Hallo Gerd,
als ehemaliger Diskjockey (Rockmusik oben) und Conférencier (Unterhaltung unten) der Schleihalle in 1966 erlebte ich auch den Untergang der Schleihalle. Ich erhandelte mir vom Johann Jürgens 350,00 DM monatlich, konnte diesen Job aber mit meinen Schulverpflichtungen nicht auf längere Zeit vereinbaren.
Als pensionierter Finanzbeamter stelle ich mir jetzt die Frage, ob Johann Jürgens für Holger Lohnsteuer abgeführt hat. Jürgens war ja bekannt für seine Großzügigkeit, aber auch für seine schwache Steuermoral.
Hmmmm.
Ach was! Wir hier im Klassentreffen behalten das für uns und freuen uns, dass Holger endlich sein Gewissen befreit hat
(Das Foto von “Jehann” habe ich aus Band 43 der Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte kopiert. In dem Beitrag von Theo Christiansen in dem Band fand sich übrigens eine lustige Geschichte zu einem Maybach-Auto, das nach dem Krieg von den Segelfliegern in Jagel genutzt wurde…)
Dass Holger Petersen den “Untergang der Schleihalle” mitbekommen hat, deckt sich mit der Beschreibung von Theo Christiansen in dem o.g. Band:
…1964 verkaufte er [Jürgens] auch sein “Prachtstück”, die “Schleihalle”. … ließ Jürgens sich überreden, seine alte “Schleihalle” zu pachten. Es ist fast rührend zu beobachten, wie er krampfhaft versuchte, alten Glanz zurückzugewinnen. Es glückte ihm nicht. Es kamen nicht mehr genügend Gäste … Das einstige Flaggschiff der Jürgensbetriebe dümpelte nur noch ziellos dahin. Der einst so berühmte “Wintergarten” wurde nur noch als Diskothek betrieben, und Frau Jürgens versuchte, mit dem Restaurant Gewinne zu erzielen. Es gelang nicht mehr, den Betrieb zu erhalten. Zermürbt gab das Ehepaar Jürgens 1968 den Pachtvertrag an die Firma Schwartz zurück…
Holger erinnert sich: 1967 feierte die Schleihalle ein Jubiläum, ich weiss nicht mehr welches (40 o. 50), das ich für Johann J. mitgestalten sollte. Für einen Monat hieß es in den Abendstunden Varieté vom Feinsten. Ich mußte durch das Programm führen. Der scheinbar letzte Versuch, die Kultur wieder nach Schleswig zu holen. Am stärksten in meiner Erinnerung ist ein Ballettduo, das nach George Gershwin “Rhapsodie in blue” tanzte. Es gab Zauberkünstler, Akrobaten und sonstige Alleinunterhalter. Der stärkste Magnet war jedoch ein “Striptease zu Pferde”. Das schneeweiße Pferd wurde über die Außentreppen der Scheihalle von einer schönen jungen Frau hineingeführt. Selbstverständlich waren die Hufeisen des Pferdes isoliergedämmt. Die Lichter erloschen und der “Strip zu Pferde” nahm seinen Lauf. Zudem traten mehrere kleinere Orchester musikalisch auf. An Wochenenden waren die Abende gut besucht, doch die Pleite wurde wochentags geschrieben. Währenddessen wurde das Lido (Rock oben) vernachlässigt und verkam zusehends.Angesehen von: 1080
Köstliche Kommentare, es scheint als gäbe es in Schleswig doch noch ein lustiges Forum.
Auf alle Fälle schaue ich jetzt öfter bei Euch rein.
Als Schüler hast Du einen Striptease moderiert? Wie alt warst Du denn da?
Hallo Gerd,
ich möcht noch einige Nachtragungen zur Schleihalle, falls von Interesse, geben.
1967 feierte die Schleihalle ein Jubiläum, ich weiss nicht mehr welches (40 o. 50), das ich für Johann J. mitgestalten sollte. Für einen Monat hieß es in den Abendstunden Varieté vom Feinsten. Ich mußte durch das Programm führen. Der scheinbar letzte Versuch, die Kultur wieder nach Schleswig zu holen. Am stärksten in meiner Erinnerung ist ein Ballettduo, das nach George Gershwin “Rhapsodie in blue” tanzte. Es gab Zauberkünstler, Akrobaten und sonstige Alleinunterhalter. Der stärkste Magnet war jedoch ein “Striptease zu Pferde”. Das schneeweiße Pferd wurde über die Außentreppen der Scheihalle von einer schönen jungen Frau hineingeführt. Selbstverständlich waren die Hufeisen des Pferdes isoliergedämmt. Die Lichter erloschen und der “Strip zu Pferde” nahm seinen Lauf. Zudem traten mehrere kleinere Orchester musikalisch auf. An Wochenenden waren die Abende gut besucht, doch die Pleite wurde wochentags geschrieben. Währenddessen wurde das Lido (Rock oben) vernachlässigt und verkam zusehends.
Ich selbst war auch zu diesem Zeitpunkt Schüler und konnte mir das fotografieren nicht leisten. Schade, aber die Erinnerungen sind geblieben.
Ich bin im April 1946 geboren, war zum Zeitpunkt des Strips sehnsuchtversessen volljährig, neugierig, in jeder Hinsicht und arm wie eine Kirchenmaus.