DC4LA meldet sich

Neuer Wellensalat (kann man das so sagen?) ist an unser Ohr gedrungen… und Jürgen (Ben) Bennöhr hat sich gemeldet:

…Übrigens stammt die Geschichte des OV Schleswig von mir. Ich habe sie anlässlich des 60. Jahrestages der Gründung verfasst und erst in diesem Jahre (2010) überarbeitet. Bitte also um Anruf via Tel oder Kontakt über SKYPE DL1NP-Ben.

MfG Bennöhr, DL1NP

[Admin: Das kleine Foto von 1950 ist aus “Stayfriends” – hier ein Bericht aus 2009 mit Bild in der SHZ]  
 
Das hier ist nicht DC4LA (Hanns Mieschendahl) sondern DL1IP (Detlef Missfeld)…

…und das hier ist auch nicht DC4LA sondern DL1FY (Oskar Gohn).

DC4LA schreibt:

Moin, Herr Tams!

Im Zusammenhang mit der Schleihalle war letztens Detlef Missfeldt im Klassentreffen aufgetaucht, einer der Schleswiger Kurzwellen-Amateurfunker – um da tätig werden zu dürfen, mußte man bei der Oberpostdirektion eine umfangreiche Prüfung bestehen. Funkverbindungen werden durch wechselseitig zugeschickte Karten (QSL) bestätigt, deren Ausgestaltung sehr unterschiedlich erfolgt: Der Dom z.B., oder der Operator bei der Aaabeit…

…hier also QSLs vom Detlef DL1IP ( bekommt man nach der Lizenzprüfung von der OPD verliehen – heute RegTP – , international geregelt ) aus dem Distrikt Schleswig-Holstein M / Ortsverband Schleswig M13 im DARC (Deutscher Amateur-Radioclub):



Wegen seiner zahlreichen Diplome zierte er seinerzeit auch eine Titelseite der cq-DL, der Vereinszeitschrift. Er gehörte zu den allerersten Schleswigern mit eigenem Fernsehgerät, bei ihm sah ich zum erstenmal die Tagesschau vom Sessel aus, sonst mußte man sich die Nase am Schaufenster von Elektro-Bannick in der Friedrichstrasse plattdrücken (neben Lederwaren/Polsterei Henningsen und Fischhändler Gosch)…

Admin – von dieser Seite:

Ebenso war Detlev Missfeld, DE 1761, bereits sehr früh dem Amateurfunk verfallen. Als Sohn des Malers und Bildhauers Missfeld, der u.a. die Innenausbauten des Passagierdampfers “CAP POLONIO” entwarf und diese später in der längst abgerissenen “Schleihalle” wieder verwendete (Jugendstil), kam er nach Schleswig. Er arbeitete am Wetteramt und war als DL 1 IP besonders in Telegrafie aktiv. Hunderte von Diplomen bedeckten alle Wände seines Hauses im Regenpfeiferweg 34. Leider verstarb er schon am 11.11.1976.

Noch etwas:

…Auch DL1IP hatte vorm Wetteramt mit der Fliegerei (allerdings militärisch) zu tun gehabt – als Angehöriger der Legion Condor.

Beim Amateurfunk spezialisierte er sich als einer der ersten Schleswiger TV-Gerät-Besitzer (bei ihm durfte ich die erste Tagesschau sehen) auf UKW mit Nogoton-Konverter und UKW-Eigenbau. Auf seiner Metabo-Drehbank fräste er hochpräzise Topfkreise aus Messing-Vollmaterial.

Etwas zu DL1FY:

…noch ‘ne QSL vom DL1FY Oskar (auch Wetteramtfunker) an seinem selbstgebauten Sender (s. großes Foto oben)

DL1FY wohnte am Dannewerkredder kurz vorm Margaretenwall und spannte seine Antenne über den Garten bis an die Kante der Kiesgrube, an deren Grund mein vorübergehender Arbeitgeber Tauwerkfabrik-Oellerking mit der Reeperbahn lag.

DL1FY machte hauptsächlich Telegraphie auf 15m weltweit. Faszinierend, wenn er mit der Morsetaste in der Hand und einem Ohr am Lautsprecher des Funkgeräts solch “ein QSO fuhr” (eine Funkverbindung hatte) und sich gleichzeitig über ganz etwas anderes mit einem Besucher direkt unterhielt – der langjährige Berufsfunker.

Admin – von dieser Seite: Oskar Gohn, DL1FY, ist ebenfalls unvergessen. Der ehemalige Lufthansa-Funker wohnte in günstiger DX-Lage am Haithabuweg. Sein 3-Element-Yagi brauchte keinen großen Mast und stand im Garten. Er war lange Zeit der älteste OM im OV. Sein Tod war so, wie man es sich als Funkamateur nur wünschen kann: er ging in seine Funkbude im Dachgeschoss um zu funken und starb ganz friedlich vor seinen Geräten, ohne lange und schmerzhafte Krankheit.

Und etwas zu DL3FX:

Meine älteste QSL – 7.8.1955 – von DL3FX Erwin (Landratsamt Flensburgerstr.) mit Dom, mit Umzug Pastorenstr.1 zum Husumerbaum 8.

Darf ich nun auch noch vom DL3FX als meinem ersten und hauptsächlichen Amateurfunk-Lehrmeister schreiben?

Er arbeitete im Kreishaus in der Flensburgerstrasse und wohnte im Husumerbaum in seinem Elternhaus – mit Friseur Löwenstrom.

DL3FX hatte seine Funkstation eine Leiter hoch (Hems) im Schuppen hinterm Haus: Ein Tornister-Empfänger b (“berta”) und der Eigenbausender für 80m im Gestell mit RL12P35 still glühend als PA-Endröhre.

Eine Bienenkorb-Glimmlampe neben der Antennenzuführung (“Hühnerleiter” zur Langdrahtantenne zwischen Apfelbäumen) flackerte im Rhythmus seiner Morsezeichen. Hanns Mieschendahl: Und das war meine Glimmlampe, bis sie vor einem halben Jahr bei ebay zu Geld gemacht wurde. Warum sie “Bienenkorb-” heisst,
sieht man wohl?

Die beiden Drähte haben keine Verbindung. Bei ca. 90 V zündet das farblose Gas (Neon, daher das orange Leuchten), die Drähte überziehen sich mit einer Leuchtschicht – beide wie hier bei Wechselspannung, nur der Pluspol bei Gleichspannung, bei Hochfrequenz reicht eine Hand an der Fassung… Ob ein grösserer Kondensator geladen war, sah man am Aufblitzen – günstiger als mit der Hand, was das Leben kosten konnte, was bei Amateurfunkern SK heisst = silent key: Seine Morsetaste schweigt für immer.

Funken konnte er nur, wenn der sehr sensible Meister Löwenstrom sich in seinem Rundfunkempfang nicht gestört fühlte.

Bei DL3FX erlebte ich neben Funkerei auch noch Hausmusik: Vater und die grossen Söhne – nach 9 hatten sie die Hoffnung auf eine Tochter aufgegeben, DL1FY nach 4 Töchtern die Hoffnung auf einen Sohn – spielten verschiedene Instrumente und muszierten gemeinsam.

Der so betrübliche Verfall des Hauses (selbst sah ich es zuletzt mit verbretterten Fenstern und dann Bilder von der “Begehung”) ist inzwischen wohl sehr weit fortgeschritten.

Zu den Fotos: Der Husumerbaum von der Ecke Kapaunenberg Richtung Mansteinstrasse ca. anno 1996 – das verfallene Haus etwas rechts der Mitte früher:

Linke Hälfte Friseur Löwenstrom, rechts DL3FX. Sein Eingang war über einen schmalen Gang seitlich erreichbar, der Schuppen mit der Amateurfunkstation hinter den zwischenzeitlich hochgewachsenen Sträuchern.

Bei einer Ihrer Begehungen haben Sie es besser von Stahmer aus – noch weiter verfallen: Erbengemeinschaft vermutlich?

Admin – von dieser Seite: Auch Erwin Urban, DE 6057, war schon früh dabei. Er erhielt seine DE-Nummer im Februar 1937 und wurde im September 1937 OVV in Schleswig. Nach dem Krieg war er unter DL 3 FX in Schleswig QRV, verstarb aber schon am 22.7.1970. Seine Söhne, die noch leben, berichten über abenteuerliche Aktivitäten während des Krieges und in der ersten Nachkriegszeit.

Nach dem Umzug zum Husumer Baum spannte Erwin für einen Contest eine Antenne vom Haus zum Kirchturm der Friedrichsberger Kirche. Später baute er auch UKW-Antennen, die mit einem grossen Handrad von der Funkbude aus gedreht werden konnten. Schon während des Krieges machte er Versuche
mit Telefonie. Gefunkt wurde fast nur nachts, geschlafen von 4 bis 7 Uhr morgens. Einmal wurden alle Kinder wach, als Erwin seine Frau rief: “Kika, komm mal, hab einen aus Afrika!”.

(da steht noch mehr – lest selbst! )

Jürgen (Ben) Bennöhr DL1NP:

Ich besitze ein kleines Foto [s.o.] von einem so genannten Fieldday des Schleswiger Ortsverbandes im damaligen DASD (Deutscher Amateursende- und Empfangsdienst) auf dem Erwin Urban [DL3FX] abgebildet ist. Er ist hinten rechts zu sehen.

Aus der “Geschichte des OV Schleswig M13”: Es existieren noch Fotos von einem Fieldday, vermutlich im Sommer 1936, auf denen außer Erwin Urban auch Werner Schöning zu sehen ist. Ein weiterer OM wurde als Hans Nielsen, der Friseur vom Holm, identifiziert. Auch der OM Petersen ist noch auf der Aufnahme zu sehen.
DC4LA: Bei DL3FX ging ich manchmal täglich ein und aus ab 1955 bis zum Ende meiner Schulzeit. Von ihm lernte ich besonders. An seinem Sender durfte ich für Abstimmungsarbeiten mit seiner Junkers-Taste viele “V” geben. Ob er auf dem 1936er-Foto unter den all den mir Unbekannten zu sehen ist??

Auch DL1IW, der “Insel-Wurm” Willi Petersen von Nordstrand, den ich noch lange regelmässig beim alljährlichen Distriktstreffen am 1.Mai in Eckernförde traf??
Aber fast 20 Jahre Differenz sollen wohl verändern.

DC4LA schreibt:

Inzwischen lebt von den damaligen Schleswiger Amateurfunkern wohl nur noch DK1KR, Sohn von Zahnarzt Gottfriedsen aus der Friedrichstrasse. Er legte zusammen mit DJ7PM seine Lizenzprüfung ab.

DJ7PM (SK) war Telefonist im Krankenhaus, wir hatten noch manchmal Funkkontakt. Wenn er während einer Funkverbindung nach dem Wetter gefragt wurde, hielt er zum Fühlen den Kopf aus der Dachluke seiner Funkbude – er war kriegsblind, so ahnte das niemand. Seine Geloso-Funkstation war an diese Behinderung
angepasst.

DK1KR baut(e) seine Antennen auf dem Pariner Berg (Google sei Dank, haben wir o.l. Einblick in die Funkbude von DK1KR).

DC4LA: Beim Stöbern in Rundsprüchen musste ich lesen, dass DK1KR am 7.5.2019 verstorben ist. Jahrgang 1929 1939 war er. Zuletzt begegneten wir uns wenige Jahre vorher beim Distriktstreffen, jährlich am 1. Mai in Eckernförde. Erstmals 1957 dorthin mitgenommen hatte mich DL1FY auf seiner 98er Adler. Nachdem
Oskar – die Adler aber nicht – glücklich einen Unfall überlebt hatte (ein Pkw nahm ihm die Vorfahrt), benutzte er eine NSU-Qickly, die eine seiner Töchter bei ihrer Wahl zur Miß Schleswig-Holstein gewonnen hatte, für seinen täglichen Weg vom Danewerkredder zum Wetteramt. Leider keine Antwort vom Zuständigen erhielt ich auf meine Anfrage, ob der gute Ben seine Informanten zu seiner Schleswiger Amateurfunkchronik vielleicht z.B. in einem Anhang aufgeführt hat. Aus dem Rundspruch: “Von OM Manfred Gruntzel erhielten wir die traurige Nachricht, dass OM Walter Gottfriedsen, DK1KR, am 7. Mai dieses Jahres aus der Welt gegangen ist. Walter, der sein Zuhause in der Nähe von Lübeck hatte, war sehr vielen OMs im Mecklenburg-Vorpommern bekannt für seine vielfältigen Aktivitäten auf den UKW- und UHF-Frequenzen und ebenso seine Teilnahme an diversen Contesten in diesen Frequenzbereichen, aber auch durch seine Teilnahme an unseren Distrikttreffen, als dies möglich wurde. Auf diesem Weg sagen wir seiner XYL Helga unser tiefes Mitgefühl.”

Admin: Hier ist noch eine QSL von Rolf Schlösser…


DC4LA: Wieso habe ich DK 1 KR glatte 10 Jahre älter gemacht? Jahrgang 1939 war er – erbitte Korrektur vom Admin. Und DL 1 IP zierte – wie ich nun nach 62 Jahren druckte – mit seiner Station die Titelseite der CQ-DL 2/1960:
Unter dem Sender damals sein niegelnagelneuer RX57 von Max Funke, Adenau/Eifel (der RX60 folgte noch).
Detlef hatte einen Tipp bekommen, in das hammerschlaglackierte Leistner-Stahlblechgehäuse neben der Walzenskala ein Loch gebohrt und ein Potentiometer als Abschwächer eingebaut – und mangels Bewährung wieder ausgebaut.
Das Foto von der CQ-DL wurde seine QSL.

2.580 Ansichten

9 Gedanken zu „DC4LA meldet sich“

  1. Die Antenne in der Amselstraße gehörte DL2OW, Heinz Feddersen, der auch schon lange verstorben ist. Weitere Auskünfte über Amateurfunk in Schleswig unter Tel. 04621-32610 oder SKYPE DL1NP-Ben
    Übrigens stammen die meisten Texte dieses “Klassentreffen”s zum Amateurfunk von mir und sind bei DL0SX.de im ganzen nachzulesen.

    Antworten
  2. Hallo, Herr Bennöhr!

    Ich bedanke mich herzlich für die Kommentierung und ganz besonders für das von Ihnen eingesandte Foto.

    Ihre “Geschichte des OV Schleswig” (bzw. Teile davon) konnte ich sehr gut an passenden Stellen “einflechten”, nach dem Hanns Mieschendahl mit dem Thema “angefangen” hatte.

    An den jeweiligen Stellen habe ich jeweils durch einen “Link” auf die Textquelle hingewiesen – denn “Textklauen” ohne Quellenangabe gehört sich nicht!

    Nochmals vielen Dank, Herr Bennöhr – und auf gute Zusammenarbeit!

    Ihr Gerd Tams

    Antworten
  3. Iiich angefangen? Unschuldig, Euer Ehren!
    Einzig das Klassentreffen mit der Erwähnung des guten Detlef rief meine Erinnerungen wieder wach – Amateurfunk im Selbstbau, bei DL3FX und DL1FY ( teilweise auch DL1IP ) war für mich seit 1955 deutlich spannender als Schule.
    Ein “Tipp” auf einem Halb-(oder war es damals gerade ein Drittel-)jahreszeugnis wusste die Verhältnisse zum Glück gerade noch verzögerungslos zurechtzurücken.

    Antworten
  4. Da hatte unser Admin ja wieder reichlich zu tun:
    An der angepassten Geloso-Station vom DJ7PM gab es keine Skalenabdeckung. Der Spezial-Skalenzeiger war so breit, dass die jeweilige Frequenz der verschiedenen Amateurfunkbänder durch Öffnungen erfühlbar war.
    Geloso-Oszillatoren waren – aber das war lange allgemein ein grosses Problem – leider nicht sonderlich frequenzstabil: Sie taten im Betrieb, was im damaligen TV zu sehen war, sie “waren auf der Flucht” – wie Richard Kimble. Nach dem hiessen sie dann auch.

    Antworten
  5. Roland Schultner: Glückwunsch zum 50. DARC Jubiläum. Hab ich gerade im CQ-DL gelesen. Kennst Du mich noch? 73 de DL8XS, dein Ex-Nachbar aus Bad Marmelade, jetzt Aachen. rolandschultner at yahoo.de

    Antworten
  6. Beim Stöbern in Rundsprüchen musste ich lesen, dass DK 1 KR am 7.5.2019 verstorben ist. Jahrgang 1929 war er. Zuletzt begegneten wir uns wenige Jahre vorher beim Distriktstreffen, jährlich am 1.Mai in Eckernförde.
    Erstmals 1957 dorthin mitgenommen hatte mich DL 1 FY auf seiner 98er Adler. Nachdem Oskar – die Adler aber nicht – glücklich einen Unfall überlebt hatte (ein Pkw nahm ihm die Vorfahrt), benutzte er eine NSU-Qickly, die eine seiner Töchter bei ihrer Wahl zur Miß Schleswig-Holstein gewonnen hatte, für seinen täglichen Weg vom Danewerkredder zum Wetteramt.

    Leider keine Antwort vom Zuständigen erhielt ich auf meine Anfrage, ob der gute Ben seine Informanten zu seiner Schleswiger Amateurfunkchronik vielleicht z.B. in einem Anhang aufgeführt hat.

    Antworten
  7. Wieso habe ich DK 1 KR glatte 10 Jahre älter gemacht? Jahrgang 1939 war er – erbitte Korrektur vom Admin.
    Und DL 1 IP zierte – wie ich nun nach 62 Jahren duckte – mit seiner Station die Titelseite der CQ-DL 2/1960:
    Unter dem Sender damals sein niegelnagelneuer RX57 von Max Funke, Adenau/Eifel (der RX60 folgte noch).
    Detlef hatte einen Tipp bekommen, in das hammerschlaglackierte Leistner-Stahlblechgehäuse neben der Walzenskala ein Loch gebohrt und ein Potentiometer als Abschwächer eingebaut – und mangels Bewährung wieder ausgebaut.
    Das Foto von der CQ-DL wurde seine QSL

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Per Klick lächeln: