Besichtigung

Es ist langsam mal an der Zeit, dass wir die Domschule besichtigen:

Da wäre als Erstes der Lageplan…

…gefolgt von der Vorder- und Hinter-Ansicht…

…wir betreten jetzt das Gebäude und arbeiten uns vom Keller bis in den dritten Stock hoch…

…so, oben angekommen…

…für Interessierte, der Röntgen-Blick von der Seite…

…dem Rektor ist angemessener Wohnraum zur Verfügung zu stellen…

(Diese Dokumente für den privaten Gebrauch kommen von der Deutschen Fotothek)

Jürgen Jürgensen: Moin zusammen, hallo Gerd, dazu kann ich folgendes beitragen:

In den frühen 1860er Jahren begann die Planung für eine neue Schule. Die ersten konkreten Pläne des Kieler Architekten Gustav Ludolf Martens aus März 1865 waren für das Michaelisfeld vorgesehen und orientierten sich eng an der Neuorganisation des Schulwesens in SH im 19. Jh. auf preußischer Grundlage mit entsprechenden Bauvorschriften.

Zuständig für die Bauaufsicht und -genehmigung war der Königliche Bauinspektor Johann Friedrich Holm, der mit dem Baugrundstück und zum Teil auch mit den Bauplänen von Martens nicht einverstanden war.

Daraufhin forderte Martens seinen kompletten Entwurf zurück. Dieser Forderung kam Holm erst im Februar 1866 nach und reichte beim Entscheider, dem Gouverneur des Herzogtums Schleswig, Edwin von Manteuffel, eigene Bauentwürfe ein, die allerdings wesentlich auf die Pläne von Martens zurückgingen. Von Manteuffel genehmigte die Pläne Holms und ordnete an, den Bau am jetzigen Standort (damals Lüsingsches Grundstück oder Domziegelhof benannt) auszuführen. Die Genehmigung stammt vom 20.08.1866.

Seinen Befugnissen entsprechend beauftragte Holm den jungen Baumeister Eberhard Hillebrand mit der Bauausführung. Hillebrand beschäftigte als Subunternehmer die Maurermeister Jessen und Jürgensen sowie den Zimmermeister Lundt. Hillebrand führte mit Genehmigung Holms eigene Elemente in dessen Entwurf ein, die wesentlich für die Ansicht der Schule sind.

Außer mit den ursprünglichen und de facto verworfenen Plänen war Martens also nicht involviert!

Beginn der Erdarbeiten: März 1866.
Grundsteinlegung: 1. Mai 1867
Einweihung: 12.10.1869

Schulbetrieb ab: 13.10.1869
Baukosten: 103.000 Mark
Wohnhaus Direktor: 25.700 Mark

(Durch Probleme in der Ziegelherstellung bei der Schleswiger Ziegelei verzögerte sich der Bau um über ein Jahr).

Quelle: Domschule Schleswig 1307-2007/Karen David-Sirocko

Jürgen Brandt: Danke für die Klarstellung

In dem Buch von Vera Stoy “Kiel auf dem Wege zur Großstadt”, erschienen 2003, findet man in dem Bewerbungsschreiben vom 2. Mai 1865 des Gustav Ludolf Martens zum Stadtbaumeister der Stadt Kiel den Hinweis der Beauftragung zum Bau des Gymnasiums in Schleswig, der spätere Entzug des Auftrages wird dort nicht erwähnt.

Gustav Ludolf Martens war wohl ein schwieriger Mensch, Kritik an seinen Bauvorhaben und Zerwürfnisse mit der Obrigkeit findet man in dem o.a. Buch an mehreren Stellen.

Kai: Hallo Gerd, ich habe mal, passend zum aktuellen Thread, eine Fotomontage gemacht. Drin kann man gut erkennen, wo die Domschule einst mal geplant war. Auch die Bezeichnung “Realschule” im Plan ist dann auch logisch.

Jürgen Brandt: Moin Gerd, oben eine Bildmontage der tatsächlich gebauten Domschule.
Bildquellen: Erdgeschoss und Obergeschoss Domschule-SL.de – Bilder um 90 Grad gedreht und späterer Anbau entfernt. Luftbildausschnitt von Sönke Hansen.

Noch’n Bild…

…und noch eins

1.592 Ansichten

10 Gedanken zu „Besichtigung“

  1. Sehr schöne Zeichungen, Pläne von 1865? Jetzt muss man aber die Bleistifte spitzen, 1869 ist Einweihung, da steckt noch viel Arbeit drin um von diesem Entwurf bis zu den tatsächlich verwendeten Ausführungsplänen zu kommen.

    Ist bekannt von wem die Pläne stammen?

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  2. Ist das evtl. ein Entwurfsvorschlag im Rahmen eines Architekturwettbewerbes vor dem Bau der Domschule? Anscheinend war die Standortfrage ja auch noch offen.
    Welcher Architekt hat denn die jetzt bestehende Domschule geplant u. gebaut? Kann man das herausfinden?

