Der weiße Schwan – eine Bildreportage

Aufgewärmter Eintrag: Ein Foto oben, ein Foto unten. Nur so…

Die Pension Das Hotel “Zum Weißen Schwan” soll abgerissen und durch ein Wohn- und Geschäftshaus ersetzt werden gibt es weiterhin (sogar mit Webseite). Sönke Hansen berichtete darüber in seiner “Alten Schleihalle” – wie immer, mit Fotos (die sind aber wieder weg?).

Sönke: Hallo Gerd, habe die entsprechende Seite einschließlich Bildern offline genommen, nachdem sich herausgestellt hat, dass die Hütte stehen bleibt.

Sönke Hansen (im Kommentar, am 17.6.2009):
Der “Weiße Schwan” wird anscheinend erhalten bleiben. Die Pächterin dieses Etablissements hat mich per Mail gebeten, meine Seite über den Neubau des “Weißen Schwan” aus dem Netz
zu nehmen, weil das Projekt nicht mehr aktuell sei. Mittlerweile wurde das Plakat am “Weißen Schwan”, das auf eine Neubebauung hingewiesen hat, entfernt und das Gebäude erhielt einen neuen Anstrich. Zudem wird es anscheinend gegenwärtig entrümpelt (zumindest wird dort Sperrmüll abgefahren).

Das “Klassentreffen” bedankt sich für diese Anregung und schickt nun auch noch unseren Bildberichterstatter Hein Knips los, um noch einige Fotos zu machen, bevor der “Weiße Schwan” abgerissen wird.

Weil er gute Kontakte zum Museumsdirektor von Schloss Gottorf hat, hat ihm dieser die Erlaubnis gegeben, bis in die Turmkappe aufzusteigen und von dort sein Foto zu machen. Er wollte aber unbedingt den “Roten Elefanten” mit auf das Bild kriegen, und deshalb ist der “Weiße Schwan” am linken Rand nur zur Hälfte mit drauf.

Hein Knips merkte es aber zu spät. Er kennt aber den Hausmeister von der “Regierung” gut und bekam dann vom Dach den “Weißen Schwan” komplett ins Bild (links). Tja – der “Weiße Schwan” sieht heute ja etwas anders aus, als das kleine Häuschen am linken Ende der Häuserreihe. Ich vermute mal, dass da noch kein Schwan drin war… :roll:

Der Hausmeister hat Hein noch eine alte Ansichtskarte mit der gleichen Ansicht geschenkt, wie sie allerdings ein paar Jahre vorher aussah.

Da kann man gut sehen, dass ein etwas mickeriges Haus durch ein neues mit protziger Fassade ersetzt worden ist. “Das neue Haus ist ein Mietshaus für Offiziere der Schleswiger Garnison”, weiß der Hausmeister; “rechts daneben ist eine alte Gastwirtschaft, später
wurde daraus nach Neubau “Der Goldene Stern” – und ganz rechts die alte “Gottorfer Wassermühle”. Aus dem Mühlenteich (rechts) wird die Mühle wohl ihr Wasser bekommen haben (der Mühlenteich wurde offenbar auch “Schwanenteich” genannt)…

Als der “Rote Elefant” gebaut wurde, gab es da mal eine kleine Störung für den Wassermüller:

…Um die ausgeschachtete Baugrube für den Neubau von drückendem Wasser freizuhalten, ließ man eine Zeit lang den heute leider nicht mehr vorhandenen Mühlenteich vor dem Gebäude ablaufen. Da dem Mühlenpächter Behncke hierdurch das Wasser zum Betrieb der Wassermühle entzogen wurde, erhielt er pro 24 Stunden Ausfall eine Entschädigung von 30 Mark…

Heinrich Philippsen spricht (1923) von der “Gottorfer Erbpachtsmühle”:
…Der heutigen Mühle, die noch immer als “Gottorfer” Mühle im Volksmund fortlebt, hat von jeher das Wasser des Busdorfer Teiches die Kraft für ihren Betrieb geliefert. Dieses Wasser wurde durch einen, an drei Stellen überbrückten, besonders sinnreichen Kanal der Mühle zugeführt und sammelte sich lange in einem, vor dem heutigen “Herrenstall” belegenen Teich, der aber seit 1900 trockengelegt und später zu einem, mit gärtnerischen Anlagen geschmückten Grünplatz umgewandelt ist, auf dessen Westseite, ähnlich wie bei dem einstigen “Kälberteich“, jetzt ein Graben das nötige Mühlenwasser dem Ort seiner Bestimmung zuführt…

