Ein Vorhang

Torsten Hansen: Ich besitze einen Vorhang (siehe Bild) mit den Maßen 1,15 x 1,5m, der schon seit einigen Generationen zu unserer Familie gehört – nur leben diejenigen, die wissen, was für eine Bedeutung er hat, schon lange nicht mehr.

Vielleicht gibt es ja jemanden, der dazu Näheres sagen kann? Ich weiß, daß in irgendeinem historischen Haubarg an der Westküste auch der gleiche Vorhang hängt (und dort etwas Unheilvolles verdecken soll ???).


Jens Nielsen: Es handelt sich hier um einen sogenannten Beiderwandvorhang. „…Das Wort bedeutet so viel wie „beide Wände“ oder „beidseitig“. Ein Wandteppich also, der von beiden Seiten nutzbar ist, oder wo auf beiden Seiten etwas zu sehen ist. Den ältesten Nachweis findet man in Ratsverfügungen der Stadt Soest aus den Jahren 1300 und 1371.

Beiderwand war ursprünglich ein Gewebe für ärmere Volksschichten und wurde für Trachten, Schürzen, Röcke, Vorhänge und Kissen verwandt. Beiderwand-Vorhänge von Alkoven sind vor allem in Süd-Jütland und Schleswig Holstein gebräuchlich.“

Ich habe solche Wandteppiche als Vorhang vor Alkovenbetten an der Westküste schon gesehen. Es sind hier christliche Motive abgebildet:
• Der Lebensbaum
• Der Pelikan: Er pickt sich laut Legende selbst mit dem Schnabel das Fleisch aus der Brust und füttert damit seine Kinder. Dies wird in der Kunstgeschichte und insbesondere in der Volkskunst oft als Darstellung des Opfertodes verwendet.
• Der Hirsch: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser,
so schreit meine Seele, Gott, zu Dir.“

Vermutlich wird mit dem Abdecken von „etwas Unheilvollem“ allgemein die Behütung des Schlafes durch einen Vorhang mit christlicher Symbolik gemeint sein, oder?

598 Ansichten

4 Gedanken zu „Ein Vorhang“

  1. Es handelt sich hier um einen sogenannten Beiderwandvorhang. „…Das Wort bedeutet
    so viel wie „beide Wände“ oder „beidseitig“. Ein Wandteppich also, der von beiden Seiten nutzbar ist, oder wo auf beiden Seiten etwas zu sehen ist. Den ältesten Nachweis findet man in Ratsverfügungen der Stadt Soest aus den Jahren 1300 und 1371.

    Beiderwand war ursprünglich ein Gewebe für ärmere Volksschichten und wurde für Trachten, Schürzen, Röcke, Vorhänge und Kissen verwandt. Beiderwand-Vorhänge von Alkoven sind vor allem in Süd-Jütland und Schleswig Holstein gebräuchlich.“

    Ich habe solche Wandteppiche als Vorhang vor Alkovenbetten an der Westküste schon gesehen. Es sind hier christliche Motive abgebildet:
    • Der Lebensbaum
    • Der Pelikan: Er pickt sich laut Legende selbst mit dem Schnabel das Fleisch aus der Brust und füttert damit seine Kinder. Dies wird in der Kunstgeschichte und insbesondere in der Volkskunst oft als Darstellung des Opfertodes verwendet.
    • Der Hirsch: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser,
    so schreit meine Seele, Gott, zu Dir.“

    Vermutlich wird mit dem Abdecken von „etwas Unheilvollem“ allgemein die Behütung des Schlafes durch einen Vorhang mit christlicher Symbolik gemeint sein, oder?

    Antworten
  2. Danke, Jens Nielsen, für diese Erläuterungen !!!

    Kann es sein, daß wir mal vor ca. 10 Jahren eine Führung im Dom/Schwahl mit Ihnen erlebt haben ??

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Per Klick lächeln: