Ist es eigentlich bekannt…

…dass die Kreisbahn von Schleswig nach Kappeln einmal – ein einziges Mal – die Kreisgrenze verlässt? Das ist doch der Hammer, nicht wahr? :mrgreen:

Zwischen den Bahnhöfen von Scheggerott und Rabenkirchen durchstößt die Bahn die Grenze zum Kreis Flensburg – legt einige Meter – quasi im Niemandsland – zurück, um dann wieder in den Heimatkreis Schleswig zurückzukehren. Uff!

Aber was sehen wir in diesem entlegenen Zipfel des Kreises Flensburg?

Töstrup und Toestorf!

Wenn wir die Karte der Flensburger Kreisbahn konsultieren (links) wird uns nicht verschwiegen, dass die Schleswiger Kreisbahn den Grenzkreis kurz durchschneidet.

Töstrup und Toestorf sind aber nicht verzeichnet.

Seltsam!

Schnell finden wir heraus, dass die Belegenheit “Töstorf” ein ehemals adeliges Gut ist. Wir sehen zwei Abbildungen – links das (noch) adelige Haus – rechts das bürgerlich gewordene Herrenhaus im Besitz
eines Herrn Vogel.

Von Töstrup hätte ich die Kirche im Angebot – immerhin – und noch den Guts-Park!
Sonst noch was? :P

Ach ja: der Herr Graf trank sein Bier in Schweldtholm, in dieser Zeit nutzte die Gräfin die Einkaufsmöglichkeit… :wink:

…wir hätten dann noch eine Windmühle…

Torsten: Wenn ich mir die Karte der Flensburger Kreisbahn ansehe, fällt mir auf, daß die nördliche Streckenführung zwischen Flensburg, Glücksburg und Kappeln ja exakt der sogenannten “Nordstraße” B199 entspricht – weiß jemand vielleicht, ob die Bundesstraße auf den ehemaligen Gleisen verläuft?? Jürgen Brandt: Ja, die B199 verläuft in weiten Teilen auf der ehemaligen Trasse der Flensburger Kreisbahn, Quelle kann ich bei Bedarf noch suchen.

Jürgen Brandt: immer mit der Ruhe Herr Admin! Man muss die Kreise SL und FL zum Zeitpunkt des Entstehens der Kreisbahn SL betrachten. So gehörte z.B. Oersberg zu diesem Zeitpunkt zum Landkreis Schleswig! Liste folgt per Mail…

Wikipedia: Am 15. September 1899 wurde der Kreis Schleswig Eigentümer, der die Strecke am 22. Dezember 1904 um 15 Kilometer bis zur Hafenstadt Kappeln weiterführte, wo sich drei Kreisbahnen (zwei davon schmalspurig) trafen.

Admin: Alsoooooo, Jürgen, die Karte oben hat den Stand von 1905. Man erkennt, dass der “Zipfel” zum Kreis Flensburg gehört (“17” am Kartenrand). Ich geh’ jetzt einfach mal davon aus, dass Ende 1904 die gleiche Grenze bestand. Und nun kommst Du!

Jürgen Brandt: Habe meine Brille geputzt, die Karte ist sogar von 1877/79 mit “Radierungen”. Im Original von 1877, ohne Kreisbahn, kann man deutlich erkennen, daß die Kreisgrenzen bis über 1947 hinaus in diesem Bereich nicht verändert wurden, mein erster Kommentar kann kommentarlos gelöscht werden :oops:

Admin: ach Jürgen, lass mir doch die Freunde meines diesmaligen totalen Triumpfes. Daher werde ich die Kommentare für die Nachwelt so lassen wie sie sind! :oops: Geht das? Schade, dass man nicht weiß, wie das Ganze zustande gekommen ist. Einleuchtend ist natürlich, dass der schnurgerade Streckenverlauf zwischen Scheggerott und Rabenkirchen für den Bau am günstigsten war. Der adelige Herr vom Gut Töstorf wird wohl gnädig gestimmt gewesen sein…

Karl Pusch: Moin, die Angabe: “Am 15.09.1899 wurde der Kreis Schleswig Eigentümer” würde ich mal überprüfen. Ich halte 01.04.1901 für richtig. Der Zug fuhr nicht durch Niemandsland, sondern durch den alten Kreis Flensburg. Ist das eine Besonderheit? Es taten doch andere Kreisbahnen auch. Die Flensburger Kreisbahn fuhr durch die Stadt Flensburg und durch den Kreis Schleswig und wieder in Kreis Flensburg. Falls ich etwas verkehrt verstanden habe, bitte ich um Aufgleisung.

Zur Einweihungsfeier der Strecke Süderbrarup – Kappeln fuhr ein Sonderzug von Süder nach Kappeln. In Scheggerott war eine Ehrenpforte gebaut, die folgende Inschrift trug:

”Wo das Dampfross durch die Fluren zieht, Handel und Verkehr erblüht“.

Im Hotel Stadt Hamburg in Kappeln waren die Teilnehmer der Fahrt Gäste der Stadt. Auch ein Herr Vogel aus Töstrup war dabei.

Admin: vielen Dank für die Infos, Karl Pusch! Betr. “Aufgleisung“: das “Niemandsland” ist natürlich eine Entgleisung – oder auch der bedauerliche Lokalpatriotismus eines eingefleischten Bürgers des Kreises Schleswig… :P

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11 Gedanken zu „Ist es eigentlich bekannt…“

  1. Wenn ich mir die Karte der Flensburger Kreisbahn ansehe,
    fällt mir auf, daß die nördliche Streckenführung zwischen
    Flensburg, Glücksburg und Kappeln ja exakt der sogenannten
    “Nordstraße” B199 entspricht – weiß jemand vielleicht, ob die
    Bundesstraße auf den ehemaligen Gleisen verläuft ??

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  2. Immer mit der Ruhe Herr Admin!
    Man muss die Kreise SL und FL zum Zeitpunkt des Entsehens der Kreisbahn SL betrachten. So gehörte z.B. Oersberg zu diesem Zeitpunkt zum Landkreis Schleswig!
    Liste folgt per Mail,.

    @Torsten
    Ja, die B199 verläuft in weiten Teilen auf der ehemaligen Trasse der Flensburger Kreisbahn, Quelle kann ich bei Bedarf noch suchen.

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  3. Habe meine Brille geputzt, die Karte ist sogar von 1877/79 mit “Radierungen”. Im Original von 1877, ohne Kreisbahn, kann man deutlich erkennen, daß die Kreisgrenzen bis über 1947 hinaus in diesem Bereich nicht verändert wurden, mein erster Kommentar kann kommentarlos gelöscht werden :oops:

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  4. Moin,
    die Angabe: Am 15.09.1899 wurde der Kreis Schleswig Eigentümer würde ich mal überprüfen. Ich halte 01.04.1901 für richtig. Der Zug fuhr nicht durch Niemandsland, sondern durch den alten Kreis Flensburg. Ist das eine Besonderheit? Es taten doch andere Kreisbahnen auch. Die Flensburger Kreisbahn fuhr durch die Stadt Flensburg und durch den Kreis Schleswig und wieder in Kreis Flensburg. Falls ich etwas verkehrt verstanden habe, bitte ich um Aufgleisung.
    Zur Einweihungsfeier der Strecke Süderbrarup – Kappeln fuhr ein Sonderzug von Süder nach Kappeln. In Scheggerott war eine Ehrenpforte gebaut, die folgende Inschrift trug: ” Wo das Dampfross durch die Fluren zieht, Handel und Verkehr erblüht “. Im Hotel Stadt Hamburg in Kappeln waren die Teilnehmer der Fahrt Gäste der Stadt. Auch ein Herr Vogel aus Töstrup war dabei.
    Mit freundlichen Grüßen
    Karl Pusch

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  5. …….zu dem adl.Gut Toestorf gehörte auch eine Holländerwindmühle.Diese wurde 1827 von G.F.Bluhme-dem Besitzer des Gutes- als Kornmühle aufgestellt.
    Am 18.Sept.1917 äscherte ein Blitzschlag die Mühle total ein..Der letzte Windmüller war Hans Friedrich Koch.
    Die Mühle war eine der ersten holländischen Windmühlen,die nach Flensburg im fertigen Zustand aus Holland gekauft worden sind.

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  6. Bluhme hatte die in Meierwik stehende Mühle von den Gläubigern des in Konkurs geratenen Müllers Friederici erworben.Der Mühlenbauer Maß aus Krattredder baute die Graupenmühle in Meierwik ab, transportierte sie nach Toesdorf, baute sie dort als Kornmühle wieder auf und richtete sie mit Mehlgang, einem Grützgang, zwei Schellgängen sowie Sichterei ein.
    Das Gut bewirtschaftete die Mühle zunächst selbst, verpachtete sie später und verkaufte das Mühlenanwesen 1910 an Hans Friedrich Koch.
    Foto folgt!

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    • Der Müller hiess: Johannes Carl Friederici, * 1788 in Boren, † 1826 in Meyerwik.
      Aus meinen Aufzeichnungen: er war “MÜLLER IN SANDWIK” bei Glücksburg.
      FRAGEN:
      01. stand in SANDWIK überhaut eine Mühle ?
      02. oder bezieht sich der Text auf die Mühle in MEIERWIK ? Dann war wohl Friederici Müller in Meierwik ! Hier ist er auch verstorben.
      03. hatte also der Müller Friederici schon eine Holländermühle ??? Diese Mühlen waren ja hauptsächlich für Pumpzwecke.
      ………………………………………………………………..
      Jede Richtigstellung ist willkommen !
      Herzliche Grüsse aus 26127 Oldenburg
      Georg Friederici 29.11.2012

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      • In der “Topographie des Herzogthums Schleswig” 1854 steht unter Sandvik (nordöstlich von Flenburg, also Sandwik): “Eine 1753 hier erbaute Graupenmühle ward 1822 abgebrochen.” Damit gab es tatsächlich in dieser Zeit eine Mühle in Sandwik. Es gibt allerdings keine Hinweise, ob es eine Wind- oder Wassermühle war.
        Wenn man eine Wassermühle annimmt, wäre der wahrscheinlichste ehemalige Standort “Sandwikhof” an der Schwennau gewesen.
        Die Wassermühle in Meierwik, “Zur alten Wassermühle), war um 1854 eine Graupen- und Stampfmühle.

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  7. 1.In Sandwik stand auch eine Mühle.
    2. Der Text bezog sich auf die Mühle in Meierwik.
    3. Er hatte eine Graupenmühle und baute sie als Kornmühle auf.
    Im 18.ten Jahrhundert setzte sich die leistungsfähige Holländermühle in Schleswig- Holstein durch. Sie bot ausreichend Platz, auch unterschiedliche Arbeitsgeräte anzuschließen.
    Die ersten Windmühlen in SL-H. waren Bockmühlen und dienten in abgewandelter Form in erster Linie als Entwässerungsmühlen.

    Nach ihrem Nachnamen zu schließen, sind sie ein Nachkomme.

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  8. In Meierwik stand auch ein “berühmter” Erdholländer.
    Auch er zog um. Erich Nicolai Nissen ließ vom Mühlenbauer Petersen aus Flensburg 1845 neben der Wassermühle die Windmühle HOFFNUNG aufbauen. 1868 erkannte Nissen, das in Munkbrarup keine Windmühle stand; ließ die HOFFNUNG abbrechen und in Munkbrarup aufbauen.

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