Helgo Klatt beschäftigt sich in den “Beiträgen zur Schleswiger Stadtgeschichte” in Heft 8 (1963) mit der Gottorfer Wassermühle, dem Mühlenteich und dem Mühlenbach.
…Der Mühlenteich machte auf den Vorübergehenden einen schönen und wohltuenden
Eindruck, zumal auf diesem Teich ein Schwanenhaus mit stolzen Schwänen und vielerlei Entenvolk zu sehen war. Aber die Anwohner des Herrenstalls hatten um so mehr zu leiden. Die ewige Rattenplage und der in der Sommerszeit übelriechende Faulschwamm waren eine große Plage, hervorgerufen durch die Zuleitung vieler Abwässer in den Mühlenbach und durch die mangelnde Reinigung; der Bach war zu einer Kloake geworden! Wir dürfen es hier allerdings nicht verschweigen, daß in weiter zurückliegender Zeit in unmittelbarer Nähe des Oerbachs viele “Apartments” angelegt waren, sogenannte WCs, an Wasser mangelte es ja nicht!

Weiter im Text mit Hein Knips:

Hein Knips erfährt dann auch noch, dass links neben dem Offiziershaus “Koester’s Hotel” steht. Da war vorher “Die verguldete Trompete” drin, in der die Schauspieler vom Hoftheater auf Gottorf gefeiert haben. Und als hier für kurze Zeit mal ein Bahnhof war, hieß der Gasthof auch mal “Eisenbahnhalle”.

Gefunden beim Antiquar am 7.10.2010…

…den u.g. Aufsatz von Helgo Klatt mit seiner persönlichen Widmung für Theo Christiansen!

Hier haben wir übrigens den Bahnhof und eine “Gemarkungskarte”, in der die “Eisenbahnhalle” bezeichnet ist. Die Bahn ging damals nach Klosterkrug (dän. Klosterkro) weiter (s. Helgo Klatt, Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte, Heft 2 1957).

Jürgen Jürgensen: Auf der Postkarte von `00 (fängt an mit: Liebe Luise – so hieß auch meine liebe Mama) sieht man rechts (in der Callisenstraße?) eine kleine Fabrik mit Schornstein. War das eine Pappfabrik? Jedenfalls hat da mein Opa jahrzehntelang bis zur Rente gearbeitet und ist demzufolge vom Hesterberg dorthin auch täglich am “Weißen Schwan” vorbei gekommen (Admin: Das kleine Foto ist hier bei Sönke).

Lutz Clausen bestätigt, dass es sich um die Fa. Erichsen und Menge handelte. Die Fa. kann man heute noch unter der Anschrift Callisenstraße 25 finden. Bei Sönke wird in der “Chronik des Jahres 1909” verzeichnet, dass die Fa. am 21.12. des Jahres 25jähriges Jubiläum hatte.

Hein Knips ist bei diesem ganzen Treppensteigen nun durstig geworden und hat seinen alten Opel auf dem Parkplatz vor dem “Weißen Schwan” geparkt, und sich dort nochmal ein kühles Pils genehmigt :D
Dann holt er die SN vom 17.6.2009 aus der Tasche und liest noch mal alles über diese Ecke der Gottorfstraße nach. Karl Rathjen berichtet dort anhand einer alten Ansichtskarte über alte Schleswiger Zeiten. Seine Ansichtskarte hat das “Klassentreffen” auch, allerdings in der nicht kolorierten Fassung.

Noch einige Ansichten von der “Ecke” für Nostalgiker:

Im Hintergrund: Die Dachpappenfabrik von Erichsen & Menge

Rechts geht es jetzt “elektrisch” zu…

Die “Neuzeit” (1967)

…mit dem “Goldenen Stern”. Das “Offiziershaus” links daneben hat jetzt eine etwas einfachere Fassade. Aus “Köster’s Hotel” (und zeitweiliger “Eisenbahnhalle”, links neben dem “Offiziershaus”) soll ein Bürohaus
geworden sein.

In der noch neueren “Neuzeit” stellen wir fest, dass aus dem “Hotel Goldener Stern” das “Hotel-Restaurant Gottorfer-Hof” geworden ist, mit Webseite!

