Busdorf – Ein Versuch








Nach der chaotischen und unhistorischen Vorgehensweise im “Klassentreffen” kommt ein Eintrag dann zustande, wenn sich eine ausreichende Anzahl von Ansichtskarten angesammelt hat :D

Wir machen jetzt also den Versuch, in die Materie “Busdorf” einzudringen. Aus meiner Sicht, ist Busdorf nicht nur eine selbständige Gemeinde, sondern auch noch sehr sehr weit von der Angelner Straße entfernt. Aber es soll wohl Schüler gegeben haben, die als Busdorfer die Mittelschule besucht haben…

Die Gemeinde Busdorf scheint ja auch an der Schlei zu liegen, wenn man diese Postkarte des “Marienbades” ernst nimmt.

Falk Ritter schickt uns diese Artikel aus den SN vom 31.7.1910 und vom 2.8.1910:
(Über das Thema “Schwimmen” s. auch diese Veröffentlichung von Falk Ritter)

(Hier (?) noch ein Link zu wunderbaren alten Fotos des Marienbades!)

SN 31.7.1910: Unsere Leser seien auf die heutige Bekanntmachung im Anzeigenteil betreffend das Schwimmfest im Marienbad hingewiesen. Das Programm weist auf vier Druckseiten die Namen der Wettschwimmer, der Mitglieder der Festausschüsse, der Schiedsrichter, der Starter usw. nach und ist vor und während des festes im Marienbad für 10 Pf. erhältlich. Diese hier ganz neue und für Alle hochwichtige Veranstaltung sollte niemand versäumen. – Das Motorboot „Wanderer“ besorgt die Verbindung zwischen der Altsstadt und dem Marienbad, wie die Anzeige besagt.

SN 2.8.1910: Ein Schwimmfest in Schleswig

In der herrlich gelegenen Badeanstalt Marienbad des Herrn Junge

SN vom 29.5.1969 zur Geschichte des Schwimmsports in Schleswig: …Auch der Bootsbauer Junge begann 1895 mit einer Badekarre beim heutigen Marienbad. Ähnliche Badegelegenheiten gab es einst an der Schleistraße, als sie noch nicht ausgebaut war und bei der „Strandhalle“ fand am
gestrigen Sonntagnachmittag ein von dem Kieler Schwimmverein und der Schwimmriege der Schleswiger Turnvereine veranstaltetes Nationales Propagandaschwimmen statt.

Die Veranstaltung, die für unsere Stadt den Reiz der Neuheit hatte, war, von einigen Regenspritzern abgesehen, von passendstem Wetter begünstigt und fand dank der sorgsamen Vorbereitung des Festausschusses erfreulicherweise einen zahlreichen Besuch aus allen Kreisen.

Unter den Ehrengästen und Besuchern sah man den Herrn Regierungspräsidenten Ukert, Herrn Oberst Isbert, Herrn k. Landrat Dr. Hagedorn, einen Vertreter des Offizierskorps des Husarenregiments, Angehörige des Offizierskorps des Regiments von Manstein, Herrn Bürgermeister Plewka, sowie andere Vertreter von Magistrat und Stadtverordnetenkollegium usw. usw., ein erfreuliches Zeichen dafür, daß der Schwimmsport auch bei den Behörden das verdiente Verständnis findet.

Die Besucher wurden auf das beste unterhalten, das Programm war außerordentlich reichhaltig, und die einzelnen Konkurrenzen in den verschiedensten Zweigen des Schwimmsports boten nicht nur beachtenswerte Leistungen, sondern auch spannende Kämpfe. Auch zeigte es sich, daß der Humor, den man eigentlich nur beim „gebrannten“ Wasser kennt, auch auf unserm sonst etwas ungenießbaren Schleiwasser eine Statt findet, auch der unfreiwillige. Wenn beispielsweise ein Jüngling im Sonntagsstaat einen Fehltritt tut, ins Wasser purzelt und pudelnaß aber „springlebendig“ wieder herausgezogen wird, gibt es eine ganz unbändige Heiterkeit, dessen Urheber der Festausschuß garnicht dankbar genug sein kann.

