Ziegeleien

Borgwedel sah zu der Zeit, als die Ziegelei noch in Betrieb war, ganz anders aus…


Woher kommen eigentlich heutzutage die Ziegel? Nachfolgend “Aufgewärmtes” vom Okt. 2008:

Peter Voß: Aber der Schleswiger Dom war, als er gebaut wurde, genau so katholisch wie der Kölner, und vermutlich ebenfalls in der Absicht errichtet, um sich herum Freudenhäuser entstehen zu lassen. Dass der in Schleswig nicht bröckelt, verdanken wir der Ziegelei Jöns im Kolonnenweg.
Lutz Clausen: In wieweit der Vater von Willy Jöns in Frage kam – weiß ich nicht – allenfalls für den nachträglich angebauten “hohen Domturm”

Der Administrator kramt in der Fotokiste und fördert diese Postkarte zu Tage, die mit der Ziegelei Jöns zu tun hat.

Das Foto links ist in der Veröffentlichung “Die Stadt Schleswig – Ein Spaziergang durch die Straßen der Stadt vor und um 1900” von Helgo Klatt enthalten und wird mit dem folgenden Text erklärt:
Eine spätere Aufnahme (1894) zeigt eine im 1. Weltkrieg diesseits der Eisenbahn gelegene eingegangene Ziegelei von Tams, Nachf. Koch, in Pulverholz; Hans Tams war der Urgroßvater der heutigen Besitzer Jöns auf der jenseits der Bahnlinie liegenden Ziegelei. – Drei Pötte, einer mit Pottwagen, hatten dem Lehm, mit Sand und Wasser vermengt, die richtige Konsistenz zu geben. Das Aufrichten und Poltern der Steine geschah vor der Scheune; und nach dem Nachtrocknen in der Scheune kamen die Steine in den Brennofen (links).(Über verwandtschaftliche Beziehungen zum Administrator des Klassentreffens ist nichts bekannt) :)

Und was sagt Heinrich Philippsen?

Seit dem Jahr 1802 wurde die Husbyer Ziegelei, kurz die “Ziegelei” genannt, ein beliebtes Ziel der Schleswiger an freundlichen Sommertagen. Der damalige Ziegeleibesitzer Eggert Wieck richtete hier eine ländliche Wirtschaft ein, wo nicht nur Erfrischungen, wie sie Dorf und Bauernhaus bieten, erhältlich waren, sondern auch zeitweilig ein Tanzvergnügens stattfand.

(Auf dieser Karte findet man die Örtlichkeiten am linken (westlichen) Rand der Karte. Die “Brauteiche” ist auch eingezeichnet. Und der Besitzer der Wald-Hotels heißt mittlerweile Otto Krause.)

Die Brauteiche: Der Eichbaum stellt einen im Volksmund als “Brauteiche” bezeichneten, landesweit bekannten Baum im Gemeindegebiet dar: unter ihm sollen in früherer Zeit die Brautpaare auf ihrem Weg zur Trauung in der Michaeliskirche in Schleswig, der Pfarrkirche für Hüsby, einen Imbiss genommen haben.

Es gab aber nicht nur die Ziegelei am Kolonnenweg (links) sondern auch noch die Ziegelei von Carl Langenheim am Hornbrunnen (Danke Sönke). Habt ihr das etwa nicht gewusst?


Jochen Meyer: Und den Domziegelhof! Nicht zu vergessen die Ziegelei in Borgwedel. In Füsing gabs auch mal eine solche an der Grossen Breite. War da nicht auch mal eine Ziegelei am Öhr im Friedrichsberg?

Gegoogelt:
…Diese Tonablagerungen, die sich in dieser überdimensionalen Wanne niederließen, brachte wiederum um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts die Ziegeleien in Schleswig – Pulverholz, Borgwedel, und Stamp – Füsing sowie einige andere dazu sich hier niederzulassen.

Aus dem Beitrag “Der Rote Elefant” von Karlheinz Schlüter in Heft 35 der Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte: Die Hintermauersteine liefert die Firma N. F. Tiedje aus Ringöfen der Ziegelei Borgwedel an der Schlei, 7 Millionen Ziegel im Normalformat zum Preis von 48,- Mark pro Tausend Stück. Heute beträgt der Preis für diese Menge etwa 950,- DM und mehr. Die Ziegelei verpflichtete sich, wöchentlich 100000 Ziegel zu liefern.

Die Steine wurden mit Prähmen der Ziegelei von Borgwedel nach Schleswig transportiert und dort an der fiskalischen Landebrücke am Gottorfdamm abgeladen (etwa dort, wo sich heute die Schleuse zum Burggraben befindet).

