Wer reitet so spät durch Wind und Nacht?
Es ist der Vater, es ist gleich acht.
Im Arm den Knaben er wohl hält,
er hält ihn warm, denn er ist erkält’.
Halb drei, halb fünf. Es wird schon hell.
Noch immer reitet der Vater schnell.
Erreicht den Hof mit Müh und Not – – –
der Knabe lebt, das Pferd ist tot!
Falls sich jemand fragt, warum hier dieses Gedicht vom großen Heinz Erhardt steht – es ist nur ein Vehikel, um Links auf den Zufalls-Eintrag unterzubringen.
Das ist eine Kurzform, wenn auch eine andere, die ich als Langversion kenne. Ich hoffe, ich finde sie. Sie erschien in den 50iger Jahren in der KN. Ausgeschniten habe ich sie.
Ob es davon eine Langversion gibt, weiß ich nicht.
Aber diese Version ist von Heinz Erhardt.
Norbert,
danke für den Hinweis. ich wußte nicht. dass diese Zeilen aus der Feder des hochgeschätzten Heinz Erhardt stammen. Man lernt nie aus.
“Am Bahndamm stand ´ne Sauerampfer, sie sah viele Züge, doch keine Dampfer”.
Das könnte auch von ihm stammen, es stammt sogar!
Nein, mir ging es um den Erlkönig, den ich zum einem Fest, ich weiß nicht welches es war, in Ravens Hotel deklamierte, den Text vergaß, ein Mitschüler half mir, ich konnte es beenden.
Mein Kopf war nicht so rot wie der von Glühbirne.
Köln kühlt ab!
Also Rainer, natürlich ist das Gedicht von Erhardt, wie Norbert richtig feststellt.
Diese Kurzfassung des “Sauerampfer” ist allerdings von Erhardt:
(wahrscheinlich meinst Du dieses Gedicht, das Erhardt – wie den Erlkönig – als eingedampfte Version vom Original übernommen hat)
Norbert teilt mit – auch das ist richtig – dass der Erlkönig schon oft für “Nachdichtungen” die Grundlage war (hier) – aber Heinz Erhardt ist der größte Nachdichter!
Der motorisierte Erlkönig
Wer rattert so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Der Sohn sitzt im Beiwagen sicher und warm:
der Vater fährt zickzack, dass Gott erbarm.
“Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?”
“Siehst, Vater, du den Laternenpfahl nicht?”
“Das Pfählchen, das kleine? Wozu das Geschrei?”
Schon saust er um Haaresbreite vorbei.
“Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht?
Es fängt an zu regnen. Wie brennt mein Gesicht!”
“Sei ruhig, ertrage den Regen mit Schneid!
Jetzt wirst du gewaschen, es war höchste Zeit!”
“Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
die Gans auf der Straße? O scheuche sie fort!”
“Das Mistvieh, das seh’ ich, ich bin doch nicht dumm!
Das gibt einen Braten, die fahr’ ich gleich um!
Ich lieb’ dich, mich reizt deine fette Gestalt,
und weichst du nicht willig, so brauch ich Gewalt!”
“Mein Vater, mein Vater, jetzt tut’s einen Knall!”
Der Scheinwerfer splittert, ein Schrei und ein Fall…
Die Straße, die färbt sich vom Blute so rot;
das Söhnchen, das lebt, doch die Gans, die ist tot.
Den Vater, den graust’s nach dem schrecklichen Rutsch.
Was nützt ihm die Gans? Das Motorrad ist futsch!