Das Schwimmfest hat den Besuchern außerordentlich gut gefallen, es wird, davon sind wir überzeugt, seinen Zweck voll erfüllen und werbend für diesen gesunden, schönen Sportzweig unter unserer Jugend wirken. Allmählich geht es in sportlicher Beziehung ja auch in Schleswig vorwärts und wir hoffen, daß ein neu zu gründender Schwimmverein seine Mitglieder in das systematische Training nehmen wird, das erforderlich ist, um den Großstädtern nachzukommen, die allerdings mit ihren musterhaft eingerichteten Schwimmbadeanstalten immer im Vorsprung sein werden.

Erfreulich ist es, daß unsere Schleswiger Schwimmer sich trotz alledem in den Kreisen der mit ihren ersten Kräften angetretenen Kieler, Hamburger und Wandsbeker mit Ehren behaupten konnten. Mögen sie nun tüchtig weiterarbeiten. Nachstehend die Ergebnisse der Wettkämpfe:

Es gab Ehrenpreise von Schleswiger Bürgern und Firmen:

1. Knabenschwimmen 100 m
2. Jugendbrustschwimmen 100m
    3. O.Hille, Schwimmriege der Schleswiger Turnvereine 2,6
3. Kopfweitsprung
4. Junior Kürspringen
5. Mädchenschwimmen 50 m
    1. B.Hesse, Schleswig 1,14
    2. G.Woisin, Kieler S.-V.
     Die beiden Mädchen schwammen sehr tüchtig und fast      gleichmäßig, doch erwies sich Schleswig der Großstadt          überlegen.
6. Juniorstafette 4 x 50 m
    3. Schleswig
7. Militairschwimmen
8. Rettungsschwimmen
9. Schwimmen für Einwohner der Stadt Schleswig 100 m
    Lütkenhaus, Heesch, Drescher, Hammer, Thodt, Konrau,
10. Jugend-Kürspringen
11. Juniorschwimmen 100 m
    .. Mory, Sl
12. Wasserpyramiden fiel aus
13. Streckentauchen
    Hille, Mattfeld
14. Kleiderhindernisschwimmen
15. Wasserballspiel

Abends fand im Theatersaal Preisverteilung und Ball statt. Der
Vorsitzende des Kreises II des Deutschen Schwimmverbandes, Herr Beneke – Hamburg, schickte dabei einen Dank für alle, die der schönen, erfolgreichen Veranstaltung ihren Beistand geliehen, voraus, wies auf den großen, vielseitigen Nutzen hin, den das Schwimmen für den Körper hat, wünschte der Stadt Schleswig bald ein Winterschwimmbad und unterließ nicht, die Einrichtung eines besonderen Schwimmvereins zu empfehlen. Herr Oberarzt Dr. Hinrichs erwiderte mit herzlichen Dankesworten für die Veranstalter des Schwimmfestes, insbesondere den Kieler S.-V. und die übrigen auswärtigen Teilnehmer. Er gab die Versicherung ab, daß man auf der heute hier gewonnenen Grundlage nun ernstlich weiterstreben werde.

Falk Ritter: Ich habe aus “sehr gut unterrichteten Kreisen” gehört, dass es dieses Jahr evtl. wieder eröffnet werden soll. Ob sich das rechnen wird, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt. Wir werden sehen!

Die Suchfunktion liefert dann nur noch diesen Kommentar von Wolfgang Kather, der einen “Hansi Höft” in Busdorf lokalisiert.

Und dann dürfen wir auf keinen Fall vergessen, dass Haithabu zum Gemeindegebiet von Busdorf gehört!

Interessant würde ich es finden, wenn festgestellt werden kann, ob die mehrfach abgebildete Rendsburger Landstraße (“Chaussee”) jeweils nach Norden oder nach Süden zeigt. Diese Straße war für uns doch das “Tor zum Süden” bevor die Umgehungsstraße kam, oder?

Torsten Hansen: Wenn man auf der Chaussee nach Rendsburg fuhr, ging es bergauf. Auf der Karte von Rehders Gasthof geht der Blick nach Schleswig.

Gerd Tams: Dann geht es auf diesem zweiteiligen Foto oben bergauf und unten bergab?

Torsten Hansen: Oben gehts bergauf nach Rendsburg, unten ist fast der gleiche Blick entgegengesetzt nach Schleswig, im Rücken des Fotografen ist Rehders Gasthof.

Falk Ritter: Das “Haus Helgoland” gehört auch zu Busdorf. Das war in den 30er Jahren das Domizil von Jochen Meyer-Quade, dem höchsten NSDAP-Bonzen des Kreises Schleswig. Er hängte eine riesige Hakenkreuzfahne vor seinem Haus auf, die übers Wasser bis Schleswig zu sehen war.

Ein Blick auf Busdorf…

2.743 Ansichten

10 Gedanken zu „Busdorf – Ein Versuch“

  1. Wenn man auf der Chaussee nach Rendsburg fuhr, ging es bergauf. Auf der Karte von Rehders Gasthof geht der Blick nach Schleswig. Auf der 4-er-Karte aus den 50ern ist das Bild links oben die Querverbindung von der Rendsburger Chaussee nach Selk und zum
    Königshügel und Haithabu.

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  2. Oben gehts nach bergauf nach Rendsburg,
    unten ist fast der gleiche Blick entgegengesetzt nach Schleswig, im Rücken des Fotografen ist Rehders Gasthof.

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  3. Hansi Höft gehörte zur Gärtnerei Höft. Die befand sich dort, wo die Friedrichstraße endet, der Öhrweg abgeht und die Busdorfer Straße beginnt. Im gleichen Haus wohnte Hoppel Hoffmann von der Bugenhagenschule.

    Übrigens: Dort, wo an dieser Stelle der Öhrweg beginnt, steht oder stand ein kleines weißes Kätnerhaus, aus dessen Dachrinne ich (bei 1,5 m Höhe seinerzeit) trinken konnte: Das ist das Haus aus dem Gedicht von Clemens von Brentano:

    Die Gottesmauer

    Draus vor Schleswig an der Pforte
    Wohnen armer Leute viel.
    Ach! des Feindes wilder Horde
    Werden sie das erste Ziel.
    Waffenstillstand ist gekündet;
    Dänen ziehen aus zur Nacht;
    Russen, Schweden sind verbündet,
    Brechen ein mit wilder Macht.

    Draus vor Schleswig, weit vor allen
    Liegt ein Hüttlein ausgesetzt.

    Draus vor Schleswig in der Hütte
    Singt ein frommes Mütterlein:
    »Herr, in deinen Schoß ich schütte
    Alle meine Sorg’ und Pein!«
    Doch ihr Enkel, ohn Vertrauen,
    Zwanzigjährig, neuster Zeit,
    Hat, den Bräutigam zu schauen,
    Seine Lampe nicht bereit.

    Draus vor Schleswig in der Hütte
    Singt das fromme Mütterlein.

    »Eine Mauer um uns baue!«
    Singt das fromme Mütterlein:
    »Daß dem Feinde vor uns graue,
    Nimm in deine Burg uns ein!«
    »Mutter«, spricht der Weltgesinnte,
    »Eine Mauer uns ums Haus
    Kriegt fürwahr nicht so geschwinde
    Euer lieber Gott heraus!«

    »Eine Mauer um uns baue!«
    Singt das fromme Mütterlein.

    »Enkel, fest ist mein Vertrauen,
    Wenn’s dem lieben Gott gefällt
    Kann Er uns die Mauer bauen,
    Was Er will, ist wohl bestellt.«
    Trommeln rumdidum rings prasseln;
    Die Trompeten schmettern drein;
    Rosse wiehern, Wagen rasseln;
    Ach, nun bricht der Feind herein!

    »Eine Mauer um uns baue!«
    Singt das fromme Mütterlein.

    Rings in alle Hütten brechen
    Schwed und Russe mit Geschrei,
    Fluchen, lärmen, toben, zechen,
    Doch dies Haus gehn sie vorbei.
    Und der Enkel spricht in Sorgen:
    »Mutter, uns verrät das Lied!«
    Aber sieh! das Heer von Morgen
    Bis zur Nacht vorüberzieht.

    »Eine Mauer um uns baue!«< Singt das fromme Mütterlein. Und am Abend tobt der Winter, Um die Fenster stürmt der Nord. »Schließt die Laden, liebe Kinder!« Spricht die Alte, und singt fort. Aber mit den Flocken fliegen Nur Kosakenpulke 'ran; Rings in allen Hütten liegen Sechszig, auch wohl achtzig Mann. »Eine Mauer um uns baue!« Singt das fromme Mütterlein. »Eine Mauer um uns baue!« Singt sie fort die ganze Nacht. Morgens wird es still: »O schaue, Enkel, was der Nachbar macht!« Auf nach innen geht die Türe; Nimmer käm er sonst heraus: Daß er Gottes Allmacht spüre, Liegt der Schnee wohl haushoch draus. »Eine Mauer um uns baue!« Sang das fromme Mütterlein. »Ja! der Herr kann Mauern bauen! Liebe, gute Mutter, komm, Gottes Wunder anzuschauen!« Spricht der Enkel und ward fromm Achtzehnhundertvierzehn war es, Als der Herr die Mauer baut'; In der fünften Nacht des Jahres Hat's dem Feind davor gegraut. »Eine Mauer um uns baue!« Sang das fromme Mütterlein.

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  4. Laut meinem Stadtplan beginnt dort der Georg-Pfingsten-Weg.
    Diese alten Häuser waren, nicht nur dort, ja alle sehr niedrig.
    Eine Strophe fehlt hier allerdings, (nun will ich mal Lehrer spielen;D):

    Bange Nacht voll Kriegsgetöse,
    Wie es wiehert, brüllet, schwirrt,
    Kantschuhhiebe, Kolbenstöße,
    Weh, des Nachbarn Fenster klirrt
    Hurrah, Stupai, Boschkai,Kurba,
    Vinu, Gleba, Biba, Rack
    Schreit und flucht und plackt die Turba.
    Erst am Morgen zieht das Pack.
    Eine Mauer…..usw

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  5. Georg-Pfingsten-Weg heißt er heute, verrät mir Google Earth. In den 50ern reichte der Öhrweg vom östlichen Ende Kleinberg, hinter den Gärten der Friedrichstraße durch die Wiesen und dann hinter der Bugenhagenschule entlang bis zum Anfang der Busdorfer Straße, immer am Bächlein Öhr entlang. Schräg links gegenüber kommt man in den Weg zum Busdorfer Teich, schräg recht gegenüber in der Friedrichstraße war eine kleine Kneipe, wo wir den bösen Rock’n Roll hörten, Bill Haley, Elvis und Co.
    Weil ich mit dem Fahrrad aus der Brockdorff-Rantzau-Str. kam, bin ich auf Höhe Prinzenpalais in den Kleinberg abgebogen und bis zur Bugenhagenschule gefahren.
    Direkt gegenüber dem Haus, in dem das fromme Mütterlein betete, führte ein Steg über den Öhr in Schneiders Garten, wo wir, Winfried Schneider, Uwe Zimmermann, Edgar Gülck und Volker (Hoppel) Hoffmann, mit Brigitte Clausen und Ingrid Nonnsen … die ersten Biere tranken. Die Biere konnten wir in einem kleinen Kiosk im letzten Haus der Friedrichstraße kaufen. Wer einen Schritt weiter ging, lag im Öhr.

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  6. Busdorf? Busdorf! Rendsburger Landstr./Chaussee, gleich neben Rehders Gasthof, beim Bauer Tröh(?) sind meine Großeltern als Flüchtlinge untergekommen. Ich habe gute und sehr schöne Erinnerungen an den Ort aus den 60er Jahren. Als gebürtige Schleswigerin ist Ihre Website für mich eine unerschöpfliche Fundgrube. Kompliment und Gruss Maxi Pienzenauer

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  7. :D

    Herzlichen Dank, Maxi! Besonders erfreulich ist natürlich, dass Sie Kiel so gerne mögen – und das auch noch in einem Blog:

    KIELER GESCHICHTEN!

    Der Admin, Kiel

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  8. Hallo. Ich bin der Eigentümer von dem Haus Helgoland. Habe es 2008 von meinem verstorbenen Vater geerbt und würde gerne alles über das Haus wissen , und wer hier auch vor Quade gelebt hat. Meine Eltern haben das Haus 1988 von Löwenstroms gekauft . Im Grundbuch steht ein Baujahr „um 1900“ . Doch wie alt ist das Haus tatsächlich und wer hat es damals gebaut ? Vielen Dank im Voraus Mit freundlichen Grüßen

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