Hanns Mieschendahl:
…Merkwürdigerweise ist König Abels Grab im Wickeltal nicht eingezeichnet…als Königsmörder (seinen Bruder Erich, den er am Finstern Ort bei Missunde mit Eisenketten umwickelt in der Schlei versenken ließ – nur die Möwen hatten es gesehen, seitdem schreien sie immer: “Erich, Erich…!”) fand er in seinem Grab im Dom keine Ruhe, also wurde im Wickeltal ein Bach umgeleitet, Abel dort begraben, ein Eichenpfahl eingerammt gegen weitere Wiederkehr und der Bach wieder in sein altes Bett geleitet. Danach konnte er nur noch in den Rauhnächten als Wilder Jäger…Dieses Grab findet sich ja und in meiner Djugend wurde bei Domführungen ein Stück von König Erichs Mütze und einer der Eisenketten gezeigt…
Jochen Meyer: Es heisst nicht Finstern Ort sondern Finstern Stern
Das “Klassentreffen” hat sich unter dem schönen Titel “Gourmetfestival” schon einmal mit dem König Abel beschäftigt und Norbert war so nett, das Gedicht von König Abels Ende einzusenden. Ich wünsche wohliges Gruseln bei der Lektüre!
(Auf der Karte von 1649 ist übrigens Abels Grab eingezeichnet!)
Der Ururururururururururururururrururururenkel Jochen Meyer meldet sich aus nördlichen Gefilden:
Wir, die mal mit Holmer Fischern gesprochen haben, kennen den richtigen Ort, also – wenigstens den Ort, an dem die Wasserleiche auftrieb…!
Hier jetzt (weiter unten) ein Foto der üblen Tat in der Nähe von Missunde. Das habe ich hier gemopst! Dort (in der Kirche von Ringsted; St. Bendt, wenn ich mich nicht irre) gibt es auch noch ein Mittelalterfoto von der Auffindung der Leiche:
Nicht nur mein eigener Ururururururururururururururrururururgrossvater ist darauf abgebildet! Vielleicht können auch andere Schleswiger einen alten Bekannten wiedererkennen?
»König Erich, die Faust auf den Widerrist,
Laß tanzen den Hengst im Grase.
Vergiß den alten Bruderzwist,
Wir trinken aus einem Glase.«
Herzog Abel schrieb das. König Erich ritt ein,
Und lag im Bruderarme.
Viel Jauchzen der Ritter im Abendschein,
Lauge Gudmundson schwieg im Schwarme.
Am Morgen früh weckt Hornstoß und Tusch,
Zu hetzen Wolf und Elche.
Die Brüder zusammen im Heidebusch,
Sie trinken aus einem Kelche.
Der Herzog allein. Zur Seiten nur
Ritter Lauge mit Speer und Pfeilen.
»Sprich, Lauge, wo blieb Wieb Stures Spur,
Wem hilft sie die Freuden teilen?«
Der König allein. Zur Seiten nur
Ritter Lauge mit Speer und Pfeilen.
»König Erich, wo blieb Wieb Stures Spur,
Wem hilft sie das Leben teilen?«
Erich Plogpenning zischt. Den Stachel sticht
Dem Rothengst er in die Weichen.
»Bei Sanct Jürgen, ich weiß es nicht,«
Und sucht die Jagd zu erreichen.
Am Abend Humpenaus, Zinken und Tanz,
Beim Brettspiel König und Knappen.
Der Mond flicht draußen den alten Kranz
Um Lauben und steinerne Wappen.
Der Herzog allein. Zur Seiten nur
Ritter Laug’ im Wams von Seiden.
»Sprich, Lauge, wo blieb Wieb Stures Spur,
Wen küßt sie von euch beiden?«
»Vom Trinken ist dir die Stirne heiß,
König Erich, die Luft ist trocken.
Mein Segel wiegt unten, scharlach und weiß,
Steig’ ein, und kühle die Locken.«
Schloßknechte spannen den Baldachin,
Vom Söller winkt der Bruder.
Der König schläft auf dem Hermelin,
Und leise tauchen die Ruder.
Verworren Getön vom Prunkgelag,
Der Wachen und Stundenrufer.
Da schießt mit gleichem Einfallschlag
Ein ander Boot vom Ufer.
»Halt, halt, König Erich!” … Fackeln im Wind
Flackern um schwarze Figuren.
»Wo blieb Wieb Sture, gieb Antwort, geschwind,
Gieb Antwort, wo blieb Wieb Sturen?«
»Bei Sanct Jürgen, ich riß sie dir Hund vom Leib,«
Schreit der König, die Lippen beben.
»Bei Sanct Jürgen, sie war mir Zeitvertreib
Zwei Wochen von meinem Leben.«
Der Ritter ringt ihm den Dolch vom Gehenk,
Und treibt ihn dem König ins Herze.
Das rote Blut tropft ins wüste Gemeng,
Stumm leuchtet oben die Kerze.
Wo Lauge durchstach den erlauchten Herrn,
Am Ufer steht die Kapelle,
Da steht die Kapelle zum finstern Stern,
Unheimlich klatscht dort die Welle.
Herzog Abel schwor beim Himmel weit
Und der reinen Magd im Dome,
Und ließ dem Mörder wenig Zeit,
Den zupf der Fisch im Strome.
Herzog Abel schob nichts auf die lange Bank,
In Roeskilde ließ er sich krönen.
In die Königsburg ritt er frech und frank,
Drommeten und Trummen dröhnen.
(Detlev. v. Liliencron hat die Ereignisse vom 7. August 1250 nachempfunden)
Angesehen von: 1230
Es heisst nicht Finstern Ort sondern Finstern Stern, was den lateinischen Ausdruck Finis Terræ reflektieren dürfte; ein in der Seefahrerkultur Europas gut bekannter Begriff, den man auf so einigen Seekarten wiederfindet. U.a. wird der westlichste Ort der spanischen Halbinsel so bezeichnet. Auf Finstern Stern soll zudem im Mittelalter eine Kapelle gestanden haben, die Kapelle zum Finstern Stern. Harm Paulsen hat da mal nachgestochert und meint, dass an der Geschichte was dran ist….
Jochen