Ein Sommerlochermittlungsauftrag

Nach dem Sommerlochrätsel Nr. 1 folgt jetzt ein Sommerlochermittlungsautrag Nr. 1 an das Klassentreffen (Achtung! Bei dem Foto links handelt es sich nicht um einen Atomreaktor in Persien!).

Sönke Hansen hat jetzt auch entdeckt, dass man die Google-Maps-Technik wunderbar für größerformatige Fotos einsetzen kann. Er hat auf seiner Seite eine Luftaufnahme von 1930 eingerichtet, die man prima zum Zoomen und Hin- und Herschieben benutzen kann (leider nur, wenn der Browser das “kann” :( ).

Am “Tegelnoor”, das es seit dem Bau der Umgehungsstraße nicht mehr gibt, gab es eine Lagerhalle…

Sönke mailt: Auf dem Bild von 1930 ist deutlich zu erkennen, dass die Halle direkt an der Schlei (Tegelnoor) gelegen hat, es war sogar ein Steg oder Anleger vorhanden.

Anmerkung Gerd Tams: Dieses Gebäude ist auch auf der Karte des Reichsamtes für Landesaufnahme von 1933 verzeichnet (hier die Karte mit Google-Maps (geht nicht) und hier die “normale” Karte).

Sönke: Das Luftbild von 1985 (links) zeigt die Lagerhalle, an die nach dem Bau der B77 nun der Wald grenzt.

Gerd Tams: Auf diesem Foto (rechts) von Sönkes Seite ist ebenfalls “etwas” zu sehen…

Sönke: Im letzten Jahr habe ich die Reste der Halle abgelichtet, anscheinend muß sie irgendwann abgebrannt sein, dem verkohlten Gebälk nach zu urteilen.

:D Und jetzt Sönkes “Ermittlungsauftrag”:

…da sich im Klassentreffen zur Zeit das “Sommerloch” ausgebreitet hat, stelle ich mal eine Frage. Es geht mir dabei um eine ehem. Lagerhalle abseits der Friedrichstraße. Sie befindet sich heute zwischen Edeka und der ehem. Gärtnerei; auf dem Gärtnerei-Gelände steht ja nun das neue Einkaufszentrum.
Sooo, nun frage ich mich, welchen Zweck diese Halle hatte. Wurden dort tatsächlich einmal Schiffe entladen ?? Welcher Firma hat diese Halle gehört? Ab wann stand sie leer, bzw. ist abgebrannt (vielleicht erinnert sich ja noch jemand an das Feuer?

Falk Ritter: War da nicht die Firma Sahr & Kähler? Das Foto links stammt von Sönkes Seite. (Bildunterschrift: “In der Friedrichstraße 19 liegen die Geschäfts- und Lagerräume der Getreidemühle und Landhandelsfirma Sahr & Kähler KG.”)

Bild- und Textzitat aus dem Buch Bildergeschichten Schleswig, Rückblick auf drei Jahrzehnte im Spiegel der Fotos von Eva Nagel von Holger Rüdel

Zu dem Foto links vom Sept. 1969:

Auf der linken Straßenseite gut zu erkennen ist das aus der Gründerzeit stammende, architektonisch ansprechende Gebäude der Getreidemühle Sahr & Kähler. Diese Firma war eines der wenigen größeren Unternehmen, die in der preußischen Ära des späten 19. Jahrhunderts in Schleswig neu gegründet wurden. Bis zum Bau der Umgehungsstraße verfügte Sahr & Kähler über ein weitläufiges, bis zur Schlei reichendes Betriebsgelände, zu dem sogar eine eigene Kaianlage gehörte. Mit dem Abbruch des Firmengebäudes…

Hier noch eine Ansichtskarte aus früheren Tagen der Firma, die eine Kutsche vor Bäcker Österling zeigt, der sein Mehl von Sahr & Kähler bezog.

Wo wir gerade beim Zitieren sind: Aus “Das Straßennetz im Raum der Stadt Schleswig” von Claus Glüsing, Sonderdruck aus dem Jahrbuch des Angler Heimatvereins 1969:

Die Umgehungsstraße … Es wurde daher von den Geologen geprüft, ob – wie von ihnen aufgrund von Erfahrungen vermutet – eine noch näher an oder sogar in die Schlei verlegte Trasse günstigere Verhältnisse für die Aufschüttung eines Dammes bieten würde. Besondere Schwierigkeiten herrschten im Raum der Otternkuhle und des Tegelnoors.

Norbert Neidebock weist auf einen Einsatz der Feuerwehr bei Sahr & Kähler im Jahr 1960 hin…

Tja, und Sönke Hansen guckt mal so ganz nebenbei im Stadtarchiv in die Akte von Sahr & Kähler:

Januar 1906
Antrag auf Wiederherstellung der durch Feuer zerstörten Mühle

24.09.1920
Gegen 04.30 Uhr morgens brannte das Dach des Maschinenhauses. Das Feuer wurde vom Geschäftsführer v. Allwörden gegen 04.40 Uhr bemerkt. Aus dem Bericht von Nachtpolizeiwachtmeister Erichsen : “Ich drückte sofort auf den Feuermelder Ecke Bahnhofstr. welcher aber scheinbar nicht funktionierte. Darauf blies ich durch die Friedrichstraße bis Husumerbaum und weckte den Hornisten Morgenroth und drückte gleichzeitig den Feuermelder am Hause des Tischlermeisters Morgenroth ein; derselbe alarmierte auch nicht. Daraufhin begab ich mich zur Feuerstelle…Die Friedrichsberger Feuerwehr traf gegen 05.10 Uhr morgens ein und konnte das Feuer durch Hydranten in kurzer Zeit löschen.”

1940
…sollte der Ufer-Schuppen erweitert werden. Dazu heißt es : “Da der Anbau in der Zone des Anbauverbotes der Umgehungsstraße liegt,….”

Sönke: Umgehungsstraße 1940?? War die damals schon geplant??
Gerd Tams: Theo Christiansen auf Seite 180: 1933-39 wurde schon der Bau einer Umgehungsstraße von Busdorf zur Schleihalle diskutiert. Die bereits abgesteckte Trasse kam der Materialknappheit wegen nicht zur Ausführung.

Januar 1947
Antrag auf Wiederherstellung des teilweise durch Feuer zerstörten Ufer-Lagerschuppens. Der Schuppen wurde nicht völlig zerstört, sondern wurde noch weiter genutzt von der Firma Stores Section, RD & R Branch, H.Q. Mil. Gov., Land Schleswig-Holstein, Kiel.

1960
Es brennen zwei große Lagerhallen. Dieser Großbrand wird auf der Feuerwehr-Seite genannt.

4 Gedanken zu „Ein Sommerlochermittlungsauftrag“

  1. Ja, dann ist die Ruine wohl der Rest einer Sahr & Kähler Lagerhalle.
    Diese Firma war anscheinend nicht ganz unbedeutend, wenn sie sogar über eine Kaianlage verfügt hat, sie reiht sich ein in die Liste großer Schleswiger Firmen, von denen heute kaum einer mehr etwas weiß.:no:

    Dieses Rätsel war offensichtlich zu einfach, so schnell wie eine Antwort kam. :P

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