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    • Der damahlige Rektor der Schule war an Gustav Ludolf Martens (1818-1872) – Stadtbaumeister der Stadt Kiel und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt als “Schulbaumeister” herangetreten – mit der Bitte, Entwürfe für den Bau des Gymnasiums anzufertigen. Die Pläne wurden angenommen, jedoch sollte nicht Martens selbst, sondern Johann Friedrich Holm den Bau ausführen. Das wiederum veranlasste Martens, seine Pläne zurückzufordern oder zumindest selbst einen ausführenden Architekten benennen zu dürfen. Nach viel Hin und Her (alles in den Akten im Landesarchiv Schleswig schriftlich dokumentiert) bekam Martens schließlich die Pläne zurück, jedoch erst einige Zeit später, sodass der Vorwurf bleibt, Holm habe sich zunächst gründlich an den Plänen Martens’ orientiert, bevor er seinen eigenen Vorschlag einreichte.

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  3. Die Planung und Ausführung lag in den Händen von Gustav Ludolf Martens, u.a. Stadtbaumeister in Kiel. Die Zeichnungen waren wohl ein Vorentwurf.
    Der Standortfrage ist interessant, es könnte rechts neben der Lornsenschule (Bellevue) oder dieser Platz selbst sein, im Plan von 1871 findet man dort den Fussteig zur Schubye Strasse.
    Den Standort der Realschule 1865 am Lollfuß müsste man hier im Klassentreffen finden.

    Google books sagt mehr zu Gustav Ludolf Martens.

    Antworten
  4. Moin zusammen, hallo Gerd,

    dazu kann ich folgendes beitragen:

    In den frühen 1860er Jahren begann die Planung für eine neue Schule. Die ersten konkreten Pläne des Kieler Architekten Gustav Ludolf Martens aus März 1865 waren für das Michaelisfeld vorgesehen und orientierten sich eng an der Neuorganisation des Schulwesens in SH im 19. Jh. auf preußischer Grundlage mit entsprechenden Bauvorschriften.

    Zuständig für die Bauaufsicht und -genehmigung war der Königliche Bauinspektor Johann Friedrich Holm, der mit dem Baugrundstück und zum Teil auch mit den Bauplänen von Martens nicht einverstanden war.

    Daraufhin forderte Martens seinen kompletten Entwurf zurück. Dieser Forderung kam Holm erst im Februar 1866 nach und reichte beim Entscheider, dem Gouverneur des Herzogtums Schleswig, Edwin von Manteuffel, eigene Bauentwürfe ein, die allerdings wesentlich auf die Pläne von Martens zurückgingen. Von Manteuffel genehmigte die Pläne Holms und ordnete an, den Bau am jetzigen Standort (damals Lüsingsches Grundstück oder Domziegelhof benannt) auszuführen. Die Genehmigung stammt vom 20.08.1866.

    Seinen Befugnissen entsprechend beauftragte Holm den jungen Baumeister Eberhard Hillebrand mit der Bauausführung. Hillebrand beschäftigte als Subunternehmer die Maurermeister Jessen und Jürgensen sowie den Zimmermeister Lundt. Hillebrand führte mit Genehmigung Holms eigene Elemente in dessen Entwurf ein, die wesentlich für die Ansicht der Schule sind.

    Außer mit den ursprünglichen und de facto verworfenen Plänen war Martens also nicht involviert!

    Beginn der Erdarbeiten: März 1866.
    Grundsteinlegung: 1. Mai 1867
    Einweihung: 12.10.1869
    Schulbetrieb ab: 13.10.1869
    Baukosten: 103.000 Mark
    Wohnhaus Direktor: 25.700 Mark

    (Durch Probleme in der Ziegelherstellung bei der Schleswiger Ziegelei verzögerte sich der Bau um über ein Jahr).

    Quelle: Domschule Schleswig 1307-2007/Karen David-Sirocko

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  5. @ Jürgen Jürgensen: Danke für die Klarstellung

    In dem Buch von Vera Stoy “Kiel auf dem Wege zur Großstadt”, erschienen 2003, findet man in dem Bewerbungsschreiben vom 2. Mai 1865 des Gustav Ludolf Martens zum Stadtbaumeister der Stadt Kiel den Hinweis der Beauftragung zum Bau des Gymnasiums in Schleswig, der spätere Entzug des Auftrages wird dort nicht erwähnt.

    Gustav Ludolf Martens war wohl ein schwieriger Mensch, Kritik an seinen Bauvorhaben und Zerwürfnisse mit der Obrigkeit findet man in dem o.a. Buch an mehreren Stellen.

    Antworten
  6. Der Bauplatz müsste rechts neben der heutigen Lornsenschule liegen. Die in dem Plan bezeichnete Realschule ist die alte Realschule und spätere Höhere Mädchenschule im Stadtweg 72. Ich habe gerade einmal eine Fotomontage an Gerd geschickt.

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