Update: Das “Panorama von 1827” wurde von der Leserschaft des “Klassentreffens” vor ca. 4 Jahren gut aufgenommen. Heute kann ich nun einen “Grund Riss der Stadt Schleswig von 1791” hinzufügen (unten!). Die Zahlen auf der rechten Seite der Karte beziehen sich auf die beiden “Prospecte” oben auf der Karte.
Inhalt
Das Panorama von 1827:
Uff!Das war ein Stück Arbeit! In äußerst buchschonender Weise hat der Admin aus diesem Buch (li.) die beiden ausklappbaren Teil-Panoramakarten von Schleswig kopiert und aus insgesamt sechs(!) Scans zu einem Panorama zusammengesetzt. Wunder der Technik!
(Ich habe das Buch in der Kieler Landesbibliothek ausgeliehen – die sind dort sehr hilfsbereit, danke!)
Nun werde ich mal sehen, was das Buch für Euch (ich tu es ja nur für Euch… ) noch so hergibt. Weitere Abbildungen sind leider nicht vorhanden (außer zwei ziemlich pompösen Vor- und Nachtiteln, die aber nicht interessant sind).
Ich hab’ mal gegugelt und folgende Inhaltsangabe zu dem Buch gefunden:
Schröder, Johannes von, Geschichte und Beschreibung der Stadt Schleswig. Schleswig, Königliches Taubstummen-Institut, 1827.
472 Seiten, 1 Blatt, 81 Seiten (Anlagen), 2 n.n. Blätter (Register), schlichter Leinenband etwas späterer Zeit mit goldgeprägtem Einbandrücken, 8° ( 19 x 11,5 cm ).
Inhalt u.a.:
Name, Wappen, Sprache und allgemeine Geschichte der Stadt – Ehemalige Beschaffenheit der Stadt: Grenze, Schlösser, Kirchen, Tore, Brücken – Die Kalande, Brüderschaften und vormaligen Gilden – Privilegien, Handel, Jahrmärkte – Die Kirchen – Die Klöster – Hospitäler, Armenhäuser und Armenwesen – Schulen – Öffentliche Institute und Gebäude – Gerichts- und bürgerliche Verfassung der Einwohner, Zünfte, Beliebungen, Schützengilden, städtische Besitztümer usw. – Königliche Behörden, städtische, öffentliche und private Institute – Das Schloß Gottorf – Einzelne die Stadt betreffende bemerkenswerte Ereignisse, Vorfälle und Nachrichten in chronologischer Ordnung – Geschichte des Bistums – Das Danewerk und der Kograben – Naturerzeugnisse – Die Schlei.
Mit Beilagen, unter anderem: Urkunden; Bekanntmachung der Sielentzischen Versorgungsanstalt vom 14. Juli 1822; Bedingungen zur Aufnahme in die Königliche Irrenanstalt; Liste der Bürgermeister, Stadtschreiber, Stadtvögte und Mitglieder des Domkapitels; Lebensmittelpreise von 851 bis 1826.
In dem Buch “Die Stadt Schleswig in alten Ansichten” von Ernst Schlee ist übrigens das rechte Ende der Lithographie abgebildet (etwa 20%) und der Lithograf genannt: Siegfried Bendixen (Im Anhang: Bendixen, Siegfried Detlev, Maler und Lithograph, 1786 Kiel – nach 1864 London…)
Tja, was interessiert Euch denn so?
Die Jürgensburg: Die alte Tradition, daß in ihnen [den Burgen] Schätze verborgen liegen, bewegen noch jetzt, leichtgläubige Stadt- und Landleute, mit Hacken und Schaufeln versehen, diese Insel zur Nachtzeit zu besuchen, um den verborgenen Nachlaß ihrer Vorfahren an das Tageslicht zu bringen. Das Irrenhaus: Zur Erhaltung der Reinlichkeit wird jeder Kranke in der Regel monatlich einmal gebadet, unreinliche öfter.Das Taubstummen-Institut: Der glückliche Erfolg des Unterrichts der Taubstummen verstärkte die Wünsche zu ihrer Heilung, und es wurden verschiedene Versuche, mit Durchbohrung des Trommelfells, mit Electrisierung und Galvanismus angestellt, die aber aller Mühe ungeachtet fruchtlos blieben. Der Mewenberg: Die Jagd wird durch den ersten Schuß eines Königl. Forstbediensteten für jeden Einwohner der Stadt eröffnet, und zahlreiche Freunde eines solchen Vergnügens eilen dann hinzu, um Tausende der Mewen zu schießen und zu fangen, deren Viele von der ärmeren Volksklasse gegessen werden. Heiteres Beruferaten:
Was ist ein Bundfutter?
Noch ‘ne Frage: Was bedeutet “Raquettenwerfen”? (Das wurde bei Androhung einer Gefängnisstrafe am 31.7.1662 untersagt)
Übrigens verlor 1670 der Fähnrich Diedrich Cay Diedrichsen sein Leben, als er zufolge einer Wette zu Pferde über den großen Brunnen auf dem Pferdemarkte setzte.
Heinrich Philippsen weiß Bescheid (Alt-Schleswig, Beiträge zur Geschichte der Stadt Schleswig)!
Es beginnt links mit der “Bustorffer Wache”. Hmmm. Heinrich Philippsen schreibt:Der Zeichner des Panoramas hat sein Werk mit Anmerkungen versehen. Woll’n wir doch mal gucken, ob wir dazu noch ein paar Bilder finden:
Der Busdorfer Damm war gegen die Stadtseite durch einen Schlagbaum abgesperrt, der vermutlich der Staße “Husumer Baum” ihren Namen gegeben hat.
Da ein Schlagbaum nur Sinn macht, wenn er auch bewacht wird, haben wir sie damit, die “Bustorffer Wache”. So einfach ist das! (Das Kanonendenkmal dient nur der Illustration – immerhin steht es ja am Busdorfer Teich.) Auf der Karte von 1791 ist unter Nr. 77 der “Borgstorfer Baum” eingezeichnet!
Diese Kopie aus “Die Stadt Schleswig, Ein Spaziergang…” von Helgo Klatt zeigt die “Friedrichsberger Kirche”, wie sie auch auf dem Panorama zu sehen ist. Der heutige Turm wurde erst 1872 gebaut.
Die Friedrichsberger Kirche im Jahr 1826 (passt zum Panorama!) und Motive von innen und außen von Hanns Mieschendahl, höchstselbst 1959 fotografiert und 2010 kollagiert.
Für das “Oehr” des Zeichners nehme ich jetzt mal dieses Foto des Vaters von Jürgen Jürgensen. Ergänzend dazu bietet dieses Foto von Hanns Mieschendahl noch einen zusätzlichen Blick, der sich links an das Foto links anschließt.
Das “Prinz Friedrich Palais”, jetzt Prinzenpalais, in “unseren Kreisen” noch bestens bekannt als Jazzkeller (auch diese Abbildung stammt aus “Die Stadt Schleswig, Ein Spaziergang…” von Helgo Klatt).
Das Gottorfer “Amtshaus”, in dem 100 Jahre später für den Reichspräsidenten Hindenburg ein “Festspiel” aufgeführt wurde (die Abbildung habe ich aus “Die Stadt Schleswig, Ein Spaziergang…” von Helgo Klatt).
“Bielkes Palais”, 1868 abgebrannt, hat Platz gemacht für den “Roten Elefanten”. Das Foto links hat Nobert aus “Skierka, Schleswig in der Statthalterzeit 1711 – 1836”, danke Norbert!
Mit “Schauspielhaus” ist ziemlich sicher das “Ballhaus” gemeint. Bei Falk Ritter steht:
1750 wurde das westlich vom Schloss Gottorf gelegene Ballhaus (= Sporthalle für Ballspiele) zum Theater umgebaut und blieb es bis 1839. Es bot 295 Zuschauern Platz. … Abgesehen von der
Tatsache, dass das alte Ballhaus vor Gottorf baufällig geworden war und einer umfassenden Renovierung bedurfte, lag das Haus zudem für die Schleswiger Bürger sehr ungünstig. Die Altstadt war weit vom Schloss entfernt, und bei schlechtem Wetter war der Weg über die Dämme nahezu unbenutzbar.
(Die Seite aus dem Heft von Klatt zeigt zwar nicht das Ballhaus, wohl aber die Situation, die um 1827 in etwa bestanden haben muss). Die andere Abbildung ist dem Buch “Die Stadt Schleswig in alten Ansichten” entnommen und zeigt das Ballhaus – in der Karte von 1791 nennt sich das unter “f.” eingezeichnete Gebäude “Comedian Haus”)
Hermann Heiberg hat 1827 noch nicht im “Zollhaus” residiert. Und das Essen aus Anlass des Klassentreffen von Wolfgang Clausens Mannen im Zollhaus war noch in ganz weiter Ferne. In der Karte von 1791 ist das Zollhaus unter Nr. 60 zu finden…
Hier “Stadt Hamburg” in voller Blüte (vielen Dank, Sönke!). Das Haus ist ja mittlerweile eine Ruine und dämmert traurig vor sich hin…
Über der Bezeichung “Posthaus” im Panorama sieht man den “Heespens-Hof”, später “Scheelsches Palais” und – viel später – das Amtsgericht. Aber das “Posthaus” war lt. Heinrich Philippsen gegenüber, im Grundstück Lollfuß 71 – allerdings erst seit 1833. Der Admin ist unsicher – oder etwa v. Schröder?Eine Kleinigkeit weiter rechts im Panorama heißt es “Holsteins Hof”. Das ist für den Admin auch rätselhaft. Kommt Zeit kommt Rat… In der Karte von 1791 ist das “Posthaus” unter Nr. 55 tatsächlich auf der Seite zu finden, die von Heinrich Philippsen genannt wird. Das “Präsidenten Kloster” steht ja immer noch am Stadtweg 57 so vor sich hin. Die Aussicht vom Kloster aus sieht heute so aus…
Dieses Foto muss für die “Michaelis Kirche” des Zeichners herhalten. Die Kirche wurde 1971 abgebrochen.
Und wieder einmal Aufklärendes von Helgo Klatt! Der “Geltingshof” wurde wohl der Lederfabrik Firjahn einverleibt (nachzulesen bei Falk Ritter) und ist heute noch am Capitolplatz zu finden.
Auch hier hilft Helgo Klatt weiter! Das “Freimaurer Hospital” wurde – lt. Klatt – 1893 eine Infanteriekaserne und ging dann (1897) in den Besitz des Kaufmanns Jenter über (Stadtweg 7). Auf der Karte von 1791 findet man unter Nr. 40 das “H.G. Armen-Haus”. Mit “Moltkes Hof” kann ich im Momang noch nichts anfangen! (Generalfeldmarschall Moltkes Mutter hat in der Langen Straße 20 “vorübergehend” gewohnt und ist in der Langen Straße 3 gestorben. Aber hilft das weiter? J. von Schröder schweigt sich im Text des Buches zu dem Thema aus. Update: Lutz Clausen
(danke, Lutz) hat mich darauf gebracht, bei Heinrich Philippsen (“Alt-Schleswig”) etwas genauer hinzusehen. Es gab noch einen Moltke in Schleswig, nämlich den Landrat Graf Magnus von Moltke. Der war ab 1827(!) Besitzer des heutigen Plessenhofs (Foto). Das Haus hat eine bewegte Geschichte, hieß u.a. auch mal “Bellevue” und bei J. v. Schröder offenbar “Moltkes Hof”. So sei es denn… Hier sieht man das “Hohe Thor”, das im Jahr 1883 nach langen Diskussionen “für den Fortschritt” abgerissen wurde.
Die “Domkirche” ist ja die fotografische Primadonna von Schleswig – allerdings meist mit Turm. Ohne Turm hat das “Klassentreffen” sie natürlich auch im Angebot. Hier ist der Turm im Werden.
Johannes von Schröder schreibt tatsächlich etwas zum “Neuen Schulhaus”:
Die Lage dieses Domschulhauses ist südlich von der Domkirche, an der Straße, welche von dem großen Markte nach dem Wege hinter dem Graben führt. Das Hauptgebäude hat die Form eines länglichen Vierecks von 2
Stockwerken…
Und nun: “1869 konnte das alte Domschulgebäude (Süderdomstraße 15) aufgegeben werden…” (Es wird wohl das Gebäude hinten links auf dem Foto gewesen sein – oder?)
Als Illustration für des Zeichners “Schiffbrücke” nehme ich jetzt mal dieses beschauliche Foto des Schleswiger Hafens mit einem hineingeschummelten Wasserfahrzeug. Wer mehr wissen will, möge z.B. hier stöbern…Das gegen Veränderungen resistente “St. Joh. Kloster” sehen wir hier links mal auf einem schönen Foto von Franz Schensky…
Hanns Mieschendahl:
Ihr St.-Joh.-Foto zum 1827-Panorama erinnerte mich an eigene Dias ca. 50 Jahre alt: Einmal vom Klosterrasen aus insgesamt. Dann war die Tür unter dem kleinen Vordach links unten auf Ihrem
s/w-Bild geöffnet und ich fotografierte ungefragt in das Kellergewölbe: Dort fand sich wohl auch das Plätzchen, wo dazumal das unbotmässige Fräulein eingemauert worden war – mit nur einer kleinen Öffnung in ihrer Ummauerung: Wer schon so zum Tode eingemauert ist, soll wenigstens weder Hunger noch Durst leiden… Solch christliches Verfahren erinnert mich immer an das, was mal jemand(?) zur Bekehrung der Wikinger sagte: Sie wurden so lange totgeschlagen, bis sie glaubten, dass Gott die Liebe ist.
Plan der Stadt Schleswig von 1823
Hier ist jetzt der Plan der Stadt Schleswig “im Jahre 1823 gezeichnet und aufgenommen von Johannes von Schröder, gestochen von Jäck in Berlin” (aus dem Buch “Die Stadt Schleswig in alten Ansichten”). Noch einmal das Panorama der Stadt, sozusagen in komprimierter Form. Es handelt sich um eine “Empfehlungskarte des Hotels Stadt Hamburg”; auf der Karte mit der alten Bezeichnung “Esselbacher Gasthof” eingezeichnet.Hier ist noch ein Plan von Schleswig von 1852
Grund Riss der Stadt Schleswig von 1791
Als erstes fällt mir auf, dass es zwischen Haddeby und Fahrdorf noch keinen Damm gab…1.973 Ansichten
..da muß der Admin ja mächtig in die Tasche gegriffen haben,um diesen “Leckerbissen” zu ergattern.
Die beiden einzigen Ausgaben jener Zeit bei ZVAB werden für 290 resp. 465 Euro gehandelt.
Wir wollen mal nicht das Gerücht verbreiten, der Admin wäre ein Krösus.
Er hat das Buch ganz normal in der Landesbibliothek ausgeliehen!
Die teuren Bücher bei ZVAB enthalten übrigens nicht einmal das Panorama!
Toll, Gerd !!! Klasse, das Panoramabild !
Ein absolutes Highlight in Deinem Klassentreffen !
Das Panorama ist ein tolles Fundstück, schön, dass es nun den Weg ins Netz gefunden hat
Wer weiß, wie lange der Zeichner an dem Panorama gearbeitet hat
Ein Gedicht aus dem Volksmund zu der Zeit über die Bürgemeister:
“Der beste war Etatsrat Bruyn,
Bei dem war alles noch ziemlich grün,
Ihm folgte ein Herr von Ahlefeld,
Bei dem war´s aber schon schlecht bestellt.
Da kam der Polizeimeister Jessen –
Und nun ist die ganze Polizei wie besessen.” (aus SL 1711 – 1836)
Bruyn……….1761 – 1808
Dumreicher…..1788 – 1833
Jessen………1834 – 1850
Schleswig hatte von 1540 – 1808 jeweils zwei Bürgermeister.
Wie nun der Herr Dumreicher zu den Ahlefelds stand??? Er war viermal verheitatet. Vielleicht lag da der Grund?
Die für die Schleswiger leider (?)ungünstige Lage des Gottorfer Theaters erinnert mich an die Überlegungen der hiesigen Entscheidungsträger vor wenigen Jahren:
Wo soll die mit öffentlichen Mitteln = Steuergeldern subventionierte Strandsauna gebaut werden?
Wenn man sie möglichst weit entfernt und abseits jeglichen öffentlichen Verkehrsmittels errichtet, entfällt die Nutzung durch das Prekariat, da kann man doch eher nett unter sich verweilen.
Und so geschah es…
Wenn man das vierte Foto von unten-betitelt “Am Dom” Abb. 11 -anklickt,erkennt man – für mich zumindest-etwas erstaunliches.:man sieht links im Bild -im Bereich des Giebels drei stilisierte Türmchen,mit dazwischenliegenden “Windlochkonstruktionen”ähnlich denen am Lübecker Rathaus.(Auf der anderen Seite wird es ähnlich ausgesehen haben)
Von wann mag diese Aufnahme sein-denn derlei Konstruktionen weist der Dom heutzutage nicht mehr auf.
Hallo Lutz, hier ist noch so ein Foto mit den filigranen Bauteilen. Ich gehe davon aus, dass alles bei der Renovierung 1956 verschwunden ist.
Schaut mal auf die Titelseite des Schleswig-Prospekts aus Spenglers Hotel
von 1951.
(= mein Hintergrundbild auf meinem PC).