Der Geist ist nur durch Geist zu zwingen
Zum Herzen kann das Herz nur dringen
wasserumsäumten Hügel und Dörfer und Gehöfte der Umgebung frei zu haben.
Eben hinter “Bellevue” verbreitert sich die Anlage vor unseren Augen, die Allee biegt etwas nach Nordwest, während wir auf einem Seitenwege mitten in der Anlage auf einem Postament eine Germaniavor uns sehen. Es ist das im Jahr 1873 nach einem Entwurf von Janda errichtete Kriegerdenkmal. Der Platz scheint ausgesucht würdig. Nicht minder derjenige auf dem Schneckenberge, auf dem sich zwei Denkmäler erheben. Im Vordergrunde steht umrahmt von Tannen und Lebensbäumen ein Granitblock. Unter dem schleswig-holsteinischen Wappen werden Schleswigs Bürger gewürdigt, die den Stein 1898
zur Erinnerung an die Erhebung Schleswig-Holsteins setzten. Diese Erhebung wurzelt aber in verschiedenen Voraussetzungen, dessen wichtigster Faktor das Chemnitz-Bellmann Denkmal in die Erinnerung ruft. Die stolze, 4 m hohe Statue des Cimbers auf dem auf Findlingen ruhenden Granitwürfel mit den Bildnissen von M. F. Chemnitz und Bellmann
wurde “Errichtet zum Andenken an die Schöpfer des Schleswig-Holstein-Liedes, das hier am 24. Juli 1844 zuerst gesungen wurde”. Der Grundstein ist gelegt am 24. Juli 1894. Wir überschauen hier nicht nur die Schützenkoppel, historisch geworden weil auf ihr die Klänge dieses Liedes die erste Begeisterung weckten, sondern wir blicken auch herüber zu der Stätte, wo 1864 bei Oberselk die eisernen Würfel fielen und zu dem Denkmal auf dem Königshügel; ja selbst zu den Hüttener
Bergen schauen wir ins weite Land hinein und wo man in unserer Stadt auch weilen mag, das Denkmal auf dem Schneckenberg ist sichtbar un verkündigt, das von hier ausgehend die Schlagbäume, welche die deutsche Einheit aufhielten, hinweggesungen sind. Weiter ausschreitend liegt rechts der “grosse Hesterberg“, auf dem einst Pferde des herzöglichen Hofes weideten und 1426 durch Erich von Pommern die – jetzt verschwundene – Owensburg mit Wall und Graben errichete wurde. Hinter der Warteschule
liegt hoch und frei das grosse Proviantmagazin. Unser Weg mündet in die Flensburger Chaussee aus, die wir aufwärts (also nach rechts) bis zu der Häusergruppe “Hühnerhäuser” durchwandern, ein Name aus der Zeit her, wo sich hier eine zum Schlosse Gottorp gehörende Menagerie für Hühner und Geflügel
befand. Wir bewegen uns am Rande des Tiergartens entlang, rechts liegen die Idiotenanstalt und einige hübsche Villen. Auf dem Rückwege liegt rechts der alte Militärfriedhof, desssen Pforten jeden Sonntag geöffnet sind. Wir treten ein. Hinter dem Gitter der mit dem doppelköpfigen Adler wird der österreichischen Söhne des kaiserlichen Heeres gedacht, die 1864 gegen Dänemark gekämpft
haben. Neben dänischen Inschriften der Grabdenkmäler liegen auch französische Soldaten auf diesem Friedhof. Unter einem unscheinbaren Holzdenkmal, das den Namen “Allah” trägt, ist ein algerischer Schütze beerdigt. Wehmütig gestimmt verlassen wir den gut unterhaltenen Friedhof, auf dem friedlich Freund und Feind nebeneinander schlafen, und nehmen gelegentlich auch den an der Husumer Chaussee jenseits der Hühnerhäuser belegenen neuen Militärfriedhof in Augenschein, der dem neuen St. Michaeliskirchhofe
gegenüberliegt.
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