Spaziergang IV.

Spaziergang III.

Der von Baumreihen begleitete Weg, auf dem sich Straßenbahn und Eisenbahn kreuzen, lässt unsere Blicke frei über die von leichtem Winde sanft kräuselnden Wellen der blauen Schlei gleiten,

auf der flinke Segler um die Wette an der grünen Möweninsel vorbeisteuern. Bald winkt vor uns die Schleihalle zur Einkehr. Nach kurzer Wanderung in dem links an derselben vorüberführenden Lollfuss bemerken wir an der linken Seite der Strasse

hinter einem freien Platz die Wohnung des bekannten Schriftstellers Hermann Heiberg, daneben das Hotel “Stadt Hamburg”. Die in der Richtung unseres Weges weiterführende Flensburger Strasse, von der sich rechts der Hesterberg abzweigt, um später ihr parallel
zu verlaufen, werden wir auf unserm Rückwege bei der Besichtigung des Stadtteils Lollfuss benutzen.

Einstweilen folgen wir der Hauptstrasse “Lollfuss“, die bis nach Nordosten umbiegt, die Häuserreihe zu unserer Rechten verläuft ziemlich in gerader Linie, diejenige zur Linken tritt, unterbrochen von Lücken und aus malerisch kleinen und grossen Gebäuden bestehend,
stellenweise mehr zurück. Mit Rosen sind hier Mauern und Fenster geschmückt, “Schleswig ist die Rosenstadt”.

Mittlerweile liegt ein hinter Gartenanlagen zurückliegende Gebäude, mit stattlichem Rundgiebel, unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Jetzt “Königliches Amtsgericht”, hat es im Volksmunde den Namen “Schells Palais”, eine Bezeichnung, die nach den Vorgängen in der Ständeversammlung 1846, als der Amtmann von
Scheel, die Adresse der Stände an den König-Herzog zurückwies, populär geworden ist. Seit 1891 ist der Platz vor demselben mit dem Reventlou-Beseler-Denkmal geschmückt. …

Gegenüber liegt das Hotel “Stadt Kiel”, von dem aus regelmäßige Omnisbusverbindung mit dem durch die Kropper Anstalten des Pastors Paulsen bekannten Kropp unterhalten wird. (Entfernung Schleswig-Kropp rund 12 km.). Links von der Strasse erhebt sich die Brüningsche Bierbrauerei,
woselbst von Schleswiger Bürgern bereits in den Jahren von 1848 geheime, eine Lostrennung von der dänischen Herrschaft bezweckende Versammlungen abgehalten wurden,

während rechts die katholische Kirche, deren Glocken so schön klingen, einen freundlichen Eindruck macht. Auf derselben Seite folgen weiter Carl Nissens’s Bierlokal und das Stadttheater.

Rechts zweigt sich der Domziegelhof ab, den wir bei unserer Wanderung durch die Schleistrasse wieder berühren. Sein Name erinnert daran, dass hier die Ziegel zum Dombau gemacht wurden. Auch ist an ihm 1755 die älteste Fayencefabrik begründet,
deren Fayencen sich durch ihre Malereien in Braunstein auszeichnen. In einer andern hier stehenden Fabrik wurden rechts gute “Stubenöfenaufsätze” und “Tischblätter” gemacht. Unter J. A. F. Bilhard ging die letzte Fabrik 1814 ein.

An “Hübers Gasthof”, dem Restaurant “Reichshalle” und der Bergas’schen Buchhandlung vorüber, erreichen wir, wo der Domziegelhof wieder in die Hauptstrasse mündet und links die Strasse nach der Gartenwirtschaft “Bellevue” hinaufgeht, der
Stadtweg, der sich in einer Länge von etwas 600 m in der Richtung des Lollfusses bis zum Kornmarkt fortsetzt.

Fortsetzung hier:

Spaziergang V.



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