Schleswig war doch 5km lang und führte zudem am Haltepunkt vorbei. Der Transport mit Pferdefuhrwerken auf unbefestigten Straßen wird, besonders nach Regen, beschwerlich gewesen sein. Hin und zurück vermutlich auch eine Tagestour. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Felderträge mit Booten nach Schleswig geschafft wurden. Einen Weg zur Füsinger Au-Mündung gab es ja.

Jochen Meyer: Ich glaube, dass es ein Abstellgleis in Berend gab, wo die Firma Reimer (Futtermittel, Duenger, Korn, Kohlen) aus Moldenit/Haltepunkt Winning Lagerschuppen am Bahngleis besass. Ich glaube nicht, dass man mit der Bahn Gueter in nenneswertem Umfang nach Moldenit direkt gelieftert hat oder solche von dort versandt hat. Die Arbeitskræfte des Gutes Winning haben uebrigens zum Grossteil immer auf dem Gut selbst gewohnt. Frueher und darueberhinaus rekrutierte man solche unter den Bewohnern und Klein(st)bauern der umliegenden Dørfer des Kirchspiels. Ein Waren- und Guetertransport zum und vom Gut ueber das Wasser hat im Laufe der vergangenen 3 bis 4 Generationen praktisch keine Rolle gespielt. Das schliesst natuerlich nicht aus, das man gelegentlich doch etwas an der Anlegestelle des Winninger Faehrhauses verschifft hat. So ist ueberliefert, dass man noch Ende des 19. Jh. das Material fuer ein neues Schieferdach der Kahlbyer Kirche per Schiff ueber die Au dorthin verfrachtete. Seit den 1970er Jahren ist die Winninger Faehre aber durch eine Bruecke ersetzt worden. Im Klassentreffen gibt es hier text und Bilder dazu. In frueherer Zeit wird der maritime Handel vom und zum Gut aber eine groessere Rolle gespielt haben. So kann man nach andauerndem Suedwestwind bei Flachwasser die Reste einer Anlegebruecke aus grossen Steinen finden, westlich der Winninger/Klensbyer Werft. Dass dieser Anleger aus dem 17. Jahrhundert stammt, kann ich nur vermuten. Zu dieser Zeit haben die entreprenanten Gruender des Gutes aber unweit davon eine oder zwei Muehlen errichtet, wohl eher zur Produktion von gewalkten Stoff als zur Kornverarbeitung. Immerhin darf man aber auch vermuten das grosse Teil der Holmer Marienkirche im Gut Winning verbaut worden sind, vielleicht ja auch per Schiff dorthin transportiert? Aber hier koennen nur historische und archæologische Forschungen weiterhelfen, will man das genau wissen. Auch die Bucht zwischen der Werft und den Spuelfeldern der Zuckerfabrik, dem ehemaligen Klensbyer Noor, ist als potentieller Hafen zu betrachten. Hier gibt es tiefes Wasser, stellenweise bis dicht an das Ufer zu allen Seiten. Das hat man seinerzeit auch fuer die Plazierung des Wasserflughafens in den 1930er Jahren ausgenutzt. Ich bin aber auch ueberzeugt davon dass man hier unter den Meter-Maechtigen Faulschlammablagerungen der vergangenen 60 Jahre nicht nur die Reste der Flugzeuge, sondern auch æltere Wracks auffinden wird. Die Werftstrasse von Klensby kommend ist sehr wahrscheinlich ein Indikator dafuer, dass mann hier bereits vor dem Bau des jetzt verschwundenen Anlegers und der viel juengeren Werft einen Landeplatz am Strand benutzt hat. Bereits zur Wikingerzeit und erst Recht in der Bluetezeit Schleswigs im 11./12. Jahrhundert wird man hier wohl ueberwinternde Schiffe gesehen haben, hat man am Strand um das Noor und vor Klensby Fahrzeuge repariert oder gar gebaut und sich der guenstigen Topografie zur Ladung bedient. Erneut hat der Gottorfer Hof im 17. Jahrhundert dann auch den Fokus auf das maritimer Potential der Hafenstadt Schleswig gerichtet. Dazu gehørt nicht zuletzt die Gruendung des Gutes Winning durch den Finanzminister der Regierung, der vielleicht ja auch die erwæhnte Bruecke nahe der Werft angelegt hat? Auch das Tegelnoor hat man seinerzeit versucht, zum Gottorfer Hafen, vor der Neustadt Friedrichsberg, auszubauen. Dahinter verbergen sich grosse Plæne, den russisch-westeuropæischen Ostwest Handel durch das Herzogtum zu lotsen, sozusagen einen Weg ueber den Friedrichstaeder Hafen und die Gottorfer Sphære zu etablieren. Von winning aus gab es frueher uebrigens auch einen direkten (Land)Weg vom Gut nach Westen. Man musste also nicht ueber die Allee in Richtung Moldenit bis zum Haltepunkt fahren, um nach Schleswig/Klensby zu kommen. Heute kann man im westlichen Winninger Wald nahe der Werftstrasse naemlich noch einen beindruckenden Hohlweg finden, von dem aus der sogenannte Postweg oder Schlachterstieg noch vor wenigen Jahrzehnten durch Øffnungen in den Knicks der Klensbyer Feldmark zu verfolgen war. Ich habe mir immer nur vorgestellt, dass es sich hier nur um einen Fussweg vom Schleswiger Holm oder der Klosterhofer Strasse in Richtung Winninger Faehre/Fuesing gehandelt hat. Aber wahrschenlich ist das wohl frueher eine regelrechte Strasse gewesen. Auch hier koennte man sowohl anhand historischer Dokumente und archaeologischer Untersuchungen Genaueres erfahren….

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8 Gedanken zu „Eine Frage“

  1. Die Bahntrasse führte von Winning kommend an Moldenit vorbei in Rtg. Schaalby. Da es zur Bauzeit der Bahn das Gut Winning gab war der Flecken wohl bedeutender als Moldenit.
    Bei Google Maps ist die ehemalige Bahntrasse noch als Weg eingezeichnet.

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  2. Wie man auf der Karte von 1904 sehr schøn sieht, liegt der Haltepunkt auf den Lændereien des Gutes Winning, auf freiem Felde. Die Bahn wurde 1880/82 hier auf einer langen Strecke ueber die Koppel des Gutes gefuehrt. Den Haltepunkt Winning zu nennen, ist daher naheliegend. Eine andere Frage ist, warum die Moldeniter nicht auch einen eigenen Haltepunkt auf der Høhe der eigenen Ortschaft erhalten oder eingefordert haben. Ob der Haltepunkt Winning bereits seit Bestehen der Bahn mit Bahnsteig und Wartehuette ausgestattet war, weiss ich nicht. Es ist auch denkbar, das diese erst beim Umbau der Strecke mit Querschwellen anstelle von Langschwellen um 1900 gebaut wurden. 1905/06 erwarb mein Urgrossvater dann 10 ha des Winninger Gutslandes, Teile der Blanckenburger und Moldeniter Koppel. Er verkaufte seinerseits ein Grundstueck an einen Meieristen. Die Meierei bestand nur bis in die 1920er Jahre (?). Selbst erbaute mein seinerzeit jungverheiratete Urgrossvater 1908 ein Geschæftshaus, um einen Kolonialwarenladen und eine Schankwirtschaft zu betreiben. Die nahegelegenen Gastwirtschaften erhoben allerdings Einspruch. Er erhielt daher nur eine Konzession für nicht-alkoholische Getränke; was aber nie zur Eröffnung einer Gastwirtschaft geführt hat. Meine Urgrosseltern haben daher dort nur einen Kolonialwarenladen betrieben, wo sie auch Fahrkarten für die Bahn verkauft haben. Später erwuchs daraus eine Kohlen-, Futtermittel- und Kornhandlung. Deren Gebäude sind heute von der Oberfläche verschwunden und mit einer ganzen Reihe von Wohnhäusern auf kleinen Parzellen ersetzt worden. In der gegenüberliegenden ehemaligen Meierei wurden zeitweise Möbel- und Holzwaren produziert. Zudem wurden neben der Wartenhütte der Bahn bis ca. 1970 4 Wohnhäuser gebaut. Meiner Ansicht nach hat dieser Siedlungsteil sich niemals als Winning betrachtet. Man wohnte in Moldenit, mit dem der Ortsteil entlang der alten Dorfstrasse im Laufe der Jahrzehnte mittels 3 – 4 Wohnhäusern zusammengewachsen ist. In meiner Familien hat man höchsten davon gesprochen, dass man in Blanckenburg wohnte, eher auf der Blanckenburger Koppel. Die Schleswag (Elektrizitätsgesellschaft) bezeichnete die ôrtlichkeit auch als Moldenit-Mühle. Das habe ich aber niemals anderswo gehört oder gelesen, als an einem Schild an deren örtlichen Transformator. Beste Grüsse Jochen Meyer

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    • Moin,
      die Schleswig-Angler Eisenbahn (SAE) nahm ihren Betrieb 1883 auf. Zu dem Zeitpunkt gab es noch keinen Bedarfshaltepunkt Winning. Der Bedarfshaltepunkt Winning wurde erst mit dem Sommerfahrplan – 1. Juni 1888 – als unbesetzter Haltepunkt in Betrieb genommen. In einigen Aufschreibungen wird auch der Haltepunkt mit Haltepunkt Moldenit oder Moldenit-Winning bezeichnet. Die amtliche Bezeichnung in den Fahrplänen lautete aber Winning.
      Die Meierei Moldenit soll es von 1906 bis 1927 gegeben haben. Warum Winning nie ein Ladegleis hatte, um Felderträge nach Schleswig zu schaffen? Weil es nicht benötigt wurde! Der Weg vom Gut oder von der Koppel nach Schleswig war nicht viel weiter als zum Haltepunkt Winning und man sparte sich das Umladen. Für Transporte über weitere Entfernungen und auch für eventuelle Tiertransporte war der Bahnhof Schaalby bestens eingerichtet und geeignet.
      MfG
      K.P.

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      • Moin Herr Pusch,
        natürlich gibt es die Bahn erst seit 1883. Auf meiner Karte steht “1877, Kleine Nachträge 1919”. Also wird das Einzeichnen der Bahnstrecke zu den Kleinen Nachträgen gehört haben.
        Allerdings, der Weg vom Gut oder von der Koppel nach Schleswig war doch 5km lang und führte zudem am Haltepunkt vorbei. Der Transport mit Pferdefuhrwerken auf unbefestigten Straßen wird, besonders nach Regen, beschwerlich gewesen sein. Hin und zurück vermutlich auch eine Tagestour. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Felderträge mit Booten nach Schleswig geschafft wurden. Einen Weg zur Füsinger Au-Mündung gab es ja.

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  3. Ich glaube, dass es ein Abstellgleis in Berend gab, wo die Firma Reimer (Futtermittel, Duenger, Korn, Kohlen) aus Moldenit/Haltepunkt Winning Lagerschuppen am Bahngleis besass. Ich glaube nicht, dass man mit der Bahn Gueter in nenneswertem Umfang nach Moldenit direkt gelieftert hat oder solche von dort versandt hat. Die Arbeitskræfte des Gutes Winning haben uebrigens zum Grossteil immer auf dem Gut selbst gewohnt. Frueher und darueberhinaus rekrutierte man solche unter den Bewohnern und Klein(st)bauern der umliegenden Dørfer des Kirchspiels. Ein Waren- und Guetertransport zum und vom Gut ueber das Wasser hat im Laufe der vergangenen 3 bis 4 Generationen praktisch keine Rolle gespielt. Das schliesst natuerlich nicht aus, das man gelegentlich doch etwas an der Anlegestelle des Winninger Faehrhauses verschifft hat. So ist ueberliefert, dass man noch Ende des 19. Jh. das Material fuer ein neues Schieferdach der Kahlbyer Kirche per Schiff ueber die Au dorthin verfrachtete. Seit den 1970er Jahren ist die Winninger Faehre aber durch eine Bruecke ersetzt worden. Im Klassentreffen gibt es hier text und Bilder dazu. In frueherer Zeit wird der maritime Handel vom und zum Gut aber eine groessere Rolle gespielt haben. So kann man nach andauerndem Suedwestwind bei Flachwasser die Reste einer Anlegebruecke aus grossen Steinen finden, westlich der Winninger/Klensbyer Werft. Dass dieser Anleger aus dem 17. Jahrhundert stammt, kann ich nur vermuten. Zu dieser Zeit haben die entreprenanten Gruender des Gutes aber unweit davon eine oder zwei Muehlen errichtet, wohl eher zur Produktion von gewalkten Stoff als zur Kornverarbeitung. Immerhin darf man aber auch vermuten das grosse Teil der Holmer Marienkirche im Gut Winning verbaut worden sind, vielleicht ja auch per Schiff dorthin transportiert? Aber hier koennen nur historische und archæologische Forschungen weiterhelfen, will man das genau wissen. Auch die Bucht zwischen der Werft und den Spuelfeldern der Zuckerfabrik, dem ehemaligen Klensbyer Noor, ist als potentieller Hafen zu betrachten. Hier gibt es tiefes Wasser, stellenweise bis dicht an das Ufer zu allen Seiten. Das hat man seinerzeit auch fuer die Plazierung des Wasserflughafens in den 1930er Jahren ausgenutzt. Ich bin aber auch ueberzeugt davon dass man hier unter den Meter-Maechtigen Faulschlammablagerungen der vergangenen 60 Jahre nicht nur die Reste der Flugzeuge, sondern auch æltere Wracks auffinden wird. Die Werftstrasse von Klensby kommend ist sehr wahrscheinlich ein Indikator dafuer, dass mann hier bereits vor dem Bau des jetzt verschwundenen Anlegers und der viel juengeren Werft einen Landeplatz am Strand benutzt hat. Bereits zur Wikingerzeit und erst Recht in der Bluetezeit Schleswigs im 11./12. Jahrhundert wird man hier wohl ueberwinternde Schiffe gesehen haben, hat man am Strand um das Noor und vor Klensby Fahrzeuge repariert oder gar gebaut und sich der guenstigen Topografie zur Ladung bedient. Erneut hat der Gottorfer Hof im 17. Jahrhundert dann auch den Fokus auf das maritimer Potential der Hafenstadt Schleswig gerichtet. Dazu gehørt nicht zuletzt die Gruendung des Gutes Winning durch den Finanzminister der Regierung, der vielleicht ja auch die erwæhnte Bruecke nahe der Werft angelegt hat? Auch das Tegelnoor hat man seinerzeit versucht, zum Gottorfer Hafen, vor der Neustadt Friedrichsberg, auszubauen. Dahinter verbergen sich grosse Plæne, den russisch-westeuropæischen Ostwest Handel durch das Herzogtum zu lotsen, sozusagen einen Weg ueber den Friedrichstaeder Hafen und die Gottorfer Sphære zu etablieren. Von winning aus gab es frueher uebrigens auch einen direkten (Land)Weg vom Gut nach Westen. Man musste also nicht ueber die Allee in Richtung Moldenit bis zum Haltepunkt fahren, um nach Schleswig/Klensby zu kommen. Heute kann man im westlichen Winninger Wald nahe der Werftstrasse naemlich noch einen beindruckenden Hohlweg finden, von dem aus der sogenannte Postweg oder Schlachterstieg noch vor wenigen Jahrzehnten durch Øffnungen in den Knicks der Klensbyer Feldmark zu verfolgen war. Ich habe mir immer nur vorgestellt, dass es sich hier nur um einen Fussweg vom Schleswiger Holm oder der Klosterhofer Strasse in Richtung Winninger Faehre/Fuesing gehandelt hat. Aber wahrschenlich ist das wohl frueher eine regelrechte Strasse gewesen. Auch hier koennte man sowohl anhand historischer Dokumente und archaeologischer Untersuchungen Genaueres erfahren….

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    • Das ist ja eine tolle Geschichte, Herr Meyer, bin völlig begeistert. Aber nun machen Sie mich noch neugieriger. Da Sie ein fundiertes Wissen haben, können Sie mir vielleicht auch sagen, aus welchem Jahr der Wasserturm des Gutes stammt, der noch im Gehölz steht. Ich habe zwar ein Foto davon, aber leider nicht das Bildrecht darüber.

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      • Ich schätze, der Turm wurde ca. 1900 errichtet. Ich vermute, dass man sich eines Widders bedient hat, um Wasser aus den Bächen in den feuchten Wiesen zwischen dem Wald und der Schlei in den Behälter zu pressen. So hat man das noch vor wenigen Jahrzehnten ganz in der Nähe betrieben, um Wasser aus den Schleiwiesen in Richtung Klensby zu pumpen. Alternativ könnte man sich einen Brunnen in der Nähe des Wasserturm vorstellen. Das erfordert aber eine kræftige elektrische Pumpe, die man so gesehen gar nicht nötigt hatte, die teuer gewesen sein würde und wahrscheinlich auch nicht leistungsstark sein konnte, um Wasser in die Höhe zu fördern oder ueber lange Leitungen auf dem Gut zu verteilen. Man findet ja vielleicht noch Reste des alten Leitungsnetzes, die diese Geschichte genauer beleuchten könnten? Ein Bild von dem Turm kann ich leider nicht liefern. Wofür sammeln Sie diese Informationen? Gruss Jochen Meyer

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        • Widder? Musste ich erstmal googeln, also eine Pumpe. Wozu ich solche Infos sammle? Nur für mich! Sehe oder lese ich etwas Besonderes, will ich mehr davon wissen. Also eine Art Heimatforscher. Immer noch vergeblich suche ich nach den Resten des Eiskellers von Gut Roest, worüber ich hier gelesen habe: https://www.schulzeitreisen.de/?p=25042 – Ich finde den einfach nicht.

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