Schwannachbarschaft…

…von oben…

1.814 Ansichten

7 Gedanken zu „Der weiße Schwan – eine Bildreportage“

  1. Na, Klasse:no:
    Obwohl der weiße oder gelbe Schwan auch nur eine blasse Schönheit ist, ist der geplante Neubau ein Ausbund von Häßlichkeit (KOTZWÜRG)
    So´n ähnliches Scheißding (Büro-, Wohn- und Geschäftshaus)wird auch in Eckernförde in der Kieler Straße gebaut! Vorher wurde das alte Hotel “Stadt Kiel” trotz heftigen Protesten und Unterschriftensammlung dem Erdboden gleichgemacht.
    Meine Frau will dort aus Protest nie einkaufen!
    PS: Bei der ehemaligen Schleihalle wird ja so was Ähnliches geplant.
    Asche auf das Haupt der sogenannten Stadtväter!!! Hmhmhmm, besser wäre wohl noch Jauche…….88|

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  2. Soll da wirklich dieser 4-eckige Klotz hinkommen ? Das paßt doch – allein schon vom Dach her – überhaupt nicht in die bestehende Bebauung.
    Hier in Bremen schüttelt man ja auch ab und zu den Kopf über Neubaupläne, aber so was (glaub ich) würde hier im Bauamt keiner genehmigen.

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  3. Danke auch für diese rasche Querverweisung, Herr Tams!
    Einerseits…, aber was soll einen (Buten-) Schleswiger nach dem Wikingturm überhaupt noch erschüttern?
    Wer das gefressen hat, darf auch alles andere…
    Die / Das aufstrebende Moderne braucht nun mal Platz zur freien Entfaltung. Das Alte hat / Die Alten haben schon viel zu lange die besten Plätze blockiert.
    Und hier haben sie bei eleganter Planung und Ausführung die Schlei mindestens bei Hochwasser direkt im Hause? Pauschal im Mietpreis? Goil!

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  4. Moin zusammen,

    Kompliment, Gerd, was für herrliche Bilder auch aus diesem Stadtgebiet!

    Der “weiße Schwan” soll weg? Schade! Das Gebäude hat das Stadtbild an der Stelle natürlich geprägt. Aber richtig schön war der Kasten auch nicht.

    Mensch, wie oft bin ich auf dem Weg von Friedrichsberg in die Stadt und zurück da vorbeigelatscht…
    Komisch, drin war ich nie!

    Auf der Postkarte von `00 (fängt an mit: Liebe Luise – so hieß auch meine liebe Mama) sieht man rechts (in der Callisenstraße?) eine kleine Fabrik mit Schornstein. War das eine Pappfabrik? Jedenfalls hat da mein Opa jahrzehntelang bis zur Rente gearbeitet und ist demzufolge vom Hesterberg dorthin auch täglich am “weißen Schwan” vorbei gekommen.

    Als ich neulich mal wieder da längs ging, fiel mir allerdings auf, dass das Gebäude ziemlich verkommen aussah. Es prangte dort als Zeichen fortschreitenden Verfalls auch ein schäbiges großes Schild mit der Aufschrift: Übernachtung 29 Euro!

    Man könnte allerdings das Heulen darüber kriegen, wie mit diesen unsäglichen Konsumtempeln ganze Stadtbilder und wertvolle “optische Ressourcen” zerstört werden. Wie kann diesem Kommerz bloß Einhalt geboten werden?

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  5. Hallo Jürgen –
    ja, das war die Dachpappenfabrik von Erichsen und Menge – und Deine andere Frage nach dem Einhalt gebieten bezüglich der Zerstörung optischer Ressourcen – wird wohl nur ein frommer Wunsch bleiben.
    Im vorletzten Jahrhundert das “Hohe Tor” – im letzten Jahrhundert in den siebziger Jahren weite Teile des Stadtweges: u.a.Schleswiger Nachrichten, Foto Hansen, Maas`sche Druckerei – um nur einige zu nennen – und heute: Hotel Stadt Hamburg usw.
    Es geht immer weiter – bis wir uns irgendwann einer optisch geschichtslosen Stadt gegenüber sehen. Man wird dann im Straßenpflaster Markierungen haben (s.Hohes Tor), die dem dann interessierten Touristen und Einheimischen “sagen”, wo sich welches Gebäude befunden hat. Es gibt den schönen Ausspruch: “Ein Volk ohne Geschichte – ist wie ein Volk ohne Gesicht”, der sich hervorragend übertragen lässt: “Eine Stadt ohne Gesicht – ist wie eine Stadt ohne Geschichte.

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  6. Der “Weiße Schwan” wird anscheinend erhalten bleiben.
    Die Pächterin dieses Etablissements hat mich per Mail gebeten, meine Seite über den Neubau des “Weißen Schwan” aus dem Netz zu nehmen, weil das Projekt nicht mehr aktuell sei.
    Mittlerweile wurde das Plakat am “Weißen Schwan”, das auf eine Neubebauung hingewiesen hat, entfernt und das Gebäude erhielt einen neuen Anstrich. Zudem wird es anscheinend gegenwärtig entrümpelt (zumindest wird dort Sperrmüll abgefahren).

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