Es stellte sich heraus, daß das Fahrwasser für die beladenen Prähme in Ufernähe nicht tief genug war. Entweder mussten die Ziegel auf der Schlei von den großen Prähmen in “kleinere Böte” umgeladen oder aber das Fahrwasser vertieft werden. Schließlich einigte man sich – wegen des Termindrucks – darauf, daß das Fahrwasser vertieft wurde; die Kosten wurden zu Hälfte vom Fiskus, zur anderen Hälfte vom Ziegeleibesitzer getragen. Weitere Schwierigkeiten tauchten auf, als die Schlei in den Wintermonaten zugefroren war, die zugesagten Stückzahlen mußten durch Mehrleistungen in den eisfreien Monaten ausgeglichen werden. Schließlich wurde dem Ziegeleibesitzer durch die Polizei untersagt, die im Eigentum des Fiskus stehenden Bäume auf dem großen Gottorfer Damm bei der fiskalischen Landebrücke zum “Heranziehen der Schiffe” zu benutzen. Ein Gutachten des Gärtners Blanck wurde beigebracht, das aussagte, “daß die Bäume durch das Umwinden der Taue in ihrem Wachstum nicht leiden.” Das Verbot der Polizei wurden daraufhin aufgehoben.
(Der o.g. Text, den ich mühsam abgeschrieben habe (erscheint auch auf dieser Seite, wie ich soeben festgestellt habe. Auf die Quelle haben die da aber nicht hingewiesen) :(

Weiter im Text: Es mußte aber ein sogenannter Bodenaustausch vorgenommen werden. 12000 Kubikmeter moorigen Bodens wurden von der Schleswiger Firma Johann Paap ausgehoben und dafür 10.000 Kubikmeter Kies in die Baugrube gekarrt. Der Kies wurde aus der fiskalischen “Grandgrube” bei Bellevue (Lornsenschule), hinter der St. Michaelisallee entnommen, dort, wo sich heute der Jahnplatz befindet. So – so ganz nebenbei wissen wir jetzt auch noch, wie der Jahnplatz “entstanden” ist |-|

Und was sagt Heinrich Philippsen?
…Ihr Aufblühen [der Ziegelfabrikation im achten Quartier, dem Friedrichsberg] ist auf die nach und nach erfolgte Niederlegung der älteren Ziegeleien in und vor Schleswig, nämlich der Ratsziegelei, der Schloßziegelei und namentlich des Domziegelhof zurückzuführen. Die Friedrichsberger Ziegeleien sind leistungsfähig geblieben, bis der im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts vorherrschend gewordene Großbetrieb der Fabrikation den Kleinbetrieb verdrängte.

Falls jetzt jemand fragen sollte, was diese drei Fotos vom Hesterberg hier zu suchen haben, ist die Antwort ganz einfach: Es geht um eine weitere Ziegelei in Schleswig, die in Band 44 der Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte erwähnt wird und die Sönke Hansen auf dieser Seite zeigt (das Foto links ist aus dem Heft heraus kopiert; das Foto rechts ist vom Bildarchiv Foto Marburg):

Die westliche Rückseite der Häuser am unteren Hesterberg war der fürstlichen Ziegelei zugewandt gewesen. Sie war schon 150 Jahre lang nicht mehr in Betrieb. Der Zollinspektor Stricker … hatte sich um 1700 am Eingang zum Hesterberg ein stattliches Wohnhaus errichtet, 1707 das ganz Gelände der stillgelegten Ziegelei gepachtet und dort seine sieben Buden angelegt. Alles mußte dem Durchbruch der Chaussee weichen.
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18 Gedanken zu „Ziegeleien“

  1. Nicht zu vergessen die Ziegelei in Borgwedel. In Füsing gabs auch mal eine solche an der Grossen Breite. War da nicht auch mal eine Ziegelei am öhr im Friedrichsberg?

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  2. …und es gab auch den “Domziegelhof” – der in der nach ihm benannten Straße lag.
    In wieweit der Vater von Willy Jöns in Frage kam – weiß ich nicht – allenfalls für den nachträglich angebauten “hohen Domturm”

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  3. Lieber Gerd Tams,
    Durst haben wir alle, das kann keine Ausrede sein! Dennoch: sollte es zu dem erwähnten Hamburger Brüllsauf kommen, sind Sie herzlich eingeladen! Um so herzlicher, als ich glaube, daß wir uns vor 50 Jahren schon in Schleswig über den Weg gelaufen sind.

    Beim Betrachten des Bildes (W. Kather sitzt verzweifelt vor einer Dosis Urpils) fällt mir spontan eine arabische Weisheit ein: “Wer gut ißt und gut trinkt, kann harte Arbeit wohl entbehren!” (Konfuzius).

    Vorbeugend: Ich weiß, daß Konfuzius Chinese war, aber die Araber waren die ersten, die diesen Spruch für weise hielten…

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  4. Ich finde, dass wir mit dem “Sie” gar nicht erst anfangen sollten!

    Was meinst Du, Peter?

    (Was Konfuzius zu dem Thema sagt, ist mir leider nicht bekannt, vermutlich hat er alle geduzt) :D

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  5. Hallo, Gerd, das ist doch mal ein Vorschlag! Daß ich mehr sieze als duze liegt wohl an meinem langjährigen beruflichen Umgang.

    Irgendwo habe ich noch ein paar Bilder aus den 50ern und 60ern, als wir alle noch als gefürchtete Räuber und Gendarmen Schleswig unseren Stempel aufdrückten. Das Marienbad, Königschießen in der Bugenhagenschule (ich war König 1958 und aufgeregt wie eine Tüte Mücken!), Radtouren nach Hvidesande und Kopenhagen mit Vikar Hoffmann (Laienspielgruppe im Friedrichsberger Pastorat), Ede Popp und Helmut Kühl, usw.. Wie kriegt man die auf diese Seite?

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  6. Übrigens, noch mehr Werbesprüche, alte (s.o.) wie neue, gibt es auf SLOGANS.DE
    Angeblich soll es von Voss-Margarine auch Sammelbilder gegeben haben. Leider kann ich mich nur an die von Wagner-Margarine erinnern. Außerdem gab es noch von Schipka-Kaffee Figuren.

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  7. Es scheint das unausweichliche Schicksal aller, die Voss oder Voß heißen, zu sein, ihr Leben lang ausschließlich als gewesene Margarine oder fiktiver Millionendieb (sofern man zu allem Überdruß auch noch Peter heißt) wahrgenommen zu werden, und jeder seine Weisheit so fröhlich herauströtende Zeitgenosse glaubt, er habe bisher als einziger diesen vorzüglichen Geistesblitz gehabt und rechnet sich dies als großartige, wenn nicht größte, Leistung an.
    Man mag mir nachsehen, daß ich nach nun 63 Jahren lang beinahe täglicher Konfrontation mit Margarine und Millionendieben dies nun endlich satt habe.
    Vermutlich liegen doch jene Wissenschaftler ganz richtig, die behaupten, auf diesem Planeten gebe es kein intelligentes Leben.

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  8. Die Wissenschaftler haben recht, wenn sie sich als dazugehörig begreifen.
    Daß wir nicht die einzigen Lebewesen hier im Weltall sind, sollte wohl jeder begreifen.
    Der Mensch ist nicht intellent:oops:
    Fällt mir nun ein Zacken aus der nicht vorhandenen Krone?
    Nöö, das interessiert mich nur anal peripher:P, denn:
    bible Matthäus 5.3 unbible in der Einheitsübersetzung (nicht in der Lutherübersetzung):>>
    hmhmhmm Oder doch Luther???
    Dafür langt mein Intellekt halt nicht s.o.

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  9. Nun, mein lieber Neidebock, mein Abneigung dagegen, immer nur, nach spätestens dem zweiten Satz, als Margarine oder Millionendieb identifiziert zu werden, richtete sich nicht speziell gegen dich.
    Kannst du dir vorstellen, wieviele gequälte Lächeln ich mir in mehr als 60 Jahren abgerungen habe wegen des mehrmals täglichen: “Sie sind aber nicht der Millionendieb? Bruhahahahaaa!” oder, von ganz Klugen: “Gibste mir was ab, ich verpetz dich auch nicht! Hihähähähähä!” oder, auch sehr beliebt: “Und was sagt immer euer Boss? In jedem Haus der gute Voss! Tätätätätätäää!”
    Irgendeine verborgene Automatik zwingt sonst vielleicht sogar verstandesbegabte Menschen, wie ein Uhrwerk diesen Quatsch herunterzuleiern. Seit etwa 10 Jahren habe ich von diesen Pöbeleien die Schnauze endgültig voll davon und fahre jedem über das Maul.
    Jaja, der Matthäus, unser biblischer Dauerlügner… was hat der nicht alles verzapft außer: “Selig sind die im Geiste Armen.”
    Da halte ich es lieber mit Nietzsche: “Zum Christentum wird man nicht geboren, man muß dazu nur krank genug sein.”

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  10. Ick hevv mi mol de Kommentare dörchlest.
    Dor hevv ick bi Peter Voß lest, datt dat Siezen und dat Duzen wat mitm beruflichen Ümgang to dohn hett. Doröver hevv ick nu seniert und seniert.
    Mit Lüüd, de ick nich lieden kann, war ick nie un nimmer op den Gedanken komen, de to duzen or mi duzen to laten! Und ick wör nur Lüüd duzen, vun denen ick weet, dat se dat nich opp irgendeene Ort utnutzen.
    Leeve Peter Voß, kannst du mi dat nächer verklumpfiedeln? Mi fallt nix mit Hand und Foot dorto in.:oops:

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  11. Dat geiht, mien lewe Norbert Neidebock, un dat is gor nich so schwor, as een sik dat denken deiht.

    1. De “europäische Zivilisation” will dat so hebbn, dat du fremde Lüüd mit Sie ansnackst. Dat hört, seggen se, no de “Ehrenrechte”, un de stohn, seggen se, all Minschen to, wenn keen Richter se emm afnomen hett. Mit de Tied kann jo ok een Du dor ut warn.

    2. Hest du een Posten, wo du fofftig Lüüd passen mutst, denn duzt du de een oder anner, mit den du opwussen oder tosomen instellt worn büst. Den Rest vun dien Lüüd duzt du meist nich, un dor to komen jede Dach een Barg fremde Lüüd, Architekten, Unternehmer, Koopmannslüüd usw., de wulln di to eern Vördeel besnacken, un de Stüürntoler schall dat berappen; mit den blievst du nodwennig per Sie, sonst seggn de Lüüd: “Dor ward mauschelt!”.
    Un denn gifft dat Lüüd, de stohn twe Meters höcher rop as du: dien Bürgermeister, dien Senater, dien Staatsrod, dien Amtsleiter (de awers blots een Meter); de duzt man ok nich, ik tomindest nich. Dat is mien “beruflicher Umgang” west.

    3. Un denn gifft dat Lüüd, de du an leewsten in Achtersteven petten würst. Düsse duzen wi twe blots bi dat utholen: “Hau af, du Mors!”

    4. Wenn Sönke Buhmann (de Autohöker) vun de Bärenklause di över den Wech lopen deiht, grööt em doch mol vun mi. Villicht fallt em wat dor to in.

    Best gröötings!

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  12. Nee, Sönke wär nich de Autohöker. He keem vunne Kapaunenbarg un wär een Schoolkamerod vun mi.
    Leider hevv ick emm utte Oogen verlorn un weet nich, wo he avbleben is.
    Schiet ook, Herr Pastor!:'(
    Ick wünsch di een feine Sünndag mit nich so een Weer, wie hier!Dat regnt all de ganze Tied!

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  13. Kapaunenbarg woner he… dat heff ick denn wol mit den Radetzkymarsch verwesselt. Ick heff an Busdörp dacht. Liekers kenn ick een Sönke Buhmann, mach ween, he is de sölbige. Wo de Kapaunenbarg in de Husumer Boom afgeiht, steiht op de een Sied dat Pasterhuus mit dat Gemeendehus, op de anner Sied stunn to mien Tied een Backsteenhus mit Molermester Hempel bin. Dulli Hempel wer in mien Schoolklass un is denn ok Moler worn. Dat Huus is nu afreten, seggt Google Earth, dor hebbt se Grönland ut mokt. Un anne Eck bi Goschs Gasthof stunn domols ok noch keen Buschwark op de Straat. För son Grappen hebbt se domols keen Tied hat.
    Un wenn du nu de Husumer Boom langs över de Friedrichstraat op de Schlei tomarscheerst, liggt rechts de Bugenhagenschool, un dor, wo nu de Georg-Pfingsten-Wech (fröher wer dat alens de Öhrwech) vun quer kümmt, wer een Rondell mit een grote Mast mittenmang. Dor hett de Bugenhagenschool jede Johr ehr Vagelscheeten hatt, de Vagel wer boben an de Mast fastnogelt. Schoten hebbt wi Kinners (!) mit een KK-Gewehr, un dat dütsche Riek is liekers nich ünnergohn. Tondach steckt se di dorför in Knast, dat dat huhlt un brummt. (Vertell dat awers nich de Schäuble, de kümmt glieks mit sien maskeerte Schutzlüüd un sparrt all in to eern eegen Schutz)

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  14. Hätt’ ichs doch fast vergessen: Auch dir, Norbert, ein ruhiges Wochenende, und überhaupt.
    Das Wetter ist hier in Gut Moor wie in Schleswig: die Wolken liegen auf der Straße herum und der Regen trommelt an die Scheiben.

    Fangfrage: Wissen die Schleswiger, daß Schleswig eine der wichtigsten Städte ist, die Goethe nie besucht